Lost Places: Ein Blick in die Vergangenheit.
Mystery Shooting: Wenn Geschichte verschwindet.
Vor drei Jahren bin ich in Berlin fast ein bisschen zufällig in die verlassene irakische Botschaft in Pankow hineingestolpert. Auf dem Boden lagen unzählige Akten, Papiere und Zeitungen (alle in arabischer Sprache), Sadams Bilder lagen zerbrochen im Eck und tatsächlich stand auf einem der Tische noch eine Schreibmaschine
.
Es war wie eine andere Welt. Eine Parallelwelt.
Danach las ich immer mal wieder bei einer Berliner Kollegin, dass sie im Berliner Umland solche verlassenen Orte besuchte – und war fast ein bisschen neidisch, dass es das in Bayern gar nicht gibt. Oder vielleicht weiß ich nur nichts davon? Hier wird ein Gebäude entweder genutzt oder abgerissen. Dass eines einfach verlassen wird – von einem Tag auf den anderen – und dann solange stehen bleibt, bis es auseinanderbricht oder zusammenfällt ... das ist in unserem ordentlichen Geranienfreistaat tatsächlich ein wenig undenkbar. Aber vielleicht unterschätze ich Bayern ja ...
Wie auch immer: Die Lost Places hatten es mir angetan. Ich kaufte Bücher (mittlerweile ungelogen ein Regal voll), ich recherchierte im Internet, ich träumte mich in diese verlassene Orte, war zwischen Faszination und Gruseln ... bis irgendwann die Idee zu einem Fotoshooting entstand. (Gleichzeitig mit dem Gedanken: Warum ist mir das eigentlich noch nicht früher eingefallen?) Aber so einfach wie zunächst gedacht war ein Mystery Shooting nicht. Einfach vorbeispazieren und ein paar Fotos machen? Von wegen! Manche Orte sind gar nicht mehr so „lost“. Manche sind sogar so sehr zur Attraktion geworden, dass sie ihren Reiz verloren haben. Andere wurden abgerissen und sind von einem Tag auf den anderen verschwunden. Wieder andere sind umzäunt und werden bewacht – Eintritt nur mit Genehmigung. Irgendwann wollten wir schon aufgeben, zu mühsam schien das ganze Unterfangen.
Und dann hat es doch geklappt.
Am allerersten Tag haben wir in der alten Willner Brauerei gleich hinter Prenzlauer Berg fotografiert. Tatsächlich werden die Gebäude noch genutzt – als günstige Künstlerwerkstätten und Ateliers sowie Pizzaria und als Club. Aber ... nicht mehr lange: Zum Jahresende ist Schluss. Dann werden hier stylishe Büros und schicke Appartements entstehen. Und ein Stück Ostberliner Vergangenheit und Geschichte verschwinden. Auf immer.
Deshalb macht es mich froh, dass wir diesen Ort und seine Stimmung mit unserer Kamera noch einmal einfangen konnten. Wenn auch auf auf besondere Weise, im Rahmen eines Fashion Shootings ... was dort wohl durchaus ein Novum war.
Outfit:
Wolljacke: Persona by Marina Rinaldi*
Maxikleid: Apart*
Stiefel: Paul Green*
Schmuck: Dior (vintage)
Lippenstift: Laura Mercier
Idee und Konzept: Susanne Ackstaller
Fotos: Viola Klostermann Art Direction: Sibylle Zimmermann
Aus gegebenem Anlass: Die Fotos sind urheberrechtlich geschützt und dürfen an anderer Stelle nur nach Absprache verwendet werden.
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