Paris. Und was wir gegen die Eskalation des Hasses tun können.
Eine Woche sind die Anschläge von Paris nun her. Noch mehr schockiert und erschreckt als die Attentate selber haben mich aber die Tage danach. Die teils unverantwortlichen Äußerungen von Politikern. Das Schüren von Ängsten. Das verbale und auch militärische Aufrüsten. Plötzlich ist da das Wort „Krieg“. Als wäre Krieg schon jemals irgendwo eine Lösung gewesen!
Würde ich behaupten, ich habe keine Angst – es wäre gelogen. Doch Angst habe ich nicht vor Anschlägen und Attentaten. Jede Autofahrt ist gefährlicher.
Ein alter Spruch. Er stimmt immer noch.
Angst habe ich davor, dass die böse Saat, die der IS sät, aufgeht. Dass wir in genau die Falle tappen, die er für uns ausgelegt hat. Dass wir Hass mit Hass beantworten, Aggression mit noch größerer Aggression. Dass wir unsere Mitmenschlichkeit vergessen. Dass wir unsere Grenzen schließen, Menschen in ihrer Not alleine lassen, weil wir denken, sie seien der Feind. Ich habe Angst vor unseren eigenen Reaktionen, davor, dass wir es zulassen, dass der IS eine Kluft schafft bzw. sie vergrößert. Ich habe keine Angst vor Menschen, die vor demselben Terrorregime fliehen, das nun auch Europa in Angst und Schrecken versetzen will.
Ich werde deshalb genauso weitermachen wie bisher. Helfen, wo Hilfe gebraucht wird. So gut und so viel ich eben kann. Eintreten für Menschen, die in Not sind. Den Mund aufmachen, wo Widerspruch nötig ist. Ich werde keinen Hass mit Hass beantworten. Ich werde mich nicht einschüchtern lassen.
„Ich bin glücklich“, sagte mir ein junger Muslim aus Pakistan letzten Mittwoch im Deutschunterricht. Und ich bin glücklich, dass er es ist. Ich wünsche mir sehr, dass dieser Mann und die vielen anderen Menschen, die in unserem Land Zuflucht gesucht und gefunden haben, hier glücklich sein können. Mehr noch: Dass wir GEMEINSAM glücklich sind. Und dem IS und seinem Gift einfach keine Chance geben.
(Wer übrigens glaubt, dass ein Lifestyle-Blog keine Plattform für solche Themen und Gedanken ist – der irrt. Ich habe einen Kopf, ich habe ein Herz. Ich habe eine Stimme und ich werde sie nutzen.)
8 Kommentare
am Samstag, 21. November 2015 um 11:46 Uhr
Schöne Worte!! Sehr gut getroffen - mit Herz und Kopf ;)
am Samstag, 21. November 2015 um 14:13 Uhr
Wiedereinmal vielen Dank für diesen Artikel.
Manchmal wird mir richtig Angst, wenn ich die
Meinung dieser Menschen höre, sei es auf Parteiveranstaltungen, die jetzt wieder bewusst den IS mit den Flüchtlingen in Verbindung bringen,oder auch auf diesen Hassdemos. Was haben diese Menschen denn Schlimmes erleben müssen, dass sie so einen Hass verspüren?
Gleichzeitig wird mir bewusst, und ich bin so froh darüber, dass es viele Menschen wie Dich gibt, die anders denken, die auch ihre Meinung sagen und die helfen wo es notwendig ist.
Liebe Susanne,bitte mach weiter so, Dein Blog ist für mich das Beste.
LG romy
am Samstag, 21. November 2015 um 15:32 Uhr
Genau so! HERZlichen Dank.
am Samstag, 21. November 2015 um 18:12 Uhr
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Ich war heute wieder mehrere Stunden mit “unseren” allein reisenden jungen Männern einkaufen, Deutsch üben,.....Ich bin fast 48 Jahre alt. Niemals bin ich so freundlichen, dankbaren, zuvorkommenden Menschen begegnet. Und niemals hat mir etwas mehr Freude gemacht, als diesen Jungen hier zu helfen.
Gruß
Doro
am Samstag, 21. November 2015 um 20:52 Uhr
Toller Text!!!!! Mach weiter so!!!
am Sonntag, 22. November 2015 um 09:48 Uhr
Danke. Ich schließe mich gerne an.
am Sonntag, 22. November 2015 um 11:08 Uhr
Ja! Ich will mich nicht an Einschränkungen meiner persönlichen Freiheit gewöhnen, an schwer bewaffnete Polizisten oder Bundeswehr auf der Straße, wie es die konservative Presse zum Teil fordert. Ich möchte Menschen ungeachtet ihrer Herkunft oder was auch immer mögen oder blöd finden können. Ich will nicht hassen müssen.
am Samstag, 28. November 2015 um 09:48 Uhr
Einfach nur : Bravo, liebe Susanne!