Zu Gast bei Texterella
„Diese Gärten muss man einfach gesehen haben!“ Ein Gastbeitrag von Fernsehjournalistin Sabine Platz.
Ich muss ein Geständnis machen: Mit Pflanzen kann ich gar nicht. Ich habe es nicht nur einmal geschafft, sogar Kakteen umzubringen – obwohl die ja eigentlich wie für mich gemacht sind, denn alles andere Grünzeug vergesse ich schlichtweg zu gießen.
Logisch, dass auch unser Garten eher … pflegeleicht angelegt ist. Jede Woche Rasenmähen und in den Blumenbeeten „Unkraut“ jäten ist einfach nicht meins. Nein, in unserem Garten darf es wuchern und wildblühen und statt englischem Rasen ist unser Haus von einer Wiese mit Löwenzahn, Gänseblümchen, Klee und weiteren Wildblumen umringt, auf der sich auch Bienen richtig wohl fühlen. Ich liebe es!
Auch wenn ich selbst nun wahrlich keinen grünen Daumen habe, so macht mich irgendetwas doch sehr sicher, dass es unter meinen Leserinnen viele Frauen gibt, die – neben gutem Stil und schöner Mode – auch Gartenarbeit lieben und sehr viel Zeit mit der Hege und Pflege ihrer Pflanzen verbringen! Und genau deshalb habe ich heute Sabine Platz zu mir ins Blog eingeladen – du kennst sie vielleicht als „Gartenreporterin“ aus dem ZDF Morgenmagazin. Sie stellt uns heute ihre ultimative „Diesen-Garten-musst-du-unbedingt-gesehen-haben-Bestenliste“ vor – vielleicht eine Idee für die nächste Urlaubsreise?
Kennengelernt habe ich Sabine übrigens im Jahr 2020 bei einem Schreibworkshop des bekannten Kolumnisten Harald Martenstein. Danach blieben wir in Kontakt, weil wir beide gerade an unserem ersten Buch schrieben. Meines handelte von Stil und Mode und ihres – du kannst es dir denken! – vom Gärtnern. „Sabine Platz im Garten – zwischen Knolle und Kompost liegt das ganze Leben“ ist im letzten Herbst bei Ludwig erschienen und es ist ein Buch, das man einfach lieben muss. Selbst wenn man (wie ich) keinen grünen Daumen hat und sogar Kakteen killt. Vordergründig geht es ums Gärtnern, aber eigentlich geht es um Menschen und ums Leben. Ein ganz wunderbares Buch, das bereits einen Preis gewonnen hat: den zweiten Platz beim Gartenbuchpreis 2022 in der Kategorie Gartenprosa und -lyrik. Hier habe ich übrigens ausführlicher über Sabines Buch geschrieben.
So, nun bin ich aber still und überlasse das Feld Sabine – und einer kleinen Auswahl ihrer Lieblingsgärten. Danke, liebe Sabine, für diesen wunderbaren Gastbeitrag!
Voilà:
Foerster Senkgarten
„Ein Garten ohne Phlox ist ein Irrtum.“, soll der große Staudengärtner Karl Foerster einmal gesagt haben und weil er nun mal ein Herz für Stauden hatte, züchtete er im Laufe seines Lebens gleich mehr als 500 neue Arten. Bevor er seine neuen Kreationen allerdings der Öffentlichkeit präsentierte, mussten sich die Pflänzchen drei lange Jahre lang in seinem privaten Lehr- und Versuchsgarten bewähren. Nun, der Meister ist schon lange tot, aber den Garten gibt es bis heute. Vor den Toren Potsdams, mittlerweile von der Deutschen Stiftung Denkmal bestellt, lässt es sich wunderbar durch die Foerster’sche Blütenpracht spazieren. Den Kern der Anlage bildet der berühmte Senkgarten. Kleine Treppen und Stufen, umrahmt von mannshohen Stauden und Gehölzen, führen hinunter zu einem Seerosen-Wasserbecken. Wann immer mich mein Weg nach Potsdam führt, schaue ich hier vorbei und der Horizont wird zum Blütenmeer. Ein magischer Ort, den ich wärmstens empfehle. Am besten an einem lauen Sommerabend, dann sind die Touristenbusse durch und mit etwas Glück, hat man das grüne Paradies ganz für sich allein. (Weitere Informationen zum Foerster Senkgarten)
Staudengärtnerei Gaißmayer
Wer es nicht bis nach Potsdam in den Förster-Garten schafft, sondern eher im Süden unseres Landes unterwegs ist, dem empfehle ich einen Abstecher zu „Gaißmayer“. Einfach auf der A7 die Ausfahrt „Illertissen“ nehmen und schwupps – schon parkt man vor der Traditionsgärtnerei. Das Gelände ist riesig, Besucher dürfen durch jedes Gewächshaus spazieren und sich auf den Freiflächen in aller Ruhe umschauen. Ich kenne keine andere Gärtnerei, die Verkaufsfläche und Schaugarten so fulminant miteinander verbindet. Natürlich ist es unmöglich das Gelände ohne einen Neuerwerb für den heimischen Garten oder Balkon zu verlassen. Warum auch? Ich selbst war im späten Frühjahr vor Ort, aber natürlich dürfte es zur zweiten (Stauden)Blüte im September ebenfalls besonders schön sein. (Weitere Informationen zur Staudengärtnerei Gaismayer)
