Texterella in Ecuador
Into the blue.
Ich sitze auf dem Rand des Schlauchbootes, das mich und ein halbes Dutzend Mitreisende von der Yacht in die kleine Bucht gebracht hat, in der das Wasser den Himmel so türkis widerspiegelt, dass man sich fühlt, als wäre man gerade in der Bounty-Werbung gelandet. Meine Füße stecken in Taucherschlappen, auf dem Kopf trage ich die Taucherbrille mit Schnorchel und das Pazifikwasser ist einen winzigen Moment entfernt, nur das Herabgleiten vom rauen Gummibootrand. Doch so sehr das Wasser lockt und glitzert und blaugrün schimmert – ich hadere. Soll ich wirklich? Schnorcheln? Mit meinen pummeligen 53 im Wasser rumpaddeln?
Andererseits: Warum nicht? Was hält mich? Was soll schon passieren?
Das Ärgste liegt ohnehin schon hinter mir: In einer winzigen (und nicht unbedingt sauberen) Kabine unter Deck hatte ich mir mühsam die von 70 Prozent Luftfeuchtigkeit klammen Klamotten vom Leib geschält und mich dann in mein schwarzes Badekleidchen gezwängt. Danach fühlte ich mich noch schweißgebadeter als vorher, denn die Kombination aus feuchter Haut, strafffen Badeanzug-Jersey und winziger Kabine ist ... nunja, sagen wir: herausfordernd. Irgendwann war es dann aber vollbracht und das Badekleid (mit schwingendem Röckchen und Esther-Williams-Schnitt – allerdings in XXL) angezogen. Dann musste ich mich noch an den Mitreisenden, die zumindest gefühlt alle schlanker und fitter sind als ich, vorbeimanövrieren zum Ausstieg ins Schlauchboot. Catwalk bei Heidi? I feel you! Warum nur hatte ich nicht auf die Kinder gehört, die das Kleidchen immer schon …. mindestens seltsam gefunden hatten, und überhaupt: Hatte ich mir eigentlich die Beine rasiert?
Egal. Nun ist es zu spät, um zu herumzuhadern. Ich schließe die Augen und gleite ins Wasser.
Uuups, es ist kühl, deutlich kühler als erwartet. Ich rücke mir die Brille auf der Nase zurecht, klemme mir das Mundstück zwischen die Zähne und blicke nach unten. Meine Beine schimmern seltsam bleich gegen die großen Blöcke aus schwarzem Lavagestein am Meeresboden, und noch bevor ich den Haarstatus meiner Beine überprüfen kann, sehe ich den ersten Fisch: Schwarz mit rotblauen Flossen. Einer. Nein, zwei. Plötzlich wird wie aus dem Nichts ein ganzer Schwarm daraus, dazwischen gelb-gestreifte Fischchen, wie ich sie aus „Findet Nemo!“ kenne. Überhaupt scheint die ganze Film-Besetzung unter mir versammelt zu sein – was für ein wunderschöner bunter Reigen! Zwei türkis-goldene mit filigranem Muster gesellen sich zu einem Schwarm Grunzer, und bevor ich aus dem Staunen herauskomme, nehme ich links eine Bewegung war: Ein Seelöwe (später würde ich erfahren, dass es sich um ein Weibchen handelte) überholt mich in rhythmisch schwingenden Bewegungen. So behäbig die Kerle an Land sind, so elegant bewegen sie sich im Wasser. Plötzlich dreht er um und hält auf mich zu. Ganz nah gleitet er an mir vor, wendet nochmals und kommt wieder näher. Will er womöglich spielen? Ich bin zwischen „Huch!“ und „So süß!“ und unterdrücke den Wunsch, meine Hand auszustrecken, um das Tier zu berühren, das glatte Fell zu spüren. Kurz blicken wir uns durch die Brille in die Augen, seine nussbraunen Knopfaugen und die Schnurrhaare sind ganz nah – bevor er dann abtaucht, um zu verschwinden ...
Und so ist irgendwo da draußen in diesem weiten pazifischen Ozean ein Seelöwenweibchen, dem ich mich für einen Wimpernschlag ganz nah gefühlt habe. Danke für diesen unvergesslichen Moment!
Was ein Glück, dass ich meine Komfortzone überwunden („Ach, ich bleibe lieber an Bord, war sowieso schon alles so anstrengend und ein Kaffee wäre jetzt auch nett!") überwunden und mich zum Schnorcheln in den Pazifik gewagt habe!
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2 Kommentare
am Samstag, 13. April 2019 um 18:10 Uhr
Liebe Susi, ich musste jetzt sehr herzlich lachen, freue mich aber umso mehr, dass du dich ins Wasser getraut hast. Auch schnorcheln ist schon so wunderschön. Ich bin mit 55 zum ersten Mal richtig getaucht, du hast also noch Zeit ;-) Willkommen zurück, liebe Grüße, Claudia
am Montag, 15. April 2019 um 21:29 Uhr