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Von der Schönheit des Alltags

Alltag hat keinen guten Ruf in unserer Gesellschaft. Alltag – das klingt so … öde. Nach immergleichen Routinen, Langeweile und Tretmühle. Nach 9 to 5, und danach das Vorabendprogramm gucken. Nach #bergfest, „kleiner Freitag“ (der Donnerstag …) und „Hoch die Hände, Wochenende!“ … Und wehe man hat am Montagmorgen nichts Spannendes zu erzählen – mindestens über ein tolles Essen mit Freunden oder ein Konzert, besser noch einen Kurztrip oder einen Wellnessaufenthalt! Dann hat man echt was falsch gemacht. 

 

Man kann es ja auch verstehen. Wer möchte schon ein ereignisloses – und damit vermeintlich bedeutungsloses – Leben leben? Wohl die Wenigsten. Zumal uns auf Social Media ja ständig vorgeführt wird, wie toll und aufregend das Leben sein kann! Und wie erstrebenswert es ist, eben jenem achso faden Alltag möglichst oft zu entfliehen. Klar macht es Spaß zu verreisen, Neues zu erleben, andere Orte und Menschen kennenzulernen. Und natürlich ist all das durchaus auch bereichernd. Trotzdem frage ich mich immer häufiger: Ist der Alltag wirklich so schlimm wie sein Ruf – oder müssen wir einfach mal an unserer Einstellung arbeiten? 

Aber wie? Der Wunsch nach Mehr, Größer, Weiter ist so tief in unserer Gesellschaft verankert, dass uns die Schönheit der kleinen Dinge in unserem Leben – und dem Alltag! – oft gar nicht mehr auffällt. Ich will jetzt nicht das Gänseblümchen am Wegesrand zitieren … aber bewusster durch die Welt zu gehen, die Sinne zu schärfen und die vielen schönen Kleinigkeiten, an denen wir tagtäglich vorbeigehen, wahrzunehmen, ist ein echter Gewinn und macht jeden einzelnen Tag bunter. Ja, auch den Montagmorgen, wenn die Tretmühle wieder anfängt. Auch unsere kleine alltägliche Welt ist voller Wunder, wir müssen sie allerdings erkennen und genießen.  

 

Diese Erkenntnis hatte ich natürlich nicht immer. Als junge Mutter etwa habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht als aus diesem täglichen Einerlei aus Spielplatzbesuchen, Hausaufgaben und dreimal wöchentlich Fischstäbchen essen zu entfliehen. Das war vermutlich auch der Grund, warum ich zum Sex-and-the-City-Junkie wurde: Das war das Leben, das ich eigentlich gerne führen wollte! Bis auf die hohen Schuhe, auf denen konnte ich nämlich schon damals nicht laufen. Und vielleicht habe ich 2009 auch deshalb mit dem Bloggen auf Texterella angefangen: weil ich so ein bisschen Glamour in meine kleine Alltagswelt holen konnte. Was mir ja auch durchaus gelang. Plötzlich war ich mittendrin in diesem Leben aus Presseevents, Fashionshows und Dinnereinladungen. Und merkte irgendwann, dass es mich kein bisschen glücklicher machte – nur gestresster und gehetzter. Tatsächlich war es die Coronazeit, die mich hier wieder rausgeholt hat. Ich weiß noch, wie dankbar ich damals erstmal war (ich wusste anfänglich ja auch nicht, wie sehr und wie lange dieses Virus wüten würde …) Und so schrecklich diese Zeit war, sie hat mich gelehrt, wie gut mir Routinen tun, wie wichtig Langeweile und wie schön ein „leerer Kopf“ sein kann, der eben nicht zugemüllt wird von Social Media, dringenden Mails und Nachrichten. 