Friedhofsgarten in thüringischen Buttstädt
Zwischen Naumburg, Erfurt und Jena liegt das kleine Städtchen Buttstädt. Und gleich aus mehreren Gründen, ist dieser Ort einen Besuch wert: Erstens nämlich hat es einen beeindruckend schrägen Kirchturm. (Statiker reisen scharenweise an, um dieses Bauwerk zu bewundern) Zweitens wohnen hier unfassbar freundliche Leute. Und drittens gibt es in Buttstädt die älteste erhaltene Friedhofsanlage Thüringens - den Camposanto. Irgendwann im 16. Jahrhundert nach italienischem Vorbild erbaut, hat der Friedhof zwei verwunschene Säulengänge, beeindruckende Grabmale aus der Renaissance, dem Barock und dem Rokoko und als Highlight den lustigsten Friedhofsvorsteher, den man sich vorstellen kann. Erich Reiche, heißt der Mann. „Großes R, kleine eiche.“, so stellte er sich mir vor und holte einen riesigen, rostigen Schlüssel aus seiner Jackentasche. Mit dem öffnet er Besuchern das knarzende Holztor und lässt eintreten in den hinter hohen Mauern versteckten Friedhofsgarten. Hach, was für ein wunderbar romantischer Ort. Wenn ich jemals im Leben einen Märchenfilm drehe, dann komme ich hierher zurück. Zu all den Putten, verzierten Grabmälern und steinernen Statuen. Dieser mystisch, verwunschene Garten bleibt Ihnen lange in Erinnerung. Versprochen. (Weitere Informationen zum Alten Friedhof in Buttstädt)
Dahlienblüte auf der Mainau
Bei mir im Garten wollen Dahlien einfach nicht sein. Jedes Jahr versuche ich es aufs Neue - ohne Erfolg. Zum einen ist mein Boden wahrscheinlich zu lehmig und zum anderen sind Dahlienknollen die Lieblingsspeise von Nacktschnecken. Die Viecher fressen alles platt! Um so froher bin ich, dass ich einst die Insel Mainau zur Dahlienblüte besuchen durfte. Denn das Bild von damals hat sich eingebrannt in mein Reporterhirn. Was für ein Spektakel! Hüfthohe, ballgroße Blüten wankten an langen Stängeln sanft im Wind, im Hintergrund tauchte der Bodensee den Horizont in tiefgründiges Blau. Kitschiger geht’s gar nicht. Und schöner eigentlich auch nicht. Die Insel Mainau ist seltsam künstlich und doch ganz und gar einen Besuch wert. Blöd nur, dass ich damals vergessen habe zu fragen, wie die ihre Knollen vor Schneckenfraß schützen. (Mehr Informationen zur Blumeninsel Mainau)
Pennys Garten
Whisley, Sissinghurst, Kew Gardens – wer nach England reist und sich für Gärten begeistert, der klappert natürlich in erster Linie mal die Klassiker ab. Und das ist ja auch richtig so, denn sie alle sind fantastisch. Und doch – wenn Sie noch Kraft und Zeit übrig haben, dann sollten Sie den Privatgarten in Cobham von Penny Snell nicht verpassen. Penny ist die Leiterin des National Garden Scheme und öffnet ihren Garten regelmäßig für Besucherinnen und Besucher. Ihr grünes Paradies ist ein einziger Traum: Staudenbeete, bis ins Detail farblich aufeinander abgestimmt, ein Laubengang aus Maulbeerbäumen, ein Rondell aus Hochstamm-Buchen, unterpflanzt mit riesigen Gräsern, ein Kräutergarten und als Highlight eine Stumpery - ein mystischer Ort, angelegt aus alten Baumstümpfen, bepflanzt mit Farnen und Funkien. Diesen Garten in all seiner Pracht zu beschreiben, würde hier zu weit führen, aber so viel sei gesagt: Sowohl Penny als auch ihr Grundstück sind ein Erlebnis und ich bin unendlich froh, dass ich beides in meinem Leben kennenlernen durfte. (Mehr Informationen zu Pennys Garten)
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Liebe Sabine, nochmals ganz lieben Dank für deine tollen Empfehlungen und dafür, dass du dir Zeit für Texterella genommen hast!
Die Gartenfreundinnen unter meinen Leserinnen muss ich natürlich fragen: Hast auch du eine Gartenempfehlung für uns?
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Bildnachweis:
Foto von Sabine Platz – Anne Smith
Gartenfotos 1 bis 4 – mit freundlicher Genehmigung der Staudengärtnerei Gaißmayer
Fartenfoto 5 – Pressefoto Insel Mainau/Peter Allgeier
Danke, dass ich die Fotos verwenden durfte!
