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Ich wünsche mir eine Welle der Menschlichkeit!

Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht am liebsten wegschauen möchte. Nicht die Zeitung aufschlagen, mich nicht durch die politischen Meldungen scrollen mag, die auf Facebook in meiner Timeline landen. Mich nicht in einem Kommentarthread widerfinden will, in dem gehetzt und gehasst wird. Stattdessen würde ich gerne den Kopf in den Sand stecken. Nicht hinschauen, nicht hinhören. Nichts mitkriegen. Mich ganz ins Private zurückziehen. Arbeiten. Bloggen. Mein kleines Leben leben. Und auf gar keinen Fall über diese Welt da draußen nachdenken, und darüber, was mit ihr passiert, und warum.

Welle der Menschlichkeit: Susanne Ackstaller setzt sich ein für Menschen und leistet Widerstand gegen Hass, Verrohung und Hetze.

Aber ich kann es nicht. Ich muss hinschauen und ich muss mich fragen: Was ist mit unserer Welt passiert? Woher kommt dieser Hass, dieser Mangel an Menschlichkeit, der zwar die Rettung von elf in einer Höhle eingeschlossenen Buben bejubelt (ja, ich habe mich auch unglaublich gefreut!) – während andere dafür anklagt werden, dass sie Menschen aus Seenot retten? (Ich dachte ja bislang, für die Rettung von Menschenleben bekommt man das Bundesverdienstkreuz. Das gilt offenbar nur bei geretteten Deutschen.) Wie kann es sein, dass Menschen „absaufen“ skandieren und anderen offenbar den Tod durch Ertrinken wünschen? Dass Menschen, die nach Frieden und (ja, auch wirtschaftlichen!) Perspektiven suchen und ihre Heimat verlassen, als „Asyltouristen“ und schlimmeres betitelt werden? Und die Abschiebung von Asylbewerbern in ein Krisengebiet von hochrangigen Politikern als eine Art Geburtstagsgeschenk betrachtet wird? Woher kommt diese Verrohung, die um sich greift – in Deutschland, in Europa, in der gesamten Welt? Und wann ist sie fast schon normal geworden?

Ich habe keine Antwort. Aber ich weiß: Das ist nicht meine Welt.

Das Schicksal, der Zufall, das Glück, Kismet oder was auch immer haben mir ein gutes Leben auf der richtigen Seite der Welt beschert. Mit etwas weniger Glück könnte auch ich es sein – oder du –, die in einer Nussschale über das Mittelmeer der Not zu entkommen versucht und dankbar ist, wenn sie gerettet wird. Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint. Und mit Anderen? Ich wünsche mir eine Welle der Menschlichkeit und der Solidarität mit denen, die genau dieses Glück nicht hatten, die aber ein ebenso großes Anrecht auf ein lebenswertes und menschenwürdiges Leben haben. Es widert mich an, wenn sich Menschen „aus Abschreckungsgründen“ über den Tod von Menschen freuen. Wenn Geflüchtete nur noch Statistik sind, reines Zahlenwerk, keine Menschen, keine Schicksale. Wenn ihnen das Recht auf ein besseres Leben abgesprochen wird. Ekelhaft.

Ich werde also weiter hinschauen, meine Meinung sagen, aufstehen, Widerstand gegen die Verrohung unserer Politik und dem stetigen Verfall unserer Demokratie zeigen – so gut ich es eben kann und ja, auch hier auf Texterella. Ich finde, das bin ich unserer Geschichte und meinen Kindern schuldig. Denn Hass zerstört, im schlimmsten Fall eine ganze Welt. Unsere ganze Welt.

In München findet am Sonntag übrigens eine große Demonstration unter dem Hashtag #ausgehetzt statt. Sie beginnt um 13 Uhr am Goetheplatz und wendet sich gegen die Politik der Angst, die auch von der CSU betrieben wird. Ich werde dabei sein. Und du? (Wer mehr Informationen will, googelt am besten unter dem Hashtag #ausgehetzt.)