 

 

Nun, mittlerweile hat mein Leben schon lange wieder Fahrt aufgenommen. Aber ich merke, dass ich – jetzt, wo die 60 vor der Tür steht – vieles davon nicht mehr so will und vor allen Dingen auch nicht mehr brauche. Klingt vielleicht seltsam, aber ich wünsche mir tatsächlich mehr Alltag in meinem Leben. Mehr Routine, mehr Langeweile (ist gut für die Kreativität!), weniger externe Dopaminkicks. Dieses „jetsettige“ Leben, das mir über viele Jahre wichtig war und Spaß gemacht hat, ist es nicht mehr. Ich möchte jeden Tag mein schönstes Leben leben – auch in diesem ach so gewöhnlichen Alltag und unabhängig davon, was „im Draußen“ gerade los ist. Klingt das ein wenig wie ein Akt der Befreiung? Ja, vielleicht ist es das auch. Wie auch immer man es nennen mag: Es tut mir gut. 

Wie geht’s dir damit? Hat sich dein Blick auf den Alltag und unser ganz „normales“ Leben im Lauf der Zeit verändert? Gibt es etwas, das dir im Alltag zu schaffen macht – oder das du vielleicht besonders genießt? Ich bin gespannt!

 

Achja, der Look … Ich geb’s zu, der Look von Katharina Hovman wartet schon eine ganze Weile auf meiner Festplatte und ich wollte ihn euch zeigen, bevor er gar nicht mehr zur Jahreszeit passt. Ohnehin sollte sich dieser Beitrag auch in eine ganz andere Richtung entwickeln … aber gelegentlich führen meine Texte eine Art Eigenleben und plötzlich wird aus dem ursprünglichen Ansatz etwas Anderes. Ich bin manchmal direkt selbst überrascht. (Daisy, meine Romanfigur, tut das übrigens auch – zu gerne! Aber ich lasse sie mal machen. Ist ja auch für mich viel interessanter, wenn ich nicht die ganze Story schon kenne.) Zurück zu meinem Outfit: Vielleicht passt der Look aber doch gar nicht mal so schlecht, schließlich geht es ja um die Schönheit des Alltags, nicht wahr?

Look:

Shirt und Hose: Katharina Hovman (aus der Sommerkollektion 2025, von der es zwischen den Modellen der neuen Herbst-/Winterkollektion noch ein paar reduzierte Teile gibt.)

Silberne Lederjacke: Manon Batiste von Navabi (Eine sehr ähnliche Jacke habe ich hier bei Ulla Popken gefunden)

Sneakers: Paul Green (meine Alltime Favorites … sind schon einige Jahre alt, aber nach wie vor verfügbar. Ich hoffe, sie werden nie aus dem Programm genommen, weil sie so bequem sind. Und die vom Foto langsam, aber sichtbar altern … jaja, und dreckig sind sie auch. ;-))

Gürtel: Marina Rinaldi (gebraucht gekauft … Bei vinted kann man gelegentlich fündig werden.)

Ohrringe: Chanel (vintage – aber diese von Isabel Marant sind sehr ähnlich. Und diese hier von COS „funktionieren“ auch.)

Armreif: Tom Binns (den habe ich schon seit … ewig!)

Mehr Mode findest du hier bei meinen Lieblingsstücken und in meinen Modebeiträgen auf LTK (folge mir dort gerne, am besten klickst du auf die Glocke rechts oben, dann bekommst du eine Benachrichtigung, wenn ich einen neuen Look hochlade).

***

Fotos: Martina Klein in Ludwigslust

(Die Fotos sind übrigens wirklich unter erschwerten Bedingungen entstanden: Wir hatten keine andere Möglichkeit, als in der sehr ungünstigen Mittagssonne zu fotografieren, zudem war es bombig heiß und der Schatten beschränkte sich auf einen einzelnen Baum. Naja, vielleicht waren es auch zwei. ;-) Ich ganz schwarz im Vordergrund, das Schloss im Hintergrund extrem hell, weil von der Sonne beschienen … eine Kombination, die fotografisch nicht einfach zu handlen ist. Dass die Fotos dennoch so gut geworden sind, hat uns selbst überrascht. Danke, Martina!)

