Texterella liebt das Leben.
Ein Picknick am See: Kann denn Sommer schöner sein? (mit leckeren Rezepten, lauschigen Locations und spannendem Lesestoff)
Als ich mit Mitte 20 meine ersten Gehaltsüberweisungen erhielt und das erste Mal im Leben über ein bisschen mehr Geld verfügte, war eine meiner ersten Anschaffungen eine echt britische Picknickdecke. Kariert war sie, auf der Unterseite gewachst – und lausig teuer. Mein Mann (in spe) staunte nicht schlecht, was die Post da eines Tages aus dem United Kingdom anlieferte … vermutlich dünkte ihm erstmals, dass sein sparsames Leben nun bald ein Ende finden würde (er wollte mich aber trotzdem heiraten, puh, Glück gehabt).
Meine Begeisterung für Picknicks begleitet mich bis heute. Woher sie stammt, ist allerdings unklar: Von meinen Eltern eher nicht, die waren keine „Outdoor-Menschen“: Weder wurde in meiner Kindheit viel gewandert (wenn überhaupt, dann war ich mit meiner Tante und meinem Onkel unterwegs; an unsere Brotzeitpausen kann ich mich noch gut erinnern) noch verbrachten wir die Sommerwochenenden mit großem Fresskorb an den bayrischen Seen. Und gecampt haben wir nur ein einziges Mal – und fanden es alle grauenvoll.
Tatsache aber ist: Alles, was mit Picknick zu tun hat, löst bei mir Herzklopfen aus. Vielleicht war ich in einem früheren Leben Engländerin, gar eine Freundin von Jane Austen? Schon seit Jahren träume ich von einem original britischen Picknick-Korb mit Porzellantellern und Silberbesteck … wenn die nur nicht so teuer wären (aber immerhin deutlich günstiger als die Hermès Picnic Kelly Bag, für die man tatsächlich erstmal im Lotto gewinnen muss). Stattdessen begnüge ich mich mit einem Regal voller Korb- und Rattantaschen in allen möglichen Größen und Macharten, die ich im Sommer ständig trage. Quasi: „my daily dose of picnic“.
Aber mal von diesen mehr oder weniger teuren „Accessoires“ abgesehen, die ein Picknick ein bisschen stylisher machen … was braucht es wirklich für einen wunderbaren Picknick-Nachmittag?
Wasser
Sicher ist es ein bisschen Geschmackssache und natürlich kann man auch in einem Park oder sogar im eigenen Garten picknicken – aber ich finde, Wasser, ob nun ein See, ein Bach oder das Meer, machen ein Picknick noch um einiges stimmungsvoller. Es ist nun mal so: Am Wasser ist einfach alles noch mal doppelt so schön, auch das Picknicken.
Die schönsten Seen in vielen Regionen Deutschlands hat der Berliner Verlag The Gentle Temper zusammengetragen und in einer Buchreihe veröffentlicht: „Take me to the lakes“ gibt es für die Metropolregionen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig und München sowie für den Schwarzwald und fürs Allgäu. Ich habe mir nur den Seen-Führer für die Gegend rund um München angeschaut, und muss sagen: Ich bin ziemlich begeistert. Man findet wirklich jede Menge bekannter oder auch unbekannter, großer oder kleiner, auf jeden Fall aber idyllischer Seen, jeweils mit Verweis auf Strandbäder, Badestellen, Holzstege sowie gegebenenfalls auch FKK-Wiesen. Ganz toll.
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Essen
Man kann es sich denken: Der Ackstallersche Haushalt birgt nicht nur eine Vielzahl an Picknickdecken, Picknick-Körben und weiteren Picknick-Utensilien – sondern auch Picknick-Rezeptbücher. Ja, gleich mehrere.