PS: Ich höre gerne deine Meinung zu dem Thema und tausche mich auch gerne aus. Beleidigende, hetzende oder hasserfüllte Kommentare werden aber sofort gelöscht.

***

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5502 19 Texterella persönlich., 50+ Lifestyle 20.07.2018   meinung, politik, texterella persönlich

19 Kommentare

Monika Thoma
am Freitag, 20. Juli 2018 um 07:37 Uhr

Guten Morgen, liebe Susanne, danke-danke! für Deinen Text. Was ich mir so gedacht habe: Ja, ich habe aufgehört, Nachrichten zu kucken oder den FB-Stream täglich zu lesen. Mir ist das zu viel. Gerade, weil ich keine einfache Lösung sehe - schließlich sind 50 Millionen Menschen auf der Flucht und wir müssen helfen. Nur: wie? Meine Lösung: Ich versuche, etwas Sinnvolles zu tun, das Leben der Menschen in ihrer Heimat zu verbessern. Zum Beispiel halte ich Webinare für Frauen in Nordafrika und den Mittleren Osten zu Online-Strategien, weil ich die selbstständige Tätigkeit für die große Chance von Frauen auf der ganzen Welt halte. Auch, dass ich aufgehört habe, Mineralwasser zu trinken. Das kann ich nicht mehr, seit ich erfahren habe, dass große Marken nicht in Italien, sondern in Afrika abgefüllt werden, wo viele Menschen unter Wassermangel leiden. Das sind klitze-kleine Schritte, klar, aber etwas, das ich halt tun kann. Wir sehen uns am Sonntag!

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Susi
am Samstag, 21. Juli 2018 um 22:52 Uhr
Liebe Monika, danke für deinen Kommentar. Ich habe auch keine Lösung, leider, aber dein Engagement finde ich großartig. Toll!! Danke! Das mit dem Wasser wusste ich gar nicht! Wir trinken hier viel Leitungswasser, aber auch Adelholzener - das wird doch hoffentlich nicht in Afrika abgefüllt?? Unfassbar, was es alles gibt. Ich finde es wirklich unglaublich schwer, sich überhaupt noch einigermaßen moralisch durchs Leben zu bewegen. Von Mode will ich da lieber erst gar nicht reden. Liebe Grüße, Susi.

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Susi
am Samstag, 21. Juli 2018 um 22:59 Uhr
Danke auch für deinen tollen Blogbeitrag! Vielleicht sehen wir uns morgen?! Ich würde mich freuen!

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Alexandra
am Freitag, 20. Juli 2018 um 08:20 Uhr

Danke für den guten Text! Ich wollte einen Kommentar schreiben, aber während dem Schreiben ist mir aufgefallen, wie sprachlos ich geworden bin.  Nicht “nur”  die armen Flüchtlinge sondern auch die Schreckensmeldungen aus unseren ach so zivilisierten Europa. Bitte wer erzieht seine Kinder so voller Hass? Welche Gesellschaft steht uns bevor? Wo steuern unsere Politiker hin?
Ich kann nur hoffen, dass sich viele junge Menschen nicht blenden lassen und nicht einstimmen in die Verhetzung.
Und uns “alten” wünsche ich die Kraft weiter aufzustehen und gegen die Verrohung anzukämpfen.

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Susanne Westphal
am Freitag, 20. Juli 2018 um 11:06 Uhr

Liebe Susi, Du sprichst mir aus dem Herzen! Ich bin sehr froh, dass es Menschen wie Dich gibt, die nicht die Klappe halten. Die aufstehen und ihre Meinung sagen. Danke, dass Du damit auch andere bestärkst, etwas zu sagen und zu tun. Wir dürfen all den Unsinn, der in den sozialen Netzwerken zu Hauf verbreitet wird, nicht unkommentiert stehen lassen. Den Wunsch nach einer “Welle der Menschlichkeit”  (WM) teilen mit Dir sicher viele. Vielleicht schaffen wir es ja, daraus eine länger anhaltende “WM-Begeisterung” anzuzetteln, als es der Fußball in diesem Jahr geschafft hat.
Danke auch Dir, liebe Monika, für Deine Anregungen, was man im Kleinen tun kann. Wir müssen halt irgendwo anfangen. Und mit Verstand wählen gehen.
Ich bin am Sonntag auch dabei. Wir sehen uns!

