Texterella liebt Mode.
Sonntagsfrage: Ist teuer womöglich günstiger als billig?
Ich bin sparsam erzogen worden. Mein Pausebrot packte meine Mutter in ausgespülte Kaffeetüten (diese goldenen, die auch heute noch verwendet werden!), sodass das Brot immer ein wenig nach Kaffee roch. Obst wurde im Sommer für den Winter eingeweckt, Kleidung von älteren Groß-Cousinen an mich weitergereicht. Und was dann noch fehlte, nähte meine Oma, sie war Schneiderin, für mich. Burda Moden hieß unsere Haus-Designerin, und ganz ehrlich: Nicht immer hat mir gefallen, was die so entwarf und was meine Oma daraus machte. Wie sehr habe ich meine Schulkameradinnen beneidet, die mit Marc O’Polo und Esprit eingekleidet wurden – Marken, die ich nur zum Geburtstag und zu Weihnachten geschenkt bekam. Wenn überhaupt.
Klassische Pumps* von Stuart Weitzman. 370 Euro, bei Mytheresa.
Geschadet hat mir diese Erziehung mit Sicherheit nicht, und manchmal wünschte ich, ich wäre bei meinen eigenen Kindern ähnlich konsequent gewesen. Nachhaltig gewirkt hat sie aber leider auch nicht: Ich bin kein sonderlich sparsamer Mensch geworden (sehr zum Bedauern des Mannes, der da ganz anders tickt). Kaum war ich als angehende Studenten im November 1985 nach Regensburg gezogen, kaufte ich mir von meinem ersten „Salaire“ einen viel zu teuren Trenchcoat. Tja, den restlichen Monat gab’s nur Haferflocken, den Trenchcoat aber habe ich mein ganzes Studium lang getragen, gelohnt hat er sich also allemal.
Bis heute kaufe ich mir lieber ein teures Teil als drei billige. Diese Einstellung hat sich für mich bewährt, nicht nur in Sachen Kleidung: Unsere Wohnzimmer-, Schlafzimmer- und Küchenmöbel sind zum Teil 27 Jahre alt (so alt wie meine Ehe!) und sie sind immer noch gut und schön. Zugegebenermaßen waren sie damals ziemlich teuer. Die Couch und zwei Sessel, deren Bezug langsam auseinanderbröselte, haben wir kürzlich mit türkisem Samt überziehen lassen – und nun sieht alles wieder aus wie neu.
Langfristig kann teuer ziemlich günstig sein. Und nachhaltig.
Dann ist teuer eigentlich billiger und auch nachhaltiger? Nun, bestimmt nicht immer. Aber ich denke schon, dass die Chance auf gute Qualität mit dem Preis steigt. Von der Wertschätzung für das Produkt gar nicht zu reden. Deshalb stelle ich hier im Blog auch nur sehr selten billige Produkte vor, auch wenn ich mir schon oft anhören musste, das eine oder andere Teil sei zu teuer.
Wo man den Preis in der Qualität wirklich merkt, ist meiner Erfahrung nach bei Schuhen. Die wenigen Paar teuren Schuhe, die ich habe, sind erstens sehr viel bequemer (vor allem bei höherem Absatz!), haltbarer und auch pflegeleichter als die billigeren, die ich im Schrank habe. Natürlich würde ich mir kein teures hochmodisches Paar kaufen – aber klassische Pumps oder Schuhe, von denen ich weiß, dass sie mir lange gefallen werden? Da bin ich inzwischen bereit auch mehr Geld auszugeben, enn teuer kann auf längere Sicht billiger sein und schont auch die Ressourcen.
Wie siehst du dieses Thema denn? Lieber einmal teuer kaufen oder häufiger günstiger? Und ja, natürlich ist mir klar, dass das alles auch eine Frage des Geldbeutels ist. Deshalb suche ich nach teuren Schuhmarken auch Second Hand. Mit etwas Glück kann man sehr gut erhaltene und kaum getragene Schuhe zu guten Preisen finden. Hier habe ich eine Sammlung von guten Second-Hand- und Vintage-Plattformen zusammenstellt.
*Affiliate-Link.
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6 Kommentare
am Sonntag, 29. September 2019 um 09:00 Uhr
Erst gestern habe ich meine Handtaschen „gepflegt“ und dachte dabei: „Wow…..zwei davon habe ich schon über 10 Jahre, trage sie abwechselnd fast täglich!! Im Prinzip waren das je Jahr 100 Euro. Eine Freundin, die immer auf dem Trip war: Nie im Leben 1.000 Euro für eine Tasche zu zahlen, sich aber immer ärgerte weil ihre Einkäufe nach 6 Monaten durch waren, kauft jetzt auch hochwertige Taschen und musste mir recht geben!
am Sonntag, 29. September 2019 um 10:05 Uhr
Liebe Susanne,
meine Oma hat immer gesagt, wir sind zu arm, um billig zu kaufen. Leider bedeutet in der Zwischenzeit ein hoher Preis nicht immer gleich gute und langlebige Qualität. Denn allzuoft ist es nur der Namen den man teuer bezahlt. Aber bei Stuart Weitzman lohnt sich jeder Cent, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Die cost per wear wiegen hier ziemlich niedrig, das kann ich Dir versprechen.