Anna Plumbaum: Wander-Proviant: 70 vegetarische Lieblingsrezepte to go. (Christian Verlag, 2022)
Als ich irgendwann in den Siebzigern mit meiner berg- und wanderbegeisterten Tante Bobby und meinem Onkel Werner in den bayrischen Alpen unterwegs war, hatten sie als Brotzeit hartgekochte Eier und belegte Brote in den Rucksack eingepackt. Und zum Trinken gab’s stilgerecht: Almdudler. Und heute? Wird mit Bärlauch-Frittatas, Mangold-Muffins und Orangen-Polenta-Kuchen mit Zitronenthymian gewandert. Belegte Brote gibt es natürlich auch. Was ich besonders gelungen finde: Das Rezeptbuch ist nach Jahreszeiten geordnet. Rund die Hälfte der Rezepte ist vegan oder es gibt eine vegane Variante. Da möchte man doch glatt im Frühtau zu Berge ziehen. Oder eben seinen Picknick-Korb einpacken.
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Julia Kutas: City Picknick. (Brandstätter, 2016)
In der Stadt picknicken? Warum nicht! Ein Park oder eine Parkbank reichen doch. Und dann die Lunchbox mit Hühner-Tajine auf Perlencouscous oder Mango-Taboulé genießen! Und wenn’s regnet? Dann gibt’s Indoor Prosciutto-Feigen-Quiche, pinken Linsensalat, Walnusskuchen mit gerösteter Tomatensauce und und und. Für Menschen mit Dachterrasse schlägt die Autorin ein Rooftop-Picknick vor (samt Süßkartoffel mit Miso & Tahina, gefüllten Feigen mit Karamell-Nüssen, Zucchini-Tortilla mit Räucherlachs und einiges mehr …) Gut, dass man alle diese Rezepte auch für ein Picknick auf dem Land verwenden kann, sonst müsste ich sofort in die Stadt ziehen.
→ Bestellen: Das Buch ist leider nur noch antiquarisch oder für den Kindle* erhältlich.
Robert Tuesley Anderson: Jane Austen. Das Kochbuch: Über 70 unwiderstehliche Rezepte vom Picknick am Boxhill bis zum Dinner mit Mr Darcy. (Hölker Verlag, 2021)
Ein Muss für alle, die Jane Austen lieben! Jedes Rezept wird kommentiert und sowohl historisch als auch literarisch eingeordnet. Im Picknick-Kapitel dürfen wir uns unter anderem auf diverse Sandwiches freuen (mit Steaks und karamellisiertem Lauch oder auch mit Pute und Brunnenkresse) und an eingelegten Pfirsichen und Erdbeer-Lavendel-Shortcakes naschen. Wer jetzt noch kein Jane-Austen-Fan ist (gibt es das überhaupt?), dürfte spätestens mit diesem Buch dazu werden.
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Bücher
Unter Bäumen auf einer Decke liegen und lesen (und dabei die Reste vom Picknick knabbern …) – gibt es etwas Schöneres und Entspannenderes? Vermutlich nicht. Höchstens vielleicht das Buch „Kleine Auszeiten im Alltag“* von Tom Hodgkinson (der Autor von „Anleitung zum Müßiggang“ ). Picknicks werden darin zwar nicht empfohlen – obwohl sie für mich tatsächlich der Inbegriff des süßen Nichtstuns sind –, aber immerhin rät Hodgkinson dazu, einen Tag blau zu machen, am Wasser zu sein und Sandwiches zuzubereiten. Na bitte, sag ich doch!
Wer Angst hat, vor lauter Entspannung einzuschlafen, dem könnte ein Thriller helfen: Meine Freundin Doris hat mir die Oxen-Serie von Jens Henrik* Jensen wärmstens ans Herz gelegt. Die Reihe ist im dänischen Nachrichtendienst angesiedelt und handelt von einem traumatisch schwer gestörten Ex-Elitesoldaten und einer taffen Agentin.
Und ich? Ich mag’s romantisch: In „Die Schlange von Essex“*erzählt Sarah Perry von der jungen Naturwissenschaftlerin Cora Seaborn, die Ende des 19. Jahrhunderts von London an die englische Küste zieht. Mit dem Dorfpfarrer gerät sie immer wieder aneinander, und doch fühlen sich beide zueinander hingezogen …
Zum guten Schluss noch das Rezept für einen Kuchen, der bei keinem Picknick fehlen darf (und dabei so einfach ist, dass selbst ich ihn hinbekomme):
Erdbeerbrot á la Emilia (unsere ehemalige argentinische Austauschschülerin)
→ 150 Gramm geschmolzene Butter mit einer Tasse Zucker mischen.
