Texterella schreibt ein Buch.
Fünf Fragen an Texterella. Und fünf Antworten.
„Was machst du eigentlich beruflich?“ – ich hasse diese Frage! Denn immer, wenn ich sie wahrheitsgemäß beantworte, ernte ich mindestens staunende, wenn nicht sogar ungläubige Blicke. Eine pummelige, 51-jährige Lifestyle- und Mode-Bloggerin ist ja ohnehin schon ein Kuriosum. Eine pummelige, 51-jährige Lifestyle- und Modebloggerin, die in ihrem Hauptjob Geschäftsberichte für DAX-Unternehmen schreibt, sprengt aber jegliches Vorstellungsvermögen. Das kann nicht sein, so was gibt's einfach nicht! Meine Kolumne für die WELT lasse ich angesichts bereits ungläubiger Blicke dann lieber unerwähnt, denn das nimmt mir ohnehin niemand mehr ab. „Haste gehört, was die da hinten mit dem knallroten Kleid erzählt? Bloggerin, Wirtschaftstexterin und Kolumnistin ist sie, sagt sie – so was gibt es doch gar nicht, zumindest nicht in dieser Kombination.“ Tja, und es gibt mich doch. (Die Erde war ja auch keine Scheibe.)
Aber auch Leserinnen fragen mich in letzter Zeit verstärkt, was es denn mit diesem Buch und dem Thema Geschäftsberichte auf sich hat. Oder Blogger-Kolleginnen, die sich ebenfalls keinen rechten Reim auf all dies machen können. Ist ja auch ungewöhnlich, zweifellos. (Andererseits gibt es auch Beauty-Bloggerinnen, die Geschäftsführerin eines Energie-Unternehmens, oder Modebloggerinnen, die Professorin sind. Gibt es alles, passt halt nur nicht so leicht in eine Schublade.)
Wie auch immer: Ich dachte, ich beantworte die häufigsten Fragen einfach mal in einem eigenen Blog-Beitrag.
Bitteschön:
Wie kommt eine Texterin für Finanzkommunikation dazu, ein Mode- und Lifestyle-Blog zu schreiben?
Mode hat mich immer schon interessiert, ja, ich wollte sogar mal Modedesign studieren, fand mich dann aber selbst nicht talentiert genug – und so habe ich, öhm, BWL studiert. Ja, und dann bin ich nach dem Studium im Bereich Finanzkommunikation und Investor Relations gelandet, denn neben der Mode hatte ich auch ein Faible für Kommunikation und Text. Acht Jahre war ich in diesem Bereich angestellt, mit den Kindern habe ich mich dann selbstständig gemacht – und festgestellt, dass Geschäftsberichte eine feine und vielfältige Nische sind. Irgendwann wollte ich aber auch über andere Themen schreiben, als die, die Lageberichte und Imagekapitel von Geschäftsberichten hergaben. Und so begann ich über Mode und Lifestyle zu bloggen, einfach so, aus Spaß. Geld verdienen hatte ich überhaupt nicht im Sinn, das Geschäftsmodell gab es damals ohnehin noch nicht.Ist es nicht schwierig, zwischen zwei so unterschiedlichen Genres hin- und herzuwechseln?
Gar nicht, im Gegenteil. Ich finde diese sprachliche Abwechslung sehr entspannend und erholsam. Wenn ich den ganzen Tag an Geschäftsberichtsprojekten sitze, freue ich mich richtig darauf, abends einen Blogpost vorbereiten zu dürfen. Und vice versa: Nach vielen fluffigen Blog-Texten sind Sachtexte, in denen es um die Inhalte und nicht so sehr um den „Fluff“ geht, eine angenehme Abwechslung. Vielleicht bedient man mit beiden Genres ja unterschiedliche Gehirnareale? Ich mag den Mix auf jeden Fall sehr und finde ihn sehr bereichernd.Was sagen deine Geschäftsberichtskunden zu deinem Modeblog? Und die Blogkunden zu deinen Geschäftsberichten? Finden die diese Kombination nicht ein bisschen ... seltsam?
Nein. Ich glaube, diese Schmalspur-Denke ist längst passé – wenn es sie überhaupt jemals gegeben hat. Vielfalt wird heute als Gewinn gesehen, und ganz davon abgesehen, geht es ja immer um guten Text, wenn auch ganz unterschiedlichen. Die wenigen Male, wo mich Kunden auf das Thema angesprochen haben, war es immer sehr interessiert. Die fanden das eher spannend als irritierend.Kannst du dir vorstellen, irgendwann nur noch zu bloggen und als Vollzeit-Bloggerin dein Geld zu verdienen?
