Texterella durchsuchen

Texterella persönlich.

Das Nest ist leer geworden. Warum ich mich trotz Traurigkeit ein bisschen freue.

Gestern morgen fuhr ich meinen großen Sohn (er hatte uns übers Wochenende besucht) zum Bahnhof. Danach trank ich noch einen großen Caffe Latte in meinem Lieblingscafé, beantwortete ein paar Mails, schrieb einen Text und fuhr wieder heim. 

Dann begann mein Leben als Empty Nesterin.

Als ich die Tür öffnete, war das Haus ungewohnt leise. Und leer. Sehr leer. Nur die zwei Katzen waren da. Sie saßen oben an der Treppe, blickten mich, ob der ungewohnten Ruhe?, ein wenig irritiert an und maunzten. In der Küche stand noch die Müslischüssel auf dem großen Küchentisch, die mein Sohn hatte (wie immer) stehen lassen, und eine halbvolle Tasse Kaffee. Natürlich war nichts in die Spülmaschine gestellt, und auch im Bad herrschte das übliche Kinder-Chaos. Alles wie immer, auf den ersten Blick zumindest. Und doch – war alles anders. Ich war allein. Und würde es, gemeinsam mit meinem Mann, auch für die nächsten Monate sein. Ja, die Kinder hatten das Nest verlassen: Der große Sohn studierte schon länger in Regensburg, die Tochter war seit mehreren Monaten als Social Volunteer auf einer Farm in Ecuador, und nun war auch das Nesthäkchen weg und als Austauschschüler für fünf Monate in Costa Rica unterwegs. Alle waren sie ausgeflogen. Alle auf dem Weg in ihr eigenes Leben und bereit eigene Nester zu bauen.

Wie schnell die Jahre im Rückblick doch vergangen waren! Waren sie nicht gerade noch Babys gewesen, die uns um den Schlaf brachten? Kindergartenkinder, die uns ständig mit Selbstgebasteltem überraschten? Grundschulkinder, die sich bei doofen Träumen zu uns ins Bett kuschelten und schließlich Gymnasiasten, die wir Bio und Latein abfragten und bei der 4 in Mathe trösteten („Dabei hatte ich wirklich gelernt, Mama!“)?

Ein Wimpernschlag – und plötzlich sind die Kinder (fast) erwachsen, gehen ihre Wege und schauen nicht zurück. Was ja auch ganz richtig ist. Eigentlich. Ich weiß das.

Es ist trotzdem schwer. 

Natürlich habe ich eine Runde geweint, als ich ganz allein in unserem großen Familienhaus stand und auf den Küchentisch blickte, an dem zwölf Menschen locker Platz finden. Wie oft waren hier die Kinder mit ihren Freunden gesessen! Natürlich war ich traurig, als ich in die verlassenen Kinderzimmer blickte. Ja, selbst beim Badchaos war mir melancholisch (mindestens!) zumute. 

Aber gleichzeitig ist in mir auch diese Freude – darauf, dass mein Leben nun wieder ganz mir gehört und dass ich es in meinem eigenen Rhythmus leben darf. Dass ich die Dinge machen kann, wie ich möchte – und nicht auf Mittagessen für hungrige Schulkinder Rücksicht nehmen muss, nicht auf Schulaufgaben, Sportveranstaltungen oder Elternabende, ja, nicht mal auf nächsten Schulferien! Dass ich wieder ganz ich sein darf. 

Zumindest bis Mitte Juli. Denn dann endet das Austauschhalbjahr des Jüngsten und auch das Töchterlein kehrt von ihren Projekten heim – aber bis dahin sind der Mann und ich Empty Nesters auf Zeit.

Wie das wohl werden wird – seit 21 Jahren erstmals wieder nur „wir“? Wieder nur als Paar, nicht so sehr als Eltern? 

Wie war es bei dir? Ich bin gespannt.

***

Vielleicht magst du mein Blog abonnieren, dann verpasst du keinen Beitrag mehr! Geht ganz schnell: Mail-Adresse eintragen, absenden und – ganz wichtig!! – den Link in der Bestätigungsmail, die dir im Anschluss zugestellt wird, anklicken. Manchmal versteckt sich diese Mail im Spamfilter. Aber ohne Verifizierung keine Texterella-Mail! :-) Dass ich mit deiner Adresse keinen Unfug betreibe, du dich auch jederzeit wieder abmelden kannst und dass dieser Service natürlich absolut kostenlos ist, muss ich sicher nicht extra dazusagen. Ich freue mich auf dich!