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Michael Kieweg
am Freitag, 20. Juli 2018 um 11:29 Uhr

Die Welle der Menschlichkeit schlägt doch gerade besonders hoch. Sie gefällt dir / uns nur nicht.
Aber Menschen sind so - bösartig, fremdenfeindlich, egoistisch, schadenfroh, gewalttätig.
Wenn es der Population überdurchschnittlich gut geht, werden diese grundlegenden Eigenschaften von einer dünnen Schicht sogenannter Zivilisiertheit überdeckt.
Aber die ist brüchig.
“Lord of the Flies” ist eine schöne Darstellung dazu.

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Susi
am Samstag, 21. Juli 2018 um 22:57 Uhr
Das ist genau der Punkt, Michael, den ich nicht verstehe: Es geht uns doch gut! Gut wie nie! Wir leben im Überfluss und Wohlstand, viel mehr als noch in früheren Jahrzehnten. Woher dann also dieser Egoismus?

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Michael Kieweg
am Dienstag, 24. Juli 2018 um 18:05 Uhr
Das ist in uns Raubtieren hart verdrahtet. Die Angst vor dem Verlust der Beute...... Dazu kommt eine durch die Jahrhunderte zementierte Gesellschaftsstruktur, bestehend aus einer kleinen Oberschicht, einer deutlich größeren Mittelschicht und dem ganzen Rest - der Unterschicht. Es ist wie die Alterspyramide, nur mit anderen Kategorien. Die Unterschicht, oder von mir aus der arme Teil der Gesellschaft, kämpft darum, daß es ihm besser geht. Er will Mittelschicht werden. Die Mittelschicht will endlich Oberschicht werden und die Oberschicht sitzt da oben und belächelt das vergebliche Streben. Volker Pispers nannte das mal "Die große Lüge des Kapitalismus". Der Kapitalismus verspricht JEDEM die Chance Millionär zu werden. Aber es können eben nicht ALLE Millionäre sein. Sie / Wir wollen das aber. Und was das Gutgehen angeht, so ist das ja eine Frage des Vergleichs. Deshalb waren ja früher immer die armen Negerkinder Thema am Küchentisch. Und nicht die reichen Fabrikantenbratzen....

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Sonja Hafkemeyer
am Freitag, 20. Juli 2018 um 11:42 Uhr

Liebe Susanne,
das ist ein starker Text, der mir aus der Seele spricht. Auch ich frage mich ständig, woher dieses in so vielen Bereichen durchscheinende unmenschliche Denken und Handeln kommt. Ich glaube, dass es zum großen Teil daran liegt, dass in unserer kapitalistischen Gesellschaftsform Egoismus heutzutage wirtschaftlich belohnt wird - jedenfalls kurzfristig. Man denke nur mal an die niedrige Entlohnung gerade in den Bereichen, in denen das Helfen Grundlage des Berufs ist (Stichwort Altenpflege). Und daran, was manch andere verdienen, die auf der Jagd nach Profit ungestraft menschliche Werte und Moralvorstellungen mit Füßen treten (dürfen). Was es langfristig mit uns und unserem Planeten macht, wenn jeder (Nationen, Menschen) auf den eigenen Nutzen abzielt - keine Ahnung, aber es ist eine gruselige Vorstellung.
Allerdings gibt es auch sehr viele, die anders ticken, die die Menschlichkeit in den Mittelpunkt ihres Tuns rücken und Gutes bewegen, und aus diesen vielen kleinen “Gegenwellen” kann eine große Welle werden :-) Jeder kann einen Beitrag dazu leisten ... Also lasst uns viele kleine Wellen der Menschlichkeit in unserem Leben anstoßen :-)

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Susi
am Samstag, 21. Juli 2018 um 22:55 Uhr
Liebe Sonja, auf genau das hoffe ich auch: auf viele kleine Wellen, die zu einer großen werden. Das finde ich einen schönen Gedanken! Liebe Grüße! Susi.