→ In einer Schüssel 1,5 Tassen Mehl, 2 Teelöffel Backpulver und ½ Teelöffel Salz mischen.
→ Dann die Butter-Zucker-Mischung plus zwei Eier unterrühren.
→ Beerenobst nach Wahl daruntergeben (Es gehen Erdbeeren, aber auch Himbeeren oder Heidelbeeren oder was auch immer man gerade zur Hand hat)
→ In eine kleine, gefettete Kastenform geben und bei 180 Grad Heißluft rund 40 Minuten backen.
So lecker!!!
Wie sieht es mit dir aus? Picknick-Fan oder eher nicht?
Es soll ja Menschen geben, die wegen Ameisen und Moskitos auf dieses Vergnügen verzichten … Apropos Mückenschutz: Ich habe letzthin Kokosöl verwendet, weil Mücken die darin enthaltene Laurinsäure wohl nicht ausstehen können. Und was soll ich sagen: Es funktioniert!)
Look:
Kleid: „Ella“ von Chlench Fashion – ein kleines deutsches Label, das sich auf nachhaltige Mode für große Größen spezialisiert hat und das ich von Herzen gerne unterstütze.
Schmuck: Chaingang und Jil Sander
Pantoletten: Porte & Paire (leider nicht mehr erhältlich – aber diese hier von Tory Burch kann ich mir auch gut dazu vorstellen. Oder diese hier.
Noch mehr schöne Dinge gibt es hier.
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Fotos: Martina Klein, Berlin
*Alle Amazon-Links sind Affiliate-Links. D.h. wenn du darüber einkaufst, verdiene ich ein paar Cent. Nicht viel, aber es freut mich trotzdem.
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Mein Buch über Mode, Stil und das Leben 50plus: Die beste Zeit für guten Stil. Fashion for women. Not girls. (Oder hier bei Amazon.) Der erste Stilguide ohne Stilregeln. Kein Ratgeber – ein Mutmacher und ein Buch, das dich sicher inspiriert! Ein Exemplar mit persönlicher Widmung kannst du direkt bei mir bestellen.
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11 Kommentare
am Sonntag, 23. Juli 2023 um 08:16 Uhr
Guten Morgen Susi, hachz ja ein Picknick ist wundervoll, wenn man Dir so zuhört. Deine Fotos sind zauberhaft geworden. Ja ich bekomme richtig Lust auf ein Picknick. Ich mag den Trend leckere Salate in Gläser zu füllen und mitzunehmen. Ein einfacher Korb reicht mit da schon aus. Im eigenen Garten mit der Familie kann ich mir das heute wunderbar vorstellen. Was nicht fehlen darf ist meine Tochter und meine 6 Wochen alte Enkelin Lucia.:)
Pssst es heißt Chlench Fashion.
Ich wünsche Dir und allen Deinen Leserinnen einen wunderschönen Sonntag, liebe Grüße Tina
am Freitag, 28. Juli 2023 um 21:39 Uhr
am Sonntag, 23. Juli 2023 um 09:15 Uhr
Guten Morgen liebe Susi,
da weckst du wunderbare Erinnerungen bei mir. Ich habe ja einige Jahre in England gelebt und da gehörte ein Picknickkorb zur Grundausstattung. Die Engländer picknicken in allen Variationen. Von ganz basic mit Sandwich aus dem Supermarkt bis echt elegant beim Polo. Wir haben tatsächlich die zweite Variante gewählt. Leckeres Essen, echtes Geschirr, Champagner und Stoffservietten. Der Hut dufte nicht fehlen und ab ging es in einen der wunderschönen Parks oder Gärten der herrschaftlichen Anwesen. Mitglied beim National Trust waren wir auch und so hatten wir die Auswahl. Ich hab das immer sehr genossen und mache es hier leider viel zu wenig.
Irgendwie gibt es hier keine Picknick-Kultur. Hart gekochte Eier und Tupper-Schüsseln sind nicht mein Ding.