 

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5408 15 Texterella persönlich., 50+ Lifestyle 21.09.2025   achtsamkeit, alltagsinspiration, älterwerden, besser leben, entspannung, glück, glücksmomente, inspiration, texterella persönlich

15 Kommentare

Karen
am Sonntag, 21. September 2025 um 08:50 Uhr

Liebe Susanne,
das Gerenne nach schneller, besser und so in der Gesellschaft empfinde ich als furchtbar . Insbesondere, wenn es um Termine mit Zusagen geht . Sehr schwer planbar, weil sehr viele Menschen abwarten: es könnte ja noch etwas „Besseres“ kommen. Und dann ohne Anmeldung auftauchen . Oder aber das geplante muss mangels Masse abgesagt werden.
Ich versuche nur noch eine „Abendveranstaltung“ unter der Woche zu planen - mein Schlaf/ Erholung ist mir wichtiger!!

LG aus dem herbstlichen Norden
Karen

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Susi
am Samstag, 27. September 2025 um 20:04 Uhr
Liebe Karen, das ist eine schrecklich Unsitte, wirklich - diese Unverbindlichkeit, die ich auch bei meinen Lesungen feststelle. Ich höre ganz oft, dass früher viel früher ein Ticket gekauft wurde. Das hat sich speziell mit Corona komplett geändert. Liebe Grüße!

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Dorothea
am Sonntag, 21. September 2025 um 08:52 Uhr

Guten Morgen Susanne,

erst einmal muss ich sagen….. weiß gar nicht wie ich anfangen soll….. so überwältigt und geflasht bin ich von deinem Aussehen, es sind diese tollen Aufnahmen von dir…

Du siehst sooo super aus… anders….. tolle Figur, flotte Kurzhaarfrisur, inspirierender, modischer, junger Style…..alles in Allem……eine klasse Frau!!!!

Wünsche dir und allen tollen Frauen einen schönen Sonntag

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Susi
am Samstag, 27. September 2025 um 20:06 Uhr
Dankeschön!! Das freut mich! Zur Frisur habe ich auch auf Instagram ganz viele Kommentare gekriegt - dabei waren die Haare vermutlich nur von der Hitze und Schwüle ein bisschen strähniger als sonst. :D Liebe Grüße!

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Gabi Z.
am Sonntag, 21. September 2025 um 08:55 Uhr

Liebe Susi,
Ich muß sagen, das ist ein Thema, das mir relativ fremd ist. Social Media war für mich noch nie ein Thema und diesbezüglich war ich schon immer zurückhaltend. , Wahrscheinlich aus reinem Widerspruch,  weil ich noch nie mitmachen wollte, was andere machen. Da ich fast mein ganzes Berufsleben Wochenenden, Feiertage und Nächte gearbeitet habe, empfand ich die letzten Jahre mit einem geregelten Wochenende als sehr wohltuend. Nun habe ich vor kurzem eine Krebsdiagnose bekommen und mein Leben wird sich völlig umstellen. Ich versuche jeden Tag zu genießen und die dunklen Gedanken auf die Seite zu schieben. Wie wunderbar diese goldenen Septembertage sind, welche vielseitigen Möglichkeiten sich uns bieten, war mir allerdings schon sehr lange bewusst. Aus jedem Tag lässt sich auch etwas schönes herausziehen. Und sei es eine Erkenntnis. Wie wunderschön ist eine Sonnenblume, die ersten bunten Blätter, der Duft eines Apfels, ein Herbstgedicht, usw.
In diesem Sinne, feiern wir den Alltag, bauen wir uns ein Gerüst aus Routine, das uns in schwierigen Zeiten festhält .

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Susi
am Samstag, 27. September 2025 um 20:03 Uhr
Liebe liebe Gabi, das tut mir von Herzen leid! Ich habe dich hier im Blog - soweit man von Kommentaren urteilen kann - immer als sehr gefestigte Person wahrgenommen und ich hoffe sehr, dass es dir hilft durch diese schwere Zeit zu kommen. Dunkle Zeiten wird es da wohl immer wieder geben, ich hoffe aber sehr, dass die hellen und hoffnungsvollen bald wieder überwiegen werden. Onkologie ist ja Gott sei Dank ein Bereich in dem wahnsinnig viel geforscht wird ... ach Mensch. Ich drück dich ganz fest. Ansonsten: Ich habe mich gar nicht mal so sehr auf Social Media bezogen, sondern grundsätzlich das Tempo in dem heute gelebt wird. So scheint es mir wenigstens. Alles muss irgendwie ... besonders sein. Alltäglich ist verboten. Alles Liebe und Gute für dich! Ich denke an dich!

