Über die Freundschaft.
Während der Schulzeit ist alles noch ganz einfach. Man trifft die besten Freunde tagtäglich. Im Bus, im Klassenzimmer, beim Sport. Oder am See, auf Partys, beim Tanzen. Der erste Abschied erfolgt nach dem Schulabschluss: Natürlich bleibt man sich noch einige Jahre verbunden, selbst wenn sich die Wege trennen – aber dennoch: Es bröckelt. Was man aber zumeist gar nicht so empfindet: Man ist viel unterwegs, trifft viele Menschen, schließt neue Freundschaften. Das Leben ist bunt und eine einzige Party.
Freundschaft ist ein Rückzugsort - wie der wunderschöne Park bei Schloss Ludwigslust.
Später steht man im Beruf oder gründet eine Familie. Die Zeit weniger, der Aktionsradius kleiner. Man trifft sich im Freundeskreis nicht mehr so oft, man hat auch weniger Energie. Freundschaften weichen „Zweckbekannschaften": Krabbelgruppen, Kindergarten, Schule – all das bringt einen mit Gleichgesinnten zusammen. Man tauscht sich aus, man hat dieselben Themen, manchmal entstehen auch wahre Freundschaften daraus.
Irgendwann blickt man auf und merkt, wie klein der wirkliche, echte Freundeskreis geworden ist. Auch das ist nicht schlimm: Klasse statt Masse. Und, mal ehrlich, für viel mehr wäre ohnehin keine Zeit. Man steckt im Leben fest, in der Alltagsbewältigung, in der Arbeit, im Mamataxi …
Den vermeintlichen, bösen Einsam-Macher Internet erlebe ich seit vielen Jahren übrigens als Bereicherung. Viele neue, wertvolle Freundschaften sind dort entstanden: erst virtuell, dann real. Und das Schöne ist: Der Austausch ist so viel einfacher und direkter als IRL. Mit vielen Freundinnen tausche ich mich zum Beispiel über die Audio-Funktion auf Whatsapp aus. Asynchrones Telefonieren nenne ich das – und liebe es (während ich das normale Telefonieren geradezu hasse).
Ja, so ist das mit den Freundschaften. Sie werden rar(er) mit den Jahren. Umso schöner ist es aber, wahre, echte Freunde zu treffen – und zu spüren, dass all die Monate zwischen den Treffen nichts bedeuten. Man ist sich nah wie immer. Sprudelt los, erzählt sich alles, möchte am liebsten gar nicht mehr weg … und bedauert es zutiefst, dass die besten Freunde so viele hundert Kilometer weit weg wohnen.
9 Kommentare
am Montag, 17. August 2015 um 13:49 Uhr
Du hast ja so recht! und oft beneide ich Dich, weil Du so nah bei meiner Besten Freundin wohnst… und ich freu mich auf den Oktober, dann bin ich mal wieder für einen Tag in Eurer Gegend… mehr als 2 mal im Jahr sehen wir uns nämlich nicht mehr, aber dann ist es wie Du es beschreibst.
lg
michaela
am Montag, 17. August 2015 um 13:49 Uhr
Liebe Susi,
gerade letzte Woche war ich auf der Hochzeit einer ebensolchen ganz lieben und langjährigen Freundin. Und es war genauso, wie du es oben beschreibst. Sich sehen und einfach lossprudeln und ganz nah sein. Auf der Heimfahrt schwelgte ich in Erinnerungen und mir wurde bewusst, dass diese innige Freundschaft schon seit 21 Jahren besteht und nichts, wirklich gar nichts an Intensität verloren hat. Selbst wenn wir drei manchmal tausende Kilometer entfernt sind (eine Freundin ist Flugbegleiterin), sind wir uns - auch dank Internet & Co - sehr nahe. Und die wehmütigen Gedanken auf der Heimfahrt besänftige ich mit der Vorfreude auf das nächste Treffen, dass schon geplant ist. Dann machen wir nämlich ein verlängertes Wochenende zu dritt und genießen unsere Freundschaft gaaaanz ausgiebig! Ich freu´ mich drauf <3
LG Kati
am Montag, 17. August 2015 um 15:48 Uhr
Sehr wahre Worte, liebe Susi! Ich habe durch ein paar schmerzhafte Erfahrungen gelernt, mich an Freundschaften nicht mehr aufzuhängen und ihnen nicht hinterherzutrauern, wenn sie aus irgendeinem Grund zerbrechen. Manche Freundschaften halten ewig, das ist wundervoll! Ein kostbares Geschenk.
