Bordeaux war gestern. (Eine etwas süffige Kolumne.)
Sonniges Rot und heißes Pink sind die Trendfarben für den Winter 2014/2015, verlautet es aus den Moderedaktionen. Damit ist der Klimawandel nun also in der Mode angekommen und bringt nach den Polkappen in dieser Saison auch die Wintergarderobe zum Schmelzen. Bisher klassische Sommerfarben dürften uns in den kommenden kalten Monaten also ordentlich einheizen. Und als würde so viel Sommerlaune noch nicht reichen, beglückt uns der US-Farbenhersteller Pantone in diesem Winter mit einem Trend-Rotton namens „Sangría“. „Punsch“ oder „Glühwein“ hätte ich für die Herbst-/Winter-Saison ja verstanden – aber Sangría? Hatten die Trendforscher bei ihrer Trendforscherei etwa zu tief ins Glas geguckt?
Weinrot ist zurück – und heißt jetzt ... Sangría.
Wobei: Nachzuvollziehen ist die Namensgebung dann ja doch: weg vom altback... äh altbekannten Weinrot, hin zu sexy Sangría. Sssssangría, wie das schon klingt! Keine Spur mehr von den weinroten Versicherungsjacketts der Achtziger, von bordeauxfarbenen Aktentaschen und aufgerüschten Provinzdiven in Polyestersamt. Stattdessen assoziieren wir rassige Tänzerinnen, warme Nächte am Strand, launige Sommerflirts. Was für ein Imagewandel! Mal ehrlich, wir hätten es in diesem Winter wirklich schlechter treffen können als mit sangríasüßem Viva la Vida! Lediglich die Tourismusbranche auf den Kanaren dürfte sich wenig begeistert zeigen, wenn angesichts der aufgeheizten Stimmung daheim die Überwinterer aus Deutschland in diesem Jahr ausblieben.
Bleibt nur zu hoffen, dass uns die süffige Sangría nicht zu sehr zu Kopfe steigt. Nicht auszudenken, wenn wir auf Weihnachtsmärkten plötzlich „Das rote Pferd“ grölen und den Ballermann geben! Von daher empfehle ich einen maßvollen Umgang mit der Farbe. Ein Kater könnte uns sonst nämlich ein wenig blass ausschauen lassen.
(Die Kolumne erschien heute in der Print- und in der Online-Ausgabe der WELT Kompakt.)
7 Kommentare
am Freitag, 10. Oktober 2014 um 11:15 Uhr
Sangria? Diese Erfahrung fehlt mir noch. Ich denke da nicht an Sommer und Pool, sondern an lange gelbe Strohhalme (die in meinem Kopf noch Trinkröhrchen heissen) und irgendeine rote Plörre. Ach, ich bin alt(backen) und bekenne mich zu meiner Liebe: Bordeaux. Flüssig im Glas, Mantel auf den Schultern und das alles in Bordeaux. Das Datum steht auch schon fest - und jetzt weiss ich sogar, was ich dort anziehen werde. Danke dafür ;)
Liebe Grüße
Bärbel ?
am Freitag, 10. Oktober 2014 um 16:28 Uhr
Eine wunderschöne Farbe! Ich habe sie letzten Herbst/Winter schon so gerne getragen, aber dass sie jetzt wieder derart im Trend liegt, finde ich klasse und kann gar nicht genug davon bekommen. Toll finde ich sie in Kombination mit Grau.
Und wie Du wieder geschrieben hast!! Einfach wunderbar :-)
LG
Annette | Lady of Style
am Freitag, 10. Oktober 2014 um 17:41 Uhr
Liebe Susi, abgesehen davon, dass ich Weinrot liebe, möchte ich dir einfach ein großes Kompliment machen: Ich finde den Artikel hervorragend geschrieben - ganz toll! Leicht und flockig und doch auf den Punkt. Lieben Gruß von Doris
am Freitag, 17. Oktober 2014 um 20:41 Uhr
Wow, Susi, ich wusste nicht, dass Du für die Welt schreibst! Abgesehen vom Inhalt; ich weiß, wie schwierig ist es für die Journalisten, an überregionale Zeitungen zu kommen. Also: toll, bin beeindruckt. LG Pia :)
am Samstag, 18. Oktober 2014 um 11:01 Uhr
Ach, wie schön, wenn ich Menschen beeindrucken kann! :-))))
Übrigens kam ich nicht zur Kolumne, sondern die Kolumne zur mir. So nämlich:
http://www.texterella.de/mode-text.php/lifestyle/comments/Textklau-WELT/
:-)
PS: Journalistin bin ich übrigens nicht, sondern Werbetexterin.
am Samstag, 18. Oktober 2014 um 11:55 Uhr
Egal, beeindrucken: ja. Vielleicht eine andere Methode gegen “graugraugrau”-Stimmung? Gerne! LG Pia
am Samstag, 18. Oktober 2014 um 11:57 Uhr
PS. Das mit dem Klauen von Artikels kenne ich - von eigener Erfahrung. Ich weiß, wie man sich dabei fühlt.