Texterella in Ecuador
Grenzen überwinden. Warum es eine gute Idee sein kann, den Kopf einmal auszuschalten.
Hätte ich mehr darüber nachgedacht, dann hätte ich diese Reise nach Ecuador vielleicht nie angetreten. Vermutlich hätte ich Zweifel bekommen: Ist das wirklich der richtige Trip für mich? Sollte ich nicht lieber eine andere Route wählen? Aber ich dachte nur daran, dass ich meine Tochter sehen würde und dass der Termin für uns beide optimal war. Und so war die Reise gebucht, bevor mir wirklich bewusst wurde, auf was ich mich eingelassen hatte: darauf, dass ich mich einen Großteil der Reisezeit in einer Region zwischen 2.800 und über 4.000 Meter über dem Meeresspiegel bewegen würde.
Hätte ich mir das bei etwas mehr Nachdenken zugetraut? Wohl eher nicht.
Als ich letzten Samstag in Quito landete, war ich deshalb sehr gespannt: Die Stadt liegt auf 2.800 Meter Höhe und bereits das forderte mir ziemlichen Respekt ab, denn – obwohl in Bayern geboren und lebend – hatte ich es in 53 Jahren noch nie auf die Zugspitze mit ihren gut 2.900 Meter geschafft, geschweige denn überhaupt den Wunsch empfunden, mich auf diese Höhe zu begeben!
Der Vulkan Cotopaxi auf 4.000 Meter Höhe.
Quito war aber erst der Anfang. Nach 24 Stunden Akklimatisierung ging es für uns zu einem Hochplateau auf 4.000 Meter Höhe: Dort wanderten wir rund zwei Stunden mit Blick auf den knapp 6.000 Meter hohen Vulkan Cotopaxi. Einen Tag später fuhren wir von Quito aus mit der Seilbahn erneut auf über 4.000 Meter und den Tag danach verbrachten wir auf 3.500 Meter Höhe im Nebelwald, stiegen über glitschiges Wurzelwerk hoch zu einem Wasserfall und genossen den Blick auf die intensivgrüne Natur und tiefhängenden Wolken.
Puh. Mit so viel Höhe hatte ich nicht gerechnet.
Tatsächlich ging es mir die ersten Tage nicht so ... wirklich gut. Zumindest, sobald ich anfing, mich zu bewegen. Die Treppen hoch zu meinem putzigen Hotelzimmer in der zweiten Etage? Ein Bummel durch das hügelige Quito? Die (flache) Wanderung auf 4000 Meter Höhe? Alles fühlte sich an wie eine Hochgebirgstour für Untrainierte. Was es ja im Grunde auch war. Herzklopfen, Schwindel, Atemlosigkeit, Kopfweh ... aua. Warum war ich nicht einfach daheim in Kirchdorf geblieben?!
Ecuadorianischer Nebelwald auf 3.500 Meter Höhe.
Ab Tag vier wurde es langsam besser. Den Nebelwald konnte ich bereits erkunden, ohne das ständige Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden oder das Bedürfnis, nach jedem zweiten Schritt eine Pause zu machen, um wieder Luft zu kriegen. Stattdessen machte sich Stolz breit: dass ich mich nicht von der dünnen Luft hatte kleinkriegen lassen. Ich hätte ja schließlich auch im Hotelzimmer oder im Bus bleiben können. Nein, ich hatte meine persönlichen Grenzen nicht nur erkunden, sondern überwunden – und etwas getan, was ich mir daheim nie zugetraut hätte. Man stelle sich vor: eine Wanderung in den heimischen Hochalpen! So etwas wäre mir völlig abstrus erschienen, niemals im Leben hätte ich überhaupt den Versuch gewagt.
Blick vom Pichincha auf 4.050 Meter Höhe.
Genau das hat mich meine Reise in ecuadorianische Höhen gelehrt: Wir können viel mehr, als wir uns zutrauen und bremsen uns viel zu oft selber aus. Man stelle sich vor, ich wäre aus Bedenken wegen der Höhe gar nicht erst losgefahren. Nicht auszudenken, was ich an Schönem und Spannendem verpasst hätte! Was sind dagegen schon ein bisschen Herzklopfen und schnelles Atmen ...Deshalb ist es manchmal gut, den Kopf auszuschalten und Dinge auch dann zu tun, wenn sie uns unvernünftig und wagemutig erscheinen. Das soll nun kein Plädoyer für allzu große Risiken sein (so würde ich eine Hochgebirgstour daheim aus gutem Grund immer noch nicht wagen! ;-))) – aber der Sprung ins Unbekannte, Ungewohnte und Unsichere erweist sich oft als die genau richtige Entscheidung. Vor allem macht es uns stark und selbstbewusst, wenn wir nicht jede Unwägbarkeit bis zur dritten Nachkommastelle durchrechnen, sondern uns auf neue Situationen einlassen und Unbekanntes einfach mal wagen und ausprobieren.
Wir können viel mehr, als wir uns zutrauen.
Morgen geht's übrigens weiter auf die Galapagos-Insel – und auch da wartet eine großekleine Herausforderung auf mich: Schnorcheln – erstmals mit pummeligen 53 Jahren. Bin ja mal gespannt, ob ich mich traue! Eines ist sicher: Du wirst es in einem meiner nächsten Blogposts erfahren.
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9 Kommentare
am Donnerstag, 04. April 2019 um 08:25 Uhr
Mutig. Lebendig. Intensiv. Und genau richtig! Tief einatmen, das ist Leben!!! Danke für diese tolle Inspiration am frühen Morgen - Hut ab. Und liebe Grüße an deine Tochter von gegenüber aus Kirchdorf ;-)).
am Montag, 15. April 2019 um 21:08 Uhr
am Donnerstag, 04. April 2019 um 12:14 Uhr
Ja, manchmal muß man sich einfach mehr zutrauen als man denkt. Man fühlt sich lebendig und unbesiegbar nach solchen Erlebnissen. Manchmal denke ich, ja Gabi hast schon einiges erlebt. Das wünsche ich Dir auch, dieses Hochgefühl. Galapagos muß der absolute Wahnsinn sein, nach Erzählungen. Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Beitrag! Schöne Zeit Gabi
am Montag, 15. April 2019 um 21:10 Uhr
am Donnerstag, 04. April 2019 um 13:18 Uhr
Das Schnorcheln auf keinen Fall auslassen! Wenn du mit der Höhe klar gekommen bist, schaffst du das mit links. Viel Spaß auf den Galapagos Inseln. Die sind soooo toll. Freu mich auf die Stories und die Fotos hier.
Viele Grüße Heike
am Montag, 15. April 2019 um 21:09 Uhr
am Freitag, 05. April 2019 um 17:16 Uhr
Ich bin mit 55 zum ersten Mal getaucht, da kannst du locker schnorcheln ;-) Hab noch ganz viele tolle Erlebnisse da drüben, leibe Grüße, Claudia
am Montag, 15. April 2019 um 21:07 Uhr
am Dienstag, 09. April 2019 um 11:36 Uhr
Einen klasse Blog hast du da. Ich bin hier zufällig gelandet über die Bildersuche habe ich deine Bilder entdeckt und wollte mehr dazu wissen.
Manchmal muss man seine Grenzen überwinden und dass du so mutig bist, finde ich einfach klasse. Ein echtes Vorbild! Mach’ weiter so, ich werde deine Beiträge auf jeden Fall weiter verfolgen.
Viele Grüße
Monika