#10JahreTexterella
Zeitreise: Wie war das damals eigentlich, Frau Texterella?
Seit 1997 bin ich in diesem Internet, und seit 2002 blogge ich mit großer Begeisterung. Den textblog.de, mein erstes Blog und eine Art Internettagebuch, gibt es immer noch, auch wenn ich ihn nicht mehr pflege bzw. mit neuen Inhalten befülle. Damit gehöre ich (und ein bisschen bin ich darauf auch stolz) zur ersten Blogger-Generation in Deutschland überhaupt. Du siehst: Ich hatte immer schon eine große Leidenschaft für dieses Medium und – trotz der vielen spannenden Social-Media-Kanäle, die es heute gibt – ist mir das Blog immer noch das liebste.
In den letzten Tagen habe ich mich viel damit beschäftigt, wie Bloggen früher war, in den Anfangsjahren. Ich habe meine Texterella (leider mit wenig Erfolg) im Internetarchiv Wayback Machine gesucht und ja, am liebsten hätte ich mich zurückgebeamt und mir in meinen frühen Bloggerjahren selbst ein wenig über die Schulter geschaut.
Lust auf eine kleine Blogger-Zeitreise? Dann komm einfach mit!
Die Technik.
Wer vor zehn oder 15 Jahren bloggte, der tat dies (so technisch bewandert) entweder mit einem selbstgebastelten Tool oder mit einer der damals sehr rudimentären CMS-Systeme: Es gab u. a. Blogger, Blogspot und noch ein paar andere Anbieter, die mittlerweile größtenteils verschwunden sind. Wordpress? War gerade erst erfunden und noch in den Kindernschuhen. Ich selbst habe bei blogger begonnen, bin aber doch recht schnell zu einem komplexeren CMS gewechselt, weil es mehr und vor allem maßgeschneiderte Möglichkeiten bot – und ich immer schon einen Hang zu hübschen, individuellen Layouts hatte.
Das Layout.
Huch, war das damals alles schlicht. Ein simpler Header (oft selbst gebastelt mit irgendeinem Grafikprogramm), darunter eine Textspalte (natürlich in Verdana), in der die Beiträge chronologisch aufeinander folgten. Rechts vom Text oder darunter gab es die Blogroll, die aktuellen Kommentare und die obligatorische Schlagwort-Wolke. Wer ganz innovativ war, hatte noch blinkende Werbebanner eingebaut. Fotos? Wurde eher sporadisch eingestreut, ohnehin waren sie klein und von mäßiger Qualität. Ich glaube, heute würden wir alle Zahnschmerzen bekommen angesichts dieser Optik.
Die Motivation.
Wurde früher mit mehr Herzblut gebloggt? Ja, ich glaube, schon. Das Blog als Geschäftsmodell gab es ja noch nicht (ich habe meine ersten Anfragen 2011 bekommen, konnte damit gar nichts anfangen und habe die Mails unbeantwