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Texterella hat eine Meinung.

Sind wir wirklich alle Zicken? Oder: Warum die Solidarität unter Frauen besser ist als ihr Ruf.

Wie gehen wir Frauen miteinander um? Wie arbeiten wir miteinander, sprechen übereinander, kommen miteinander aus? Über dieses Thema will ich schon lange schreiben. Weil es eines der Themen ist, das Frauen immer wieder beschäftigt. Allerdings selten im positiven Sinne: Meistens geht es um „Zickenkriege“, um diese „Stutenbissigkeit“, um Neid, Konkurrenzkampf, um gegenseitiges Niedermachen, Ablästern bis hin zu Mobbing. 

Aber sind wir Frauen wirklich so? Können wir nicht anders als uns gegenseitig zu bekriegen?

Meine Erfahrungen sind da andere. 

Ich bin immer schon gut mit meinen Geschlechtsgenossinnen ausgekommen, ja, sogar besser als mit Männern. Bereits als Schülerin, später als Studentin und auch als junge Angestellte in einer Branche, die männerdominiert war. Immer waren es eher die Frauen, mit denen ich mich zusammengetan und mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe. Nicht dass ich mit Männern nicht auskam – aber mit Frauen eben besser. Da war immer dieses Urvertrauen, dieselbe Sprache zu sprechen, zu wissen, wie etwas gemeint war, den „Code“ instinktiv zu kennen – etwas, das mir mit Männern nie gelungen ist (von meinem eigenen Mann abgesehen. Deshalb habe ich ihn wohl geheiratet. ;-)). 

Und dann wurde es sogar noch besser. 

Mit dem Internet kamen vor rund zwanzig Jahren die ersten Frauennetzwerke in mein Leben – etwas, das ich bislang nur von und für Männer kannte und wofür ich sie beneidet hatte! Rotary, Lions Club und wie sie alle hießen waren uns Frauen ja verschlossen. Plötzlich wurde dieses Männer-Privileg aufgebrochen! Eines der ersten Frauennetzwerke, das ich kennengelernt habe, waren die Webgrrls, die das „First give. Then take.“ als Leitspruch in mein Leben brachten. Später kam der Texttreff dazu, ein Netzwerk für „wortstarke Frauen“, das mich bis heute begleitet. Diese Netzwerke haben in den letzten 20 Jahren nicht nur mein (positives) Frauenbild geprägt, sie haben mich auch so bestärkt, so inspiriert, so vorangebracht, dass ich gar nicht genug „danke!“ sagen kann. Vor allem der Texttreff ist bis heute eines der schönsten Beispiele für Solidarität unter Frauen, für die Unterstützung, die wir uns gegenseitig angedeihen lassen können – und zugleich das beste Gegenbeispiel für diesen Zickenkrieg, der immer wieder zitiert wird und den ich in 52 Lebensjahren aber nur durch Hörensagen kennengelernt habe. Gott sei dank.

Hatte ich nur Glück? Ich glaube nicht. 

Ich glaube eher, dass uns Frauen, die wir uns ja in einer Männerwelt bewegen und beweisen müssen, so lange eingeredet wurde, dass wir alle zickige und missgünstige Stuten sind, dass wir es mittlerweile selbst glauben. Ein Schelm, der dabei Böses denkt: So ist es ja sehr viel einfacher, uns Frauen klein und machtlos zu halten. 