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Claudia Braunstein
am Freitag, 20. Juli 2018 um 12:50 Uhr

Liebe Susi, mir geht es wohl ähnlich wie dir, ich kann vieles nicht mehr nachvollziehen und frage mich woher diese Empathielosigkeit kommt.  Nämlich von Menschen die durch Zufall zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren wurden und meist wenig dazu beigetragen haben, dass sie in gesicherten Verhältnissen leben. Ja, es ist richtig, dass es keinen grenzenlosen Zuzug geben kann, Aber die Lösung kann nicht sein, dass wir hier in Europa auf Kosten von Menschen in anderen Erdteilen lustig dahinleben und uns komplett abschotten. Urlaub in fernen Ländern natürlich ausgeschlossen…..
Ich wünschte, ich wüsste eine Lösung für all diese Miseren, die uns umgeben.
Liebe Grüße Claudia

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Claudia Wegener
am Samstag, 21. Juli 2018 um 12:10 Uhr

Ich möchte gar nicht viel schreiben, nur: Danke für den Text.

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Elke
am Samstag, 21. Juli 2018 um 22:27 Uhr

Liebe Susanne

ich sehe das quasi umgekehrt wie du, und gebe hier einfach mal den Gegenpart.:-)

Ich nehme - du siehst es vermutlich ähnlich - eine Spaltung der Gesellschaft wahr, die mir zunehmend Sorge bereitet, zumal Deutschland, Europa und die Welt vor Problemen stehen, die existentiell sind. Die nicht gelöste Flüchtlingskrise ist nur eine davon. Es gäbe also reichlich Themen bei denen Verstand, Empathie und Engagement gefragt wären.

Im öffentlichen Diskurs lese ich davon wenig bis nichts. Stattdessen beklagen viele den Hass, mit denen die angeblich anderen wahlweise verrohen, auf dem linken Auge blind sind, den Ausverkauf Deutschlands betreiben, und was der Schlagworte mehr sind.

Du ahnst es: ich halte daher wenig von deiner favorisierten Demonstration. Nichts treibt zuverlässiger auseinander, als wenn die eine Seite die Demokratie hochhält in dem sie der anderen eine Politik der Angst, Verrohung und Hass unterstellt.

Ich wünsche mir mehr Zuhören, mehr sachliche Diskussion und mehr Mühe, die Argumente des jeweils anderen zu verstehen und klug und wertschätzend dagegen zu argumentieren.

Wir müssen alle miteinander auskommen, es wäre daher besser, mit den anderen so großzügig umzugehen, wie man selbst behandelt werden möchte.

Ich halte es daher eher mit Monika, wenn ich auch ein anderes Themenfeld mit beackere, nämlich schulische Förderung von Kindern aus bildungsfernen Schichten.

