Frisch kolumnisiert: Wolf of Woll Street.
Die Bommelmütze – was für ein Comeback! Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass sie es vom Underdog bis auf die Laufstege schaffen würde! Ein Rocky Balboa quasi, aus Fusseln und Wollresten. The Wolf of Woll Street! Eine Erfolgsgeschichte, wie die Welt sie liebt!
Wolf of Woll Street. Meine Dezember-Kolumne für die Welt Kompakt.
Blicken wir zurück: In den Siebzigern zogen fürsorgliche Omas uns die selbst gestrickte Pudelmütze über die Ohren, sobald ein erster herbstlicher Hauch um die Ecke wehte. Schön war sie nicht, dafür sehr bunt. Und verziert mit einem Bommel. Selbstverständlich verloren wir sie ständig – aber es kamen immer neue nach. Das Grundmodell (enge, spitze Haube, mittelgroßer Bommel) blieb immer gleich, nur die Farbe änderte sich. Unsere Großmütter hatten wir natürlich trotzdem lieb. Auch wenn wir ihre Mützen hassten.
Als wir mit den Jahren unsere Omas überragten, gerieten die Pudelmützen in Vergessenheit. Ab und an sahen wir sie noch im Fernsehen, an vertrottelten Hausmeistersöhnen zum Beispiel. Oder in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung, in der sich die hübsche blonde Witwe in den attraktiven melancholischen Sohn des verbitterten, alkoholkranken und Pudelmützen tragenden Nordseefischers verliebt und alles ganz schrecklich kompliziert ist. Bis zum Happy End. Aber auch da spielten sie letztlich nur eine Statistenrolle. Wer würde einer Bommelmütze auch eine Hauptrolle geben.
Dachten wir. Bis die Bommel vor ein paar Jahren den Winter eroberten. Seitdem sind sie großes Kino. Kein Weihnachtsmarkt, kein Skilift ohne sie. Dabei sind sie nicht schöner als früher, auch nicht kleidsamer und immer ein bisschen albern. Dafür bunter und bommeliger denn je. Mittlerweile hat es die Pudelmütze sogar zu einem eigenen Strick- und Häkelimperium geschafft: Fleißige Omas fertigen hier Mütze um Mütze, um sie dann für viel Geld an die Generation ihrer Enkel zu verkaufen.
Hätten wir das mal früher gewusst.
(Die Kolumne erschien heute in der Print- und in der Online-Ausgabe der Welt Kompakt.)
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Wer noch mehr Kolumnen aus meiner Feder lesen möchte – bitte schön: Hier sind meine gesammelten meine Mode- und Lifestyle-Kolumnen. Viel Spaß!
6 Kommentare
am Samstag, 19. Dezember 2015 um 10:23 Uhr
Ich habe ein Bommelmützen-Trauma. Deshalb trage ich die auch nicht mehr. Aber es gab noch viel schlimmere Teile. Die sog. “Teufelsmützen” Bitte dazu mal die Bildersuche aktivieren. Ich habe sie gehasst. Aus kratziger Wolle selbst gestrickt von Mutter.
am Samstag, 19. Dezember 2015 um 10:31 Uhr
am Samstag, 19. Dezember 2015 um 10:33 Uhr
Nein, die wurden komplett über den Kopf gezogen, bedeckten dann auch praktischerweise noch den Hals und die Ohren und nur das Gesicht schaute raus. Grausam.
am Samstag, 19. Dezember 2015 um 11:55 Uhr
Bommelmützen sind Kult ;-).
Bei mir in der Gegend gibt es eine Designerin, die macht Bommelmützen angelehnt an die bekannten Schwarzwälder Bommelhüte, also mit mehr als einem Bommel. Das ist mal eine witzige Variante des Ursprungmodels.
am Sonntag, 20. Dezember 2015 um 09:41 Uhr
am Samstag, 19. Dezember 2015 um 19:46 Uhr
Ach, was habe ich diese Mützen gehasst!! Nie im Leben ich hätte geschworen, dass ich die nie mehr aufsetze und jetzt! Ich schwöre!! Ich trage sie nur, da in Wien immer der Wind sooo eisig bläst und diese Bommelmützen wunderbar mein Kurzhaarköpfchen wärmen. Nur aus gesundheitlichen Gründen und wirklich nicht wegen Glitzer und Bommel usw. Also echt niemals