Liebe Grüße von einer Freundin ;)
am Montag, 17. August 2015 um 19:40 Uhr
Schön zusammengefasst!
Und diesmal warst du ja tatsähclich in meiner Heimatstadt. Sehr schön eingefangen. :)
am Dienstag, 18. August 2015 um 00:10 Uhr
Das stimmt. Meine Freundschaften werden auch immer weniger. Aber es kommen auch immer neue und interessante hinzu. Und die Echten halten auch viele Kilometer durch die Welt aus.
Liebe Grüße
Andrea
am Dienstag, 18. August 2015 um 07:42 Uhr
Ohja, ich bin zwar erst Anfang 30 spüre aber auch schon diese Veränderungen. Ich hab wenige Freunde, dafür sehr eng verbundene. Auch Familie lernt man immer mehr wertzuschätzen. Und wenn dann aus einem Kollegen ein Freund wird, dann möchte man die ganze Welt aus Dankbarkeit umarmen. Es ist schön, zu sehen, wie Freundschaft wachsen und sich auch verändern kann. Genau wie wir Menschen eben.
am Dienstag, 18. August 2015 um 08:53 Uhr
Das Leben unterliegt Veränderungen. Liebe kommt und geht, Freundschaft kommt und geht, Jobs kommen und gehen usw. Ich denke, gute Freundschaften machen sich sowieso nicht an “Intervallen” fest, in denen man sich sieht. Die sind einfach da, auch wenn man vielleicht nicht die Zeit hat, sich regelmäßig zu besuchen.
Was das böse Internet betrifft, so gebe ich dir recht. Früher sind Menschen aufgrund von Entfernungen, zu vielen anderen Erfordernissen etc. einfach aus dem Leben verschwunden. Das Internet gibt uns die Möglichkeit, zumindest ein bisschen aneinander teilzuhaben. Und eine liebe WhatsApp oder ein Kommentar bei Facebook sind mal schneller geschrieben, als man die Zeit für ein Telefonat gefunden hat.
So verliert man sich nicht aus den Augen und nicht zuletzt geht es mir wie dir, aus virtuellen Begegnungen sind schöne, beständige Kontakte und auch Freundschaften entstanden. Man ist eingewoben und behütet in einem Netz, von dem man weiß, dass es einfach da ist.
am Donnerstag, 20. August 2015 um 08:59 Uhr
Ich erlebe das genau wie Du, Susanne. Danke für die schöne, positive Beschreibung dieses offenbar ganz normalen Wandels…
Denn natürlich muß man unterwegs auch schon mal ein Ende einer Freundschaft ertragen lernen, z.B. wegen unheilbarer Vertrauensbrüche, und das tut ja richtig, richtig weh.
am Donnerstag, 20. August 2015 um 10:23 Uhr
...wie konnte mir dieser wunderbare post durch die Lappen gehen… Ich weiß, ich musste ihn erst heute lesen, weil ich gerade gestern einen wunderbaren Tag mit meiner ältesten und besten Freundin verbracht habe und es genauso war, wie von Dir beschrieben. Und obwohl wir mehrere Stunden Zeit hatten…(hach, welch Luxus) verging die Zeit, wie ein Wimpernschlag… Danke für diesen Beitrag liebe Susi…
Alles Liebe, Conny