Ich halte es eher mit einer Kollegin, mit der ich über das Thema Frauen und Zickigkeit versus Solidarität sprach. Sie meinte: „Es gibt tolle Frauen und doofe Männer. Und es gibt doofe Frauen und tolle Männer. Ob ich mit ihnen gut oder weniger gut auskomme, hängt nicht vom Geschlecht ab, sondern vom jeweiligen Menschen.“ Eine andere meinte: „Ich arbeite lieber mit Frauen zusammen, weil ich sie als konstruktiver, solidarischer und respektvoller empfinde. Und weil Frauen (meistens) nicht dieses nervige gockelhafte Aufgeblase an sich haben. Meistens, wohl gemerkt, nicht immer. Das finde ich angenehm.“ Und noch ein weiteres Zitat: „Ich halte diese Zuweisung (Anmerkung: dass Frauen nicht mit anderen Frauen auskommen) für ein allzu einfaches Erklärungsmuster, das schnell parat ist, wenn sich Frauen auch mal streiten. So erspart man es sich, die eigentlichen Hintergründe zur Kenntnis zu nehmen. Frauen werden dafür abgewertet, bei Männern gilt Streit als normal und Ausdruck von gesundem Ehrgeiz.“

Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir uns von der althergebrachten Sozialisierung „Frauen sind alle missgünstige und böse Zicken“ lösen. Denn das sind wir nicht, waren nie, werden wir nicht sein. Wir sind einfach nur Menschen, die mal netter, mal weniger nett sind. Man stelle sich vor: Was würde für eine Kraft freigesetzt, wenn die Angst und das Misstrauen vor bzw. gegenüber anderen Frauen wegfielen! Wie sehr wir uns gegenseitig unterstützen und wie erfolgreich wir uns gegenseitig machen könnten! Und auch: Wie viel Spaß wir miteinander haben würden! 

Wie sind deine Erfahrungen mit Frauen? Gut oder schlecht? Glaubst du eher an Frauensolidarität oder Stutenbissigkeit?

Ich freue mich auf deine Meinung! 

***

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Fotos: Jeremy Moeller.

Auf dem Foto bin ich mit drei Bloggerkolleginnen auf der Berlin Fashionweek unterwegs: Valèrie  (von life40up), Katja (von fine & shine) und Martina (von still sparkling).

5010 12 Texterella hat eine Meinung. 27.09.2018   frauen, gesellschaft, politik, solidarität, texterella hat eine meinung, texterella macht sich gedanken

12 Kommentare

Claudia Braunstein
am Donnerstag, 27. September 2018 um 08:09 Uhr

Hallo Susi, ich bin in erster Linie Mensch und komme mit vielen anderen Menschen gut aus, egal welchen Geschlechts. Zicken gibt es auch unter Männern. Wichtig finde ich jedoch, dass Frauen 2018 endlich wirklich gleichgestellt sein sollten, deshalb halte ich Frauennetzwerke immer noch für richtig. Liebe Grüße Claudia

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Susi
am Samstag, 29. September 2018 um 20:54 Uhr
Ausrufezeichen! Kann ich alles nur unterschreiben! :) Liebe Grüße, Susi.

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Kirsten
am Donnerstag, 27. September 2018 um 10:09 Uhr

Hallo Susi,
ich kenne von diesen fiesen Frauen nur eine, aber ich glaube, es ist mehr ihre Persönlichkeit als die vielzitierte Stutenbissigkeit.
Habe aber in diesem Zusammenhang auch erlebt, dass Streit als Zickenkrieg ausgelegt würde, von einem Mann, der einfach nur keine Lust hatte, sich ernsthaft auseinander zu setzen.
Ansonsten genieße ich die wertschätzenden Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und die gibt es haufenweise.

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Susi
am Samstag, 29. September 2018 um 20:56 Uhr
Ja, eben. Es ist doch einfacher immer alles aufs Geschlecht zu schieben. Liebe Grüße!

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Sabine Gimm
am Donnerstag, 27. September 2018 um 23:41 Uhr

Zwischen den Geschlechtern mache ich eigentlich keinen Unterschied, sondern konzentriere mich auf die Menschen. Ich komme - vor allem im Job - auch gut mit Männern zurecht. Zicken kenne ich kaum. Vermutlich, weil ich die meide. Oder ich bin zu alt dafür :)

Liebe Grüße Sabine

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Susi
am Samstag, 29. September 2018 um 20:55 Uhr
Ich glaube durchaus, dass das Alter damit zu tun hat! Wir werden halt souveräner und lassen uns nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen.