Herzliche Grüße sendet

Elke

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Susi
am Samstag, 21. Juli 2018 um 22:47 Uhr
Liebe Elke, verstehe ich dich richtig, dass die Demonstranten von morgen die Tonlage, die in der Politik und der Gesellschaft aktuell herrscht, lieber stillschweigend hinnehmen sollen (anstatt zu demonstrieren) - in der Hoffnung, dass besagte Politiker von selbst darauf kommen, dass ihr Sprache die Spaltung und die Ängste weiter vorantreibt? Glaubst du wirklich, dass das funktioniert? Das ist eine ernstgemeinte Frage. :-) Dafür hätten die Politiker et al. doch lange genug Zeit gehabt. Jetzt scheint es mir durchaus an der Zeit, das Thema mal etwas demonstrativer anzugehen. "Ich wünsche mir mehr Zuhören, mehr sachliche Diskussion und mehr Mühe, die Argumente des jeweils anderen zu verstehen und klug und wertschätzend dagegen zu argumentieren." Das würde ich mir auch wünschen, aber das sehe ich leider aktuell nicht. Diese Diskussionskultur hat sich leider verabschiedet, einstweilen zumindest. Und genau das möchte ich morgen einfordern! "Miteinander auskommen" ist keine einseitige Sache, bei der die einen schweigen und "auskommen", während die anderen Hass und Hetze verbreiten. Dass es noch viele andere Themenfelder gibt, ist unbestritten. Ich persönlich sehe das Flüchtlings"problem" hier in Deutschland nicht so groß wie es dargestellt wird (und ich bin in der Flüchtlingshilfe engagiert), und würde mich gerne anderen Themen zuwenden. Wenn manche Politiker das zulassen würden. Der Hinweis auf die Demonstration war übrigens nicht das Motiv für diesen Blogpost. Die war aus meiner Sicht nur thematisch sehr gut passend. Schlussfrage: Was wäre denn deine Lösung? Den Wunsch, es möge mehr und konstruktiver miteinander geredet, teile ich - aber ich fürchte, das ist keine Lösung, sondern aktuell nur ein Wunschtraum. Liebe Grüße, Susi.

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Elke
am Sonntag, 22. Juli 2018 um 12:08 Uhr
Liebe Susi vielen Dank für deine Antwort. Ich bin erst einmal dafür dass jeder für das demonstriert, was er für richtig hält, immerhin ist Meinungsfreiheit ein hohes Gut, das hart erkämpft werden musste! Allerdings halte ich Stilfragen - und für nichts anderes halte ich den Ton der Politiker - für das kleinste unserer Probleme. Ich glaube auch nicht, dass der Ton die Gesellschaft spaltet, es sind die nicht gelösten Probleme, über die zu wenig diskutiert wird.. Als Beispiel seien die nicht gelöste Migrationskrise, berechtigte Zukunftsängste von Menschen mit prekären Jobs sowie eine drohende Wirtschaftskrise genannt. Ich bin zudem der Ansicht, dass eine Demonstration, in dem lediglich der Ton von Politikern moniert wird, nicht dazu beiträgt, eine inhaltliche Diskussion in Gang zu bringen, im Gegenteil. Als Beispiel: ich hielte es für wesentlich sinnvoller, über den 10 Punkte Plan des Innenministers zu reden und gegebenenfalls dagegen zu demonstrieren anstatt über Tonalitäten. Was ändert sich denn inhaltlich, falls der Innenminister plötzlich zu diplomatischen Höhen auflaufen sollte? Gar nichts. Falls du einmal viel Zeit haben solltest, kannst du Bundestagsdiskussionen zu Zeiten von Wehner, Strauß oder Schmidt ansehen. Es stimmt m. E. nicht, dass der Ton der Politiker verroht ist. Im Gegenteil, damals ging es härter zu. Allerdings wurde nicht alles und jedes sofort per Twitter in die Welt geschickt, und damit größer gemacht, als es gemeint war. Zu deiner letzten Frage: eine Gesamtlösung habe ich wie wir alle nicht. Wenn ich auf eine Demonstration ginge, hätte diese allerdings ein inhaltliches Thema, eine Fläche als Naturschutzgebiet auszuweisen, oder eine Schule zu bauen beispielsweise. Ausdrucksweisen von Politikern würde ich wenn überhaupt per Mail monieren, ich halte dies für wirkungsvoller. Dennoch: wenn dir die genannte Demo am Herzen liegt: nur zu und viel Erfolg dabei. herzliche Grüße Elke

