Schöne Eman(n)zipation! (Ein ziemlich gleichberechtigte Beauty-Kolumne.)
Kürzlich ließ sich mein 17-jähriger Sohn in die Anwendung einer Pinzette einweisen. Weil es ihn stört, dass seine Augenbrauen in der Mitte zusammenwachsen. Dass er gleichzeitig seinen Hipster-Vollbart hegt und pflegt, ist nur ein scheinbarer Widerspruch. Sein Haarpflegesortiment kann übrigens durchaus mit meinem mithalten. Ist das eine neue Form der Gleichberechtigung? Quasi: Schöner eman(n)zipieren?
Ich will nun nicht die guten alten Zeiten heraufbeschwören, in denen Männer entweder nach Schweiß oder nach Pitralon rochen. Und als einziges Beauty-Utensil einen Blutstiller für kleinere Blessuren durch die Nassrasur im Badezimmerschrank liegen hatten. Nein, diesen Zeiten weine ich natürlich nicht nach. Naja, höchstens ein bisschen. Manchmal. Selbstverständlich lieben wir gepflegte Männer, und ja, sie dürfen auch ruhig gut riechen. Aber müssen sie gleich mehr Pflegeprodukte im Schrank stehen haben als wir?! Oder Beautyblogs eröffnen, in denen sie uns Frauen die Anwendung von Fruchtsäurepeelings erklären und Augencremes auf Anti-Falten-Tauglichkeit testen?
Niemand hat was dagegen, wenn Männer ihre Nasen- und Ohrhaare trimmen. Aber ein Männerkörper ist nun mal kein glatter Babypopo – und muss es auch nicht werden. Hautpflege für Männer? Selbstverständlich! Aber bitte nicht aus den High-End-Luxus-Töpfchen von Frau oder Freundin. Drogerieware tut’s doch auch. Ein amerikanisches Beauty-Unternehmen hat übrigens diverse Nagellacke für Männer im Programm. Sie heißen „Wild West“ und „The Pirates“. Kein Scherz. Immerhin: Die Männer-Mascara, die ein großes schwedisches Modeunternehmen eine Zeitlang anbot, wurde wieder vom Markt genommen.
Meinem Sohn war die Zupferei dann übrigens doch zu schmerzhaft. Der alte Spruch „Wer schön sein will, muss leiden“ ist beim starken Geschlecht wohl doch eher verpönt.
(Die Kolumne erschien heute in der Print- und in der Online-Ausgabe der WELT KOMPAKT.)