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Gabi
am Samstag, 29. September 2018 um 07:23 Uhr

Hallo Susanne
interessanter Beitrag. Ich muss gestehen, daß ich eine “Männerfrau” war? obwohl ich einige langjährige Frauenfreundschaften habe.  Ich denke es lag an meiner Erziehung. Es ist aber besser geworden in den letzten Jahren. Meine Freundinnen haben mich des öfteren geschimpft, weil ich so streng mit den Frauen ins Gericht ging. Heute sehe ich es entspannt - es gibt Super Frauen und Super Männer. Liebe Grüße Gabi

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Susanne Ackstaller
am Samstag, 29. September 2018 um 20:53 Uhr
Genau das! Es gibt Deppen und Zicken beiderlei Geschlechts! :D Liebe Grüße!

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Gundula
am Samstag, 29. September 2018 um 07:49 Uhr

Liebe Susi, ich bin sonst ein eher eine stille Leserin, zu diesem Post muss ich mich äußern.
Ich halte die, größtenteils in der Männerdomäne, immer noch fest verankerte Meinung über Zicken und Stutenbissigkeit für völlig deplaziert. Ich arbeite im Gesundheitswesen und sowohl mit Frauen als auch mit Männern. Meiner Erfahrung nach sind diese negativ besetzten Attribute bei beiden Geschlechtern zu finden. Ich habe sowohl sehr kollegiale liebenswerte emphatische und ausgeglichene Frauen und Männer kennen gelernt, aber eben auch zickige missgünstige und neidische Menschen egal welchen Geschlechts. Ich glaube auch dass die gerne zitierte Zickigkeit ein rasches wenig bedachtes (und leider abwertendes)  Erklärungsmodell für Menschen ist, die sich nicht mit unangenehmen und polarisierenden Diskussionen oder Haltungen beschäftigen wollen. Schade…
Deinen Blog liebe ich (boah große Worte), trifft sehr oft meine Haltung und berührt mich. Danke dafür.
Liebe Grüsse Gundula

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Susi
am Samstag, 29. September 2018 um 20:52 Uhr
Liebe Gundula, danke für deinen Kommentar! Und ich freue mich außerordentlich, dass du mein Blog sehr magst (bei dem "großen Wort" werde ich gleich ganz rot ... ;-)). Ich sehe es auch so wie du! Es ist kein Geschlechterproblem, es ist ein Charakterproblem! Liebe Grüße, Susi.

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Sabina @Oceanblue Style
am Montag, 01. Oktober 2018 um 14:03 Uhr

Ich würde nicht erwarten, dass eine Frau mich unterstützt, qua Geschlecht. Für mich zählt die Frage der gemeinsamen Inhalte.

Ansonsten bin ich mit Frauen genauso gern zusammen wie mit Männern. Möchte aber weder das eine, noch das andere überhöhen.

Ich denke, es ist Zeit für eine Neubewertung von männl. und weibl. Verhalten.

LG Sabina

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Ute
am Samstag, 06. Oktober 2018 um 22:33 Uhr

Ich erlebe auch , sowohl im privaten wie auch im Beruf eine große Solidarität, Empatie und tollen Umgang miteinander . Vielleicht liegt es auch am Alter ? Ich bin 54 und auch meine Kolleginnen ( nur Frauen in unserer Praxis) sind größtenteils in meinem Alter . Wenn meine 24 jährige Tochter von ihren jüngeren Kolleginnen und Freundinnen erzählt , klingt das oft anders . Da habe ich manchmal den Eindruck , dass Selbstbewusstsein mit Egoismus verwechselt wird .. Ich bin auf jeden Fall froh , das mein Umfeld so gar nicht zickig und stuttenbissig ist ! Liebste Grüße Ute

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