Frisch kolumnisiert.
Wann ist schnöde Nagelpflege eigentlich zur Raketenwissenschaft geworden?
Kürzlich in diesem Internet. Ich scrolle durch Facebook (ein wirklich grässlicher Ort im Übrigen, an dem mich nur eine Flohmarktgruppe hält, ansonsten ist es wirklich kaum auszuhalten. Aber das soll heute nicht das Thema sein). Ich überfliege also Facebook, als mir ein Magazinbeitrag ins Auge springt: Das Vorschaufoto zeigt eine Hand mit glänzend rosa manikürten Nägeln. Der Titel: Milk-Nägel sind out. Heute tragen wir Bubblebath-Nails.
Uuups, was hatte ich verpasst? Weder hatte ich jemals von Milch-Nägeln gehört noch von ihren Schaumbad-Schwestern! Ein Jammer, denn die unschuldig schimmernden Nägel sahen tatsächlich zauberhaft aus. Ein Blick auf meine eigenen offenbarte: Diese schillerten kein bisschen, schon gar nicht wie eine aus einem Schaumbad erstiegene Seifenblase. Sie waren einfach mattrosa, an zwei Stellen etwas angeknabbert und unter einem Nagel erblickte ich, oh Schreck, sogar einen feinen grauen Rand.
Schon plagte mich ein schlechtes Gewissen. Sollte ich mich nicht viel mehr um meine Nägel kümmern? Hätten nicht auch sie etwas mehr Aufmerksamkeit verdient? Mehr Pflege, mehr Beauty, mehr Glitzer, mehr Seifenblasenschillern? Was hatte ich meinen Nägeln in den letzten Jahren, ach was sage ich: Jahrzehnten!, schon alles vorenthalten: Klassisches Chanel-Rot. Nagelkunst mit allerlei Glitzer-Applikationen. Schwarze Nägel, grüne oder auch solche in Knallorange. Weder hatte ich meine Nägel jemals mit Gel verschönern noch mit Acryl aufhübschen lassen (einmal, fiel es mir wieder ein, hatte ich einen Versuch gewagt und ein Nagelstudio betreten, wegen akuter Atemnot aber auch gleich wieder verlassen.) Und die falschen Nägel, die mir eine Freundin einmal total begeistert empfohlen hatte? Musste ich natürlich sofort bestellen (willig war ich ja!), hatte sie dann aber nie verwendet. Seitdem fristeten sie in meinem Badezimmerschrank ein klägliches Dasein (neben dem Fläschchen mit Chanel-Lack, eine andere sehr traurige Geschichte). Nicht mal Nagelöl trug ich regelmäßig auf! Kurz: Eine völlige Nagellack-Versagerin war ich mit meinen kurzen Naturnägeln ... sollte ich nicht doch mal wieder einen Versuch wagen?
Es war ja nicht so, dass ich es nie versucht hatte. Aber der blöde Lack wollte einfach nicht parieren: Er lief unschön in den Nagelwall, war zu dick oder ungleichmäßig aufgetragen und wenn ich es tatsächlich einmal geschafft hatte, mir die Nägel einigermaßen ordentlich zu lackieren – dann splitterte das Werk spätestens am nächsten Tag wieder ab. Und überhaupt, dieses ganze Prozedere: Unterlack, zweimal Farblack, dann noch eine Schicht Überlack – würde man die Zeit für regelmäßiges Nägel lackieren aufsummieren, könnte man vermutlich zwei Woche Urlaub machen. Vielleicht in einem Spa-Hotel, dann könnten die das ja dort übernehmen!
Gerade als ich die Schaumbad-Nägel wieder ad acta legen wollte, fiel mein Blick auf ein Fläschchen himbeerfarbenen Transparent-Lack – ganz hinten in meinem Badezimmerschrank. Da stand er wohl auch schon eine ganze Weile, unbenützt, versteht sich. Nun fiel es mir wieder ein: Ich hatte ihn angeschafft, als mich eine Influencerin auf Instagram mit ihren schimmernden rosafarbenen Nägeln angefixt hatte. Bubblebath Nails, quasi, die damals allerdings noch „Jelly-Nails“ hießen … Wer denkt sich eigentlich all diese Namen aus?
Dann kam mir eine andere Idee. Vielleicht sollte ich mich aber kurzerhand dem „No-polish“-Trend anschließen, über den anderes Magazin berichtete. Keine Nagelpolitur – dafür wäre ich samt meiner Nägel ja wie gemacht. Das eingesparte Geld könnte ich dann für einen Spa-Urlaub nutzen – und mir dort Hand- und Fußnägel von Profis machen lassen. Ich lasse mich mal überraschen, welcher Designtrend mit welchem Namen bis dahin angesagt ist.
Illustration: Ulrike Haseloff
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11 Kommentare
Als ich im Gymnasium war, hatte ich einen Banknachbar, der wollte jeden Morgen wissen, wenn ich auf die letzte Minute angesaust kam, wieviel Zeit ich im Bad verbracht habe. Es war die Zeit, als ich fast zwanghaft jeden Tag geduscht habe, die Haare gewaschen und 40 Minuten mit der Rundbürste versucht habe, einen Aussenschwung in meine geraden Haare zu föhnen. Er rechnete mir schon damals vor, wieviel Lebenszeit mir im Bad verloren geht.
Und jetzt seit Jahren dieser schreckliche Krallennageltrend. Ich staune, ärgere mich, schüttle den Kopf und komme zu keinem Schluss. Wer erfindet auch in der Gegenwart immer wieder Trends, um Frauen vom intelligenten, spannenden Leben abzuhalten? Forscherinnen, Schreinerinnen, Philosophinnen vielleicht, Gartenbauerinnen, Köchinnen, Biologinnen können doch nicht arbeiten mit Krallennägeln und Zeit, in dödeligen Nagelstudios zu verbringen, haben sie hoffentlich auch nicht. Meine gewagte These: Das ist ein Instrument des Patriarchats, Frauen weiterhin vom anspruchsvollen Leben fernzuhalten. Zweite gewagte These, verbunden mit eigenen Beobachtungen in meinem Beruf: Viele ungelernte Frauen wurden Nageldesignerinnen oder wie sagt man diesem « Beruf »?