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Susi
am Sonntag, 22. Juli 2018 um 20:52 Uhr
Hallo Elke, zunächst: Mir liegt nicht die Demonstration am Herzen, sondern die damit verbundenen gesellschaftspolitischen, politischen und auch humanitären Ziele. Oder anders ausgedrückt: Mir ist unsere Gesellschaft wichtig und nachfolgende Generationen, dafür bin ich und mindestens 25.000 andere Menschen heute auf die Straße gegangen. Von daher hatte diese Demonstration selbstverständlich ein inhaltliches Thema. Man kann übrigens beides: gegen Hetze und Hass (und einiges mehr) demonstrieren und für Naturschutzgebiete. Das schließt sich in keinster Weise aus. Es mag durchaus sein, dass der Ton der Politiker auch früher schon verroht war, schlimm genug! Das ist aber keine Legitimation und es gab auch keine soziale Medien, die hier als Multiplikator fungierten. Es geht auch wahrlich nicht um Wörter: Sprache formt Bewusstsein und damit letztlich Handeln. Wenn ein Politiker "Asyltourismus" sagt, dann ist das nicht nur ein Wort, dann ist das auch seine Denke und damit sein Handeln - wenn wir es nicht stoppen. Über Seehofers Plan kann man ja trotzdem sprechen und das geschieht doch auch - wo ist der Widerspruch? Sprache prägt unser Tun, und deshalb ist es wichtig, gegen eine verrohende Sprache zu demonstrieren. Dass es auch andere gute Gründe gibt auf die Straße zu gehen, ist unbestritten. Liebe Grüße!

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Andreas De Martini
am Dienstag, 31. Juli 2018 um 05:40 Uhr

Hallo Susanne,
wirklich erfrischend so etwas zu lesen. Wegschauen beziehungsweise Ablenken lassen ist leider Volkssport und wird sich auch nicht schnell ändern - schön, dass es da Ausnahmen gibt :)

Liebe Grüße aus Kathmandu,
Andreas

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Astrid Pinter
am Dienstag, 07. August 2018 um 19:10 Uhr

Liebe Susanne,

vielen Dank für diesen Beitrag. Ich lese hier aus Österreich und finde, jede einzelne Stimme gegen diese Bewegungen, die zu mehr Hass und Gewalt führen, ist so wichtig. Ich lebe an einem der Brennpunkte der Flüchtlingsbewegungen von 2015 - an Österreichs Südgrenze. Und ich bin sprachlos über die Politik, die unsere Regierung zur Zeit macht. Indem sie Bedrohungen durch sogenannte “Flüchtlingsströme” herbeiredet und den Menschen damit Angst macht. In Wahrheit ist hier gar nix los an der Grenze. Außer dass es wieder Urlaubs-Auto-Staus gibt wegen der Kontrollen.  Ich hab gedacht, meine Jugendzeit mit Protestbewegungen und Demos wäre vorbei. Und jetzt wäre die jüngere Generation dran. Aber wie Du gehe ich jetzt auch wieder auf Demos… Hier haben sich viele ältere Frauen das gleiche gedacht - und sich zu den äußerst umtriebigen “Omas gegen Rechts” zusammen geschlossen. Das gibt mir gerade Rückhalt und eine weltanschauliche Heimat. Und zeigt mir die Vorzüge des Alters:-) Wir können auch entspannt und mit Humor an die Sache rangehen :
https://www.omasgegenrechts.com/

Liebe Grüße aus Austria
Astrid

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Susi
am Dienstag, 07. August 2018 um 19:19 Uhr
Liebe Astrid, wie wunderbar! Danke für den Hinweis auf diese Gruppe habe sie gleich mal auf meinem (Privat)Account auf Facebook geteilt. Vielleicht ist das etwas auch für euch: http://www.auchdasvolk.de ? Ganz liebe und supersolidarische Grüße!!! Susi.

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