Und in letzter Zeit bin ich immer mehr ein Freund von Vintagefunden geworden - egal ob online oder im Laden. Trotzdem sind in meinem Kleiderschrank auch die günstigen Teile für eine Saison ... die ich allerdings weitergebe, wenn ich sie nicht mehr trage.
Liebe Grüße
Martina
am Montag, 30. September 2019 um 01:05 Uhr
Liebe Susanne,
. Mir ist auch mein Anspruch an mich selbst sehr wichtig. Ich wohne in einer Kleinstadt mit sehr vielen Billigläden. Es ist erschreckend für wie wenig Geld sich Frau einkleiden kann. Diese Kleidungsstücke, die man oft nur als Sondermüll bezeichnen kann, werden wie wild gekauft. Altkleidercontainer quellen über. Hauptsache neu und billig.
Nie im Leben würde ich so ein Teilchen anziehen. Ich kaufe mir vielleicht 5 Shirts im Jahr. Diese sind aber in guter Qualität und bleiben jahrelang schön. Auch unter Umweltschutzaspekten (mindestens Transportwege) ist das immer die bessere Wahl.
Viele Grüße
Ute
am Montag, 30. September 2019 um 11:51 Uhr
“Billig kauft is’ teuer kauft”, sagte meine Oma immer.
Teuer ist aber nicht grundsätzlich besser. Wenn man nur den Markennamen bezahlt, dafür aber eine eher mittelmiese Qualität bekommt, ist nichts gewonnen. Das gibt’s! Das sehe ich manchmal bei Kleidung. Wenn meine Mutter (Schneiderin) die Verarbeitung von so manchem hochpreisigen Teil gesehen hätte, hätte sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Sowas kommt mir nicht ins Haus.
Für gutes Material und solide Verarbeitung einen angemessenen Preis zu zahlen, das rentiert sich allemal.
am Montag, 30. September 2019 um 17:27 Uhr
Schwer zu sagen. Ich habe beides oft erlebt. Der Grund bei mir ist aber auch: ich begeistere mich für Neues. Nicht gerade gut aus Umweltgründen, aber 27 Jahre dieselbe Wohnung wäre für mich ein Albtraum und lebenslang haltende Möbel eine Drohnung. Mir ist nicht mal was von Ikea je kaputt gegangen. Teure Dinge lohnen sich bei mir eigentlich nur bei Geräten. Echten Schmuck trag ich genauso lange oder eher kurz wie Modeschmuck, manche preiswerten Sachen von H&M dagegen schon viele Jahre. Ich hab teure Mäntel, die schlecht genäht sind und hab auch eine einzige, teure Tasche 10 Jahre getragen, um jetzt auf minimalistisches Rucksackdesign völlig abzufahren, das wechselt.
Wenn ich teure Mode lange trage, dann weil der Schnitt zeitlos ist und perfekt zu mir passt. Meinen letzten teuren Hosenanzug hab ich nur kurz getragen, weil ich danach abgenommen habe und nie wieder so war. Ich hab nicht das Gefühl, dass es sich für mich besonders lohnt und auch nicht, dass es komplett anders aussieht.
Auch bei Schuhen: ich hab Schuhe von Tamaris, in denen ich besser laufe als in Stuart Weitzman, deine sehen wirklich toll aus und auch, als ob sie zu allen passen, aber für mich ist es das Design, das den Reiz macht. Ich mag zwar tolle Stoffe, aber nicht sehr oft sind sie so geschnitten oder in der Farbe, die ich mag.
Mein teuerster Mantel hat nach der chemischen Reinigung jeden Charme verloren, verblasst und irgendwie alles weg, was Besonders war und gerade teure Sachen müssen oft spezialgepflegt werden. Ich bin oft sehr begeistert, wenn sie neu sind, aber bei mir hält das sehr selten lange vor.
Was du von deiner Studentenzeit erzählst, war bei mir auch so. Ich kaufte mir am Anfang des Monats ein teures Stück und aß dann den restlichen Monat Quarkbrote. :D
Ich war früher völlig qualitätsbesessen, mit der Zeit hab ich aber eingesehen, dass das oft rausgeworfenes Geld war. Natürlich nicht immer, aber zu oft, um eine Regel daraus abzuleiten.
am Sonntag, 01. Dezember 2019 um 13:34 Uhr
Billig kaufen heißt doppelt kaufen. Auch ich halte mich an den Ratschlag meiner Mutter, mir lieber etwas Teureres zu kaufen, statt Billiges schnell wegzuschmeißen.
Deshalb kaufe ich auch gerne bei Doris Megger. Gutes Material (Stoffe), gut verarbeitet, vernünftig gepflegt = lange Haltbarkeit .
Viele Grüße aus Düsseldorf
Hannelore Toman