am Sonntag, 23. Februar 2025 um 09:01 Uhr

am Sonntag, 23. Februar 2025 um 10:53 Uhr

am Sonntag, 23. Februar 2025 um 11:48 Uhr

am Sonntag, 23. Februar 2025 um 20:35 Uhr

am Sonntag, 23. Februar 2025 um 20:53 Uhr

am Sonntag, 23. Februar 2025 um 09:20 Uhr
Ich frage mich ab und zu ernsthaft, wie Frauen mit diesen Krallennägeln eigentlich verschiedene alltägliche Verrichtungen ausführen?! Ich selber trage meistens kurzgeschnittene Naturnägel (manchmal rot lackiert), denn ich spiele Geige und Klavier. Auch haben wir Dusch-WCs. Da könnte ich mir dann sogar Krallen erlauben, ohne befürchten zu müssen, mich selbst zu verletzen .
Nicht vergessen: heute wählen gehen!
Ich durfte mal einer ehemaligen Kollegin zusehen, wie sie vergeblich und hilflos versuchte, mit ihren neuen Gelnägeln eine Münze vom Boden aufzuheben. Keine Ahnung, warum man sich und seinen Nägeln sowas antut. Meine Chefin hat mir UV-Lack empfohlen, nachdem ihre Nägel davon kaputt gegangen sind. Drei Wochen Haltbarkeit klingen schon verführerisch aber die Prozedur zum Entfernen kompensiert das dann wieder. Farbigen Lack trage ich aber ganz gerne, dann brechen die von Natur aus dünnen Nägel nicht so schnell. Und im Homeoffice zwischen vielen Meetings kann ich in Ruhe Schicht für Schicht auftragen und gut durchtrocknen lassen - dauert dann nur einen Arbeitstag für perfekt lackierte Nägel .

am Sonntag, 23. Februar 2025 um 12:12 Uhr
Ich verstehe diese ganze Diskussion überhaupt nicht.
Wer ins Nagelstudio geht und sich an schön gemachten Nägeln erfreut, soll das auch weiterhin tun.
Menschen, für die das nichts ist lassen es einfach.
Warum müssen wir uns ständig gegenseitig kritisieren anstatt zu akzeptieren?
Lassen wir doch jede(n) so sein wie es ihm gefällt.