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Gabi Z.
am Samstag, 27. September 2025 um 23:00 Uhr
Liebe Dusi, ich Danke Dir von Herzen

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Gabi Z.
am Samstag, 27. September 2025 um 23:02 Uhr
Es heißt natürlich Susi, sorry!

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Jutta
am Sonntag, 21. September 2025 um 10:16 Uhr

Liebe Susanne, Du sprichst mir so aus der Seele. Mein Mann und ich hatten erfüllende, aber auch unglaublich zeitintensive Jobs. Wir sind jetzt seit ein paar Jahren im Unruhestand und empfinden die Entschleunigung, das Zeithaben, als größten Luxus. Gesundheit und Zeit (und natürlich Liebe ) sind das höchste Gut. Wann ist genug genug? Wie Du sagst, es sind oft die kleinen Dinge, die wichtig sind. Und mit zunehmendem Alter denkt man schon über die Endlichkeit nach. Da sind die nächsten Klamotten oder andere materielle Dinge weniger wichtig als ‚was möchte ich noch erleben‘. Wir haben viel von der Welt gesehen und entdecken in den letzten Jahren, wie schön Deutschland ist. Hoffentlich können wir noch viel erleben.
Und zum Schluß großes Kompliment zum Outfit. Du siehst toll aus. LG Jutta

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Sieglinde
am Sonntag, 21. September 2025 um 11:47 Uhr

Ein Lob auf den Alltag! Da stimme ich gern ein.
Alle Tage, das ist ja unser Leben, Urlaub und Festtage sind das Sahnehäubchen. Daher ist es lebensklug, sich den Alltag schön zu machen und für sich möglichst passend. Klappt nicht immer, aber oft…
Dein Look mit neuer Frisur und tollem Outfit jedenfalls ist mehr als Alltag und schaut sehr gut aus. Das Schloss dahinter passt sich an…
Sehr schöne Fotos!!
Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag von
Sieglinde

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Susi
am Samstag, 27. September 2025 um 20:10 Uhr
Danke, liebe Sieglinde! Lustig, dass ich so viele Kommentare zu meiner "neuen" Frisur kriege ... dabei ist es die alte, nur einfach ein bisschen ... äh ... durchgeschwitzt! :D Ganz liebe Grüße!

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Tina von Tinaspinkfriday
am Sonntag, 21. September 2025 um 14:29 Uhr

Du siehst toll aus Susi, die herausforderten Fotobedingungen hat Martina perfekt gemeistert. Das schwarze Oberteil ist toll mit den Puffärmeln. Dafür ist der Stoff wohl richtig gut geeignet. Zumindest gefällt es mir wahnsinnig gut. Alltag, ist besser als sein Ruf. Ich genieße es privat nur selten Rummel zu haben. Früher konnte ich nicht oft genug weg sein, aber heute reicht mir Haus und Garten oft einfach aus.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina

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Susi
am Samstag, 27. September 2025 um 20:09 Uhr
Liebe Tina, ich freue mich auch über jede Woche, wo nichts ist und ich einfach daheim sein kann. War früher auch anders. :D Liebe Grüße!

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Beate Kern-Simons
am Sonntag, 21. September 2025 um 15:25 Uhr

Danke für deine Worte. Du “sprichst mir aus der Seele”. Ich lebe meinen Alltag auch sehr gerne. Ein Wohlfühlheim, ein schönes Umfeld und liebe Mitmenschen sind einfach jeden Tag wunderbar und ich bin dankbar für jeden Tag. Und auch ich verreise gern und komme auch gern wieder nach Hause.

Liebe Grüße
Beate

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Susi
am Samstag, 27. September 2025 um 20:07 Uhr
Genau das, liebe Beate!! Wegfahren ist schön, daheim muss es aber auch schön sein, sonst läuft was gehörig falsch! Liebe Grüße!

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