Manchmal träume ich tatsächlich davon. Aber dann ... würden mir meine Geschäftsberichte ja doch fehlen. Denn, auch wenn sich viele das nicht vorstellen können: Geschäftsberichte sind ein überaus spannendes, abwechslungsreiches Medium. Nicht umsonst gilt der Geschäftsbericht als die Königsdisziplin der Unternehmenskommunikation. Für eine derart wichtige Publikation gute Sach- oder auch Imagetexte zu schreiben, ist mir immer wieder eine große Herausforderung. Und eine große Freude.Und wie bist du zu deiner Kolumne gekommen?
Das ist eine unglaubliche Geschichte, die ich nie glauben würde, wenn ich sie nicht selbst erlebt hätte. Natürlich begann sie damit, dass ich „Sex and the City“ jahrelang geradezu inhalierte und mir nichts sehnlicher wünschte, als Kolumnistin in New York zu sein. Was aber angesichts meiner Lebensrealität (Landpomeranze mit drei kleinen Kindern) in etwa so abwegig war, wie dass Trumpel plötzlich ein weitsichtiger Weltpolitiker von Format wird. Ha!Und dann kam der 25. November 2012, an dem ich merkte, dass sich eine Volontärin der WELT an meinen Texten bedient hatte und ich vor lauter Wut einen Brandbrief schrieb. Diesen hier: Liebe Welt! Während ich bei Freunden zum Kaffeetrinken eingeladen war, verteilte sich der Post rasant über Social Media – so rasant, dass ich nach 2,5 Stunden das Angebot der Welt in der Mailbox hatte, ob ich nicht eine regelmäßige Kolumne für sie schreiben wollte. Ja, und natürlich wollte ich – und schreibe sie bis heute allmonatlich mit brennendem Herzen.
Seitdem bin ich übrigens davon überzeugt, dass wirklich jeder noch so absurd scheinende Wunschtraum in Erfüllung gehen kann. Jeder!
So, das war es für diesen Buchdienstag: Fünf Fragen. Fünf Antworten. Ich hoffe, ich habe jetzt alle Klarheiten beseitigt. Und falls doch noch irgendeine Frage offen ist: Dafür gibt es das Kommentarfeld.
Bis zum nächsten Buchdienstag!
5 Kommentare
am Dienstag, 16. Mai 2017 um 15:46 Uhr
Liebe Susi,
Texte mit Tempo, die mag ich wirklich. Und dieser hier von Dir, der hat richtig Feuer im Hintern. Und ich schreib jetzt auch nicht sorry für den Ausdruck, das muss so! :-)
Cool, dass Du machst, was Du machst. Muss ja auch nich Jede/r verstehen…
Und wenn das Buch fertsch ist, bitte ich um ne Info, um es in meiner PR-Community zu teilen!!
LG Anja
am Dienstag, 16. Mai 2017 um 23:54 Uhr
am Dienstag, 16. Mai 2017 um 16:36 Uhr
Ach liebe Susi, warum hat der Mensch eine rechte und linke Gehirnhälfte?! Ganz genau: Damit er die texterellas dieser Welt versteht. Warum so wenig Menschen von dieser naturgegebenen Gabe Gebrauch machen, war mir immer schon ein Rätsel…
Um so besser, dass es Menschen wie dich gibt, die sie immer wieder dazu zwingen, ihre Hirnhälften zu bewegen…. Vielleicht solltest du auch noch Gehirn-Gymnastiklehrerin werden ;)
Herzliche Grüße
von der Texthandwerkerin/Unruhewerkerin Maria
am Dienstag, 16. Mai 2017 um 20:42 Uhr
Ich finde, ziemlich viele Bloggerinnen machen in “Brotjob” etwas, was manche Leserin nicht erwarten würde. Und mancher Chef wäre erstaunt, dass die eine oder andere Mitarbeiterin im Bereich Mode und Lifestyle schreibt.
Ich für meinen Teil finde es immer wieder spannend, dass Menschen sich für die unterschiedlichsten Bereiche erwärmen können. Warum auch nicht? Wahrscheinlich ist es gerade das, was die Welt so bunt macht.
LG Andrea
am Dienstag, 16. Mai 2017 um 23:52 Uhr