4398 8 Texterella persönlich., 50+ Lifestyle 19.02.2019   empty nest, kinder, leeres nest, texterella persönlich

8 Kommentare

Gundula Schmidt-Graute
am Dienstag, 19. Februar 2019 um 09:48 Uhr

Liebe Susi,
da bin ich schon durch und zwar für immer. Es hat mich gar nicht so sehr getroffen - es ist eben eine weitere Sprosse auf der spanndenden Leiter des Lebens. Und das Glucken-Gen hatte mir schon gefehlt als die Damen noch da waren. Dank Smartphone sind wir ja immer in Kontakt (nicht dauernd, die digitale Nabelschnur wäre ja auch keine gute Idee). Sie fragen uns immern noch um Rat und als sie Weihnachten bei uns waren haben sie auf eigenen Wunsch Einkauf und Zubereitung des Weihnachtsmenus übernommen.
Weil wir ein paar Mal umgezogen sind leben wir auch nicht mehr in der Wohnung, wo sie eins gezahnt haben, gekrabbelt sind und uns stolz den ersten Text vorgelesen haben. Das macht sie Sache natürlich auch einfacher.
Wird schon Susi!

Liebe Grüße
Gundula

Auf diesen Kommentar antworten

Andrea
am Dienstag, 19. Februar 2019 um 15:33 Uhr

Liebe Susi, ich kann noch nicht wirklich mitreden, alle drei sind noch zuhause, aber das Ende ist in Sicht. Und ich merke, wie schwer ich mich mit dem Loslassen tue. Mein Mittlerer fährt eigentlich nicht mehr mit in den Urlaub und da fehlt er mir sehr. Ich dachte immer, ich schaffe das ohne große Probleme, da mein Mann und ich uns sehr nah sind und wir uns immer unsere Zeit zu zweit genommen haben.
Vielleicht sehen wir uns ja mal im Pano, ich spreche dich dann einfach an.
Liebe Grüße Andrea

Auf diesen Kommentar antworten

Claudia Braunstein
am Dienstag, 19. Februar 2019 um 16:31 Uhr

Liebe Susi, wir waren 30 Jahre nur Familie, bis vor vier Jahren die beiden Jüngsten gleichzeitig auszogen. Ich war da noch dazu auf Reha und kam in ein halb leeres Haus retour, in dem ein verlassener Mann sass. In dem Augenblick war mir ehrlich nicht ganz klar, ob wir es tatsächlich nach so langer Zeit in eine neue Zweisamkeit schaffen.  Das ging dann zum Glück relativ schnell. Heute lebt ein Sohn vorübergehend wieder bei uns und der älteste Sohn wird wohl im Sommer mit seiner Lebensgefährtin für eine Weile aus dem Ausland zurückkehren.  Ich muss gestehen, dass ich diese erwachsene FamilienWG sehr gerne mag :-) Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia

Auf diesen Kommentar antworten

Nicole
am Dienstag, 19. Februar 2019 um 20:25 Uhr

Ach, ich verstehe es gut. Aber es ist doch wunderbar, dass sie so selbstbewusst in ihr eigenes Leben treten- zeigt es doch, mit wie viel Vertrauen Sie in ihr Leben treten. Also haben ihre Eltern gute Arbeit geleistet. Es soll meiner Meinung auch so sein, dass wir sie vorbereiten, damit sie in ihr neues und wir in unser altes treten können. Hier war es auch plötzlich, dass alle weg waren, vielleicht einer temporär, vielleicht auch nicht. Ich hatte auch ein komisches Gefühl, jetzt genieße ich es so, wie ich es immer genossen habe, mich intensiv um die Kinder zu kümmern. Zweisamkeit klappt auch fein. Wenn das Nest dann wieder voll ist, ist es schön, der Abschied immer schwer, aber dann auch wieder gut. Ich denke, so sollte es sein. Insofern, alle guten Wünsche, dass der Genuss überwiegt. Liebe Grüße
Nicole