Und vielleicht esse ich inzwischen auch lieber an einem Tisch und sitze auf einem Stuhl dabei.
Trotzdem, ich werde es mal wieder anregen. Vielleicht ein Picknick am Rhein? Mal sehen, ob ich Freunde und/oder Familie motiviert bekomme.
Dir einen wunderschönen Sonntag und bis bald.
Liebe Grüße
Sandra
am Sonntag, 23. Juli 2023 um 09:52 Uhr
Hallo, das klingt alles so romantisch. Bei uns wird es eher eine Spaziergänger-/Wanderbrotzeit, die ist leichter zu transportieren. Ausführliches Picknick dann eher auf der heimischen Terrasse. Das mit den Mücken geht bei mir, die beißen alle den Ingenieur.
Schönen Sonntag!
Ilka
am Sonntag, 23. Juli 2023 um 10:39 Uhr
Liebe Susi,
ich gehe gerne picknicken, komme nur leider viel zu selten dazu. Lieb’s frühmorgens am Badeweiher zum Frühstücken, anschließendes Schwimmen und Mittagessen nicht ausgeschlossen.
Danke für deinen Buchtipp “Take me to the lakes”. In die Frankfurter Ausgabe werde ich bestimmt reinschmöckern.
Genieß den Sonntag!
Ulrike
am Sonntag, 23. Juli 2023 um 13:21 Uhr
Hallo und schönen Sonntag!
Ganz besonders gelungene Fotos, liebe Susanne, Chapeau und herzlichen Gruß an Deine wunderbare Fotografin Martina!
Picknicken ist gar nicht so meins, genauso wenig wie Campen. Bin eher fürs Wandern in der Natur und dabei darf dann natürlich eine gute Brotzeit nicht fehlen oder die Einkehr in einen fürstlichen Gastronomiebetrieb. :-)
Jeder so, wie er es mag. Na klar.
Liebe Grüße!
P.S.: Für alle Fans der britischen Lebensart: Wie wäre es mit einer Picknickdecke aus Harris-Tweed? Die gibt’s bestimmt. ;-)
am Sonntag, 23. Juli 2023 um 16:10 Uhr
Picknicken ist wunderbar. Bei uns gibts nächstes Wochenende wieder dazu Gelegenheit - noch dazu mit dem Klassik Open Air und den Staatsphilharmonikern und der Abschiedsvorstellung unserer ganz besonderen und bewunderten Dirigentin Joana Mallwitz (sie geht leider nach Berlin!). Das ist ein Picknick mit ca. 40 000 auf der grünen Wiese und jedes Jahr ein Ereignis. Nein zwei Ereignisse, denn die Symphoniker machen auch eins mit uns Anfang August!
Dein Jane Austen Buch zum Picknicken finde ich ganz besonders fein. Sie hat ja öfters wunderhübsche Picknicks beschrieben. Da hätte man - fast - immer dabei sein mögen!
“Take me to the lakes” finde ich auch total interessant. Vielleicht sind da wirklich noch Entdeckungen möglich…
Deine Fotos sind ganz besonders gelungen dieses Mal. Man merkt eben, Du bist ganz bei der (Picknick-)Sache!
Herzlich, Sieglinde
am Sonntag, 23. Juli 2023 um 22:31 Uhr
Liebe Susi, ich muss jetzt mal neugierig fragen: was wurde aus der Picknick-Decke von damals? Eigentlich sind diese solide gefertigten englischen Decken ja für die Ewigkeit gemacht ….
am Freitag, 28. Juli 2023 um 22:07 Uhr
am Donnerstag, 27. Juli 2023 um 01:07 Uhr
Daaanke! Dein Tipp kommt gerade richtig - vor kurzem habe ich eine wunderbare Picknick-Stelle entdeckt. Eine karierte Picknickdecke unserer Automarke wartet schon seit Ewigkeiten auf den Einsatz und Rezepte habe ich zuhauf. Höchste Zeit also, das nächste Sommerhoch zu nutzen und Mann und Utensilien in den Roadster zu verfrachten und das Rentnerdasein stilvoll genießen
am Freitag, 28. Juli 2023 um 21:41 Uhr