Urlaubstag 2. Oder: So schön kann Langeweile sein.
Seit sehr vielen Jahren fahre ich mit meiner Familie an die Ostsee. Auf den Darss um genau zu sein (bei dem ich nach all den Jahren immer noch nicht weiß, ob es Darß oder Darss heißt), nach Ahrenshoop. Immer in dasselbe Ferienhaus, 50 Meter vom Strand, gleich hinter der Düne. Nachts im Bett hört man das Meer rauschen.
Wie viele Jahre es genau sind – ich kann es gar nicht sagen: Acht? Neun? Zehn sogar? Ich bin gerade zu faul zum Rechnen ... Mein Jüngster war auf jeden Fall noch sehr klein, als wir das erste Mal herfuhren – weil wir das Ausland mit drei kleinen Kindern scheuten und mir der kühlere Norden ohnehin immer schon viel lieber war als die heiße Mittelmeerregion.
Das Boot ... es liegt hier schon seit Jahren.
Was anderen langweilig erscheint („Wie – ihr fahrt schon wieder an die Ostsee?!“) ist für mich die pure Entspannung: Nichts ist neu, alles ist bekannt. Nichts muss, alles kann. Nichts, was man noch nicht gesehen hat: Die Steilküste. Der Leuchtturm. Das Museum. Stralsund. Rostock. Alles schon gesehen, schon besucht, schon gemacht. Man kennt die guten Restaurants, die besten Eisdielen, die schönsten Cafés, den leckersten Fisch-Imbiss. Alles ist so wunderbar vertraut.
Nun bin ich wahrlich die letzte, die nicht gerne Neues erlebt. Im Gegenteil. Ich liebe es zu reisen und die Welt zu sehen. Aber zwei Wochen im Jahr genieße ich sie: die absolute Langweile. Ein Leben, das sich mehr oder weniger nur zwischen Ferienhaus, Strand und Bett bewegt. Bei dem die schwierigste Entscheidung des Tages ist, was ich zum Abendessen kochen soll. Bei dem Trödeln zum absoluten Genuss wird und der Kopf (fast) zur Ruhe kommt. Zwei Wochen, in denen ich spüre, wie entspannend Langweile sein kann, und wie wenig langweilig sie im Grunde ist – sondern anregend.
3 Kommentare
am Dienstag, 11. August 2015 um 17:08 Uhr
Für die nächsten zehn Jahre: Darß ;)
am Dienstag, 11. August 2015 um 21:51 Uhr
Ja liebe Susi… das stimmt. Ob am Darss/Darß oder wo anders… ;-) Vertrautes hat seine Vorteile und ich weiß einen gleichbleibenden Urlaubsort aus den gleichen Gründen wie Du zu schätzen…
Ich wünsche Dir noch einen laaaangweiligen Urlaub… herzlicher Gruß, Conny
am Mittwoch, 12. August 2015 um 08:43 Uhr
Liebe Susi, Bernd und mir ging es so mit der Bretagne. Wir sind lange Zeit mindestens einmal im Jahr nach St. Malo gefahren. Wir haben es genossen, jede Ecke zu kennen, in unsere Stammlokale zu gehen, wiedererkannt zu werden usw. Das hat etwas von guter alter Tradition und die kann so entspannend sein.
LG Karin