Auf diesen Kommentar antworten

Martina
am Mittwoch, 20. Februar 2019 um 12:57 Uhr

Liebe Susi, bei diesem Radio-Interview heute morgen musste ich an Dich denken: Eine Chirurgin ging, nachdem die 4 Kinder aus dem Haus waren, in die Antarktis zur Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts. Muss nicht gleich ein ganzes Jahr sein, auch nicht so kalt. Die Welt ist groß! ;-)
https://www.br.de/radio/bayern2/10-jahre-neumayer-station-drei-in-der-antarktis-100.html

Auf diesen Kommentar antworten

Biggi
am Mittwoch, 20. Februar 2019 um 17:19 Uhr

Liebe Susanne,
ja - ist erst mal ein total seltsames Gefühl und es fühlt sich einfach nur “fremd” an. Logisch. Dieses Gefühl gab es ja auch jahrzehntelang nicht mehr im Leben.

Aber weißt Du was?!? Ganz schnell überwiegt einfach wieder der Stolz . Auf sich selber. Auf die tollen Kinder. Und die Vorfreude… auf spannende neue eigene Projekte (Projekt Kind ist ja erstmal abgeschossen) und auf interessante Verabredungen mit den nun erwachsenen Kindern auf Augenhöhe.  Für die Wehmuts-Momente (die einfach AUCH dazu gehören) bleibt die wichtige Erkenntnis “Weine nicht, dass es vorbei ist. Lächle, weil es so wunderschön war.”
Alles Liebe… für Dich und für alle Deine Familienmitglieder
Biggi

Auf diesen Kommentar antworten

Sabienes
am Donnerstag, 21. Februar 2019 um 21:02 Uhr

Ich kann dir sehr gut nachfühlen. An unserem ersten, vereinsamten Samstagfrühstück haben wir uns angesehen und mein Mann meinte dann so: “Des is jetzt aber fad!”
Inzwischen finde ich es manchmal ein bisschen anstrengend, wenn die beiden ganz unvermittelt vor der Tür stehen.
Und Hunger haben.
Und Stress reinbringen.
Und den Hund.
Und ich eigentlich arbeiten wollte.
Trotzdem freue ich mich immer, wenn sie kommen, weil sie gerne kommen.
LG
Sabienes

Auf diesen Kommentar antworten

Chris
am Sonntag, 24. Februar 2019 um 11:06 Uhr

Bei uns war es ganz anders, denn ich habe das Nest verlassen… Wie es dazu kam? Vor 11 Jahren habe ich mich von meinem Mann getrennt, er zog aus und kurz darauf auch meine damals 17jährige Tochter.
Einige Jahre lang lebte ich mit den anderen 3 Kindern zusammen. Dann zog der Sohn nach Köln und ich war mit meinen beiden Jüngsten “alleine” in unserer 7-Zimmer-Wohnung. Ich hatte da schon einen neuen Partner, der 400km entfernt wohnte. Vor etwas mehr als 4 Jahren erklärte die Zweitjüngste, dass sie mit ihrem Freund zusammenziehen wolle. Ich hätte dann mit meiner Jüngsten eine kleinere Wohnung suchen können, aber nach einem Familienrat mit Ex-Mann und den Kindern haben wir beschlossen, dass die Jüngste zu ihrem Papa zieht, wir die große Wohnung auflösen und ich mit meinem Lebensgefährten in dessen Heimat zusammen ziehen kann. Das war ein harter Schritt für uns alle - es ist ein Unterschied, ob die Kinder in die Welt ziehen oder Mama weg geht… Es ist dann kein Nest mehr da, in das die Kinder zurück kommen können,  kein Zuhause… Natürlich besuchen mich meine Kinder und ich treffe sie alle paar Wochen - aber sind “Besuche” und kein “Heimkommen”...
Ich genieße einerseits mein Leben mit meinem Mann (wir haben im letzten Jahr geheiratet), andererseits vermisse ich meine Kinder manchmal sehr….

Auf diesen Kommentar antworten

Angaben merken? (Die Daten werden in einem Cookie auf Deinem Rechner gespeichert.)

Durch das Anhaken der Checkbox erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verabeitung Deiner Daten durch diese Webseite einverstanden. Um die Übersicht über Kommentare zu behalten und Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite von Dir angegebene Namen, E-Mail, URL, Kommentar sowie IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars. Detaillierte Informationen finden Sie in meiner Datenschutzerklärung.

 
 
Texterella abonnieren

Texterella abonnieren