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Mein Buch über Mode, Stil und das Leben 50plus: Die beste Zeit für guten Stil. Fashion for women. Not girls. (Oder hier bei Amazon.) Der erste Stilguide ohne Stilregeln, dafür mit vielen Anregungen zu mehr Nachhaltigkeit. Kein Ratgeber – ein Mutmacher und ein Buch, das dich sicher für 2022 inspiriert! Ein Exemplar mit persönlicher Widmung kannst du direkt bei mir bestellen. Aktuell gibt es sogar noch zwei limitierte Texterella-Lesezeichen dazu.
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9 Kommentare
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 08:49 Uhr
Guten Morgen!
Was für ein wunderschönes Thema. Ich liebe es im Garten zu wühlen, Tomaten, Schnittlauch, gestreifte Beete, Äpfel und sonstiges zu ernten. Im Sommer findet man mich immer im Garten. Ich habe schon tausende Euro im Garten verbuddelt und wahrscheinlich kommen auch noch mehr dazu. Es ist immer bereichernd in andere Gärten zu schauen und natürlich war ich auch schon in den englischen Gärten. Mein Tip ist der botanische Garten und der Palmengarten, sowie die “grüne Lunge” in Frankfurt.
Einen herrlichen Sonntag wünsche ich Euch Allen!
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 09:09 Uhr
Ein Garten ist die Wohnung meiner Seele, so ähnlich ist ein Sprichwort, das ich in Japan kennen und schätzen gelernt habe.
Ich genieße zurzeit unseren Garten sehr, der von Jahr zu Jahr immer mehr mein Garten wird.
So vielseitig und inspirierend, das zeigt auch dein Beitrag heute können Gärten sein.
Liebe Grüße Edith
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 11:08 Uhr
Gardening, my second passion !
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 11:31 Uhr
Gärten sind was Wunderbares, leider bin ich auch nicht so gesegnet mit dem grünen Daumen. Daher haben wir einen eher naturnahen Garten, der aber bei Insekten sehr beliebt ist.
Das Buch zeigt sehr schöne Gärten und ist bestimmt sehr lesenwert, ich kann mich erinnern, dass Du es einmal vorgestellt hast. Die Autorin macht einen sehr sympathischen Eindruck! Ich weiß schon, wer das Buch geschenkt bekommt…!
Letzes Jahr waren wir im Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Das ist auch ein Garten für mich. Besonders der Garten der Frauen http://www.garten-der-frauen.de/, wo es nur Gräber, allerdings besondere, von Frauen gibt. War sehr beeindruckend.
Außerdem liebe ich den Garten vom Gabriele Münter-Haus in Murnau. Er ist zusammen mit dem Haus eine so feine Einheit.
Es gibt noch einen Garten einer Künstlerin, der besonders ist: Karen Blixens Garten in Rungstedlund nahe bei Kopenhagen. Blumen aus diesem Garten stehen in jedem Zimmer ihres Hauses - bis heute. Das ist ein fortwährendes Andenken daran, dass sie immer Blumen aus ihrem Garten arrangiert hatte. In diesen Zimmern meint man immer, sie ist noch da…
Also, wer Urlaub hat in nächster Zeit, das wäre doch eine Reise wert!
Herzlich, Sieglinde
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 12:19 Uhr
Da empfehle ich sofort den Garten von Manfred Lucenz und Klaus Bender am Niederrhein. Die beiden haben mehrere wunderschöne Gartenbücher geschrieben und eine Website, auf der die Öffnungszeiten stehen - vor allem im Frühjahr ist ihr Gartenreich ein Traum!
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 12:57 Uhr
Mein Tipp für einen Gartenbesuch ist die Gartenlust in Halver / NRW. Leider ist dieser schöne Staudengarten nur noch zu besonderen Anlässen öffentlich zugänglich, so am 19.6. zum Tag der OFFENEN GARTENPFORTE.
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 15:53 Uhr
Oh ja, der Foerstergarten ist bei uns um die Ecke. Der ist zu jeder Jahreszeit schön. Das mit den Touristenbussen hält sich sehr in Grenzen und in der benachbarten Gärtnerei kann man gut noch etwas für den eigenen Garten mitnehmen. Nur mit der Kuchenversorgung hapert es sehr, bringt euch etwas mit. Das auf der Bank im Schatten mit dem Einkaufsbeutel bin ich und die Katze soll nicht gefüttert werden.
Schönen Sonntag und viele Grüße
Ilka
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 20:48 Uhr
Was für ein schöner Gastbeitrag! Ich liebe meinen Garten und alle Gartenbücher und -zeitschriften. Aber in der Praxis bin ich ganz schlecht, mein Daumen ist bei Unkraut am grünsten…. Phlox liebe ich über alles, der Duft ist so umwerfend und versetzt mich sofort zurück in die Kindheit .
am Sonntag, 15. Mai 2022 um 21:03 Uhr
Nachtrag:
Wer in der Nähe von Frankfurt ist, unbedingt den Hauptfriedhof besuchen. Nicht so groß wie der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, aber ein grüner, verwunschener Ort der Ruhe im Getriebe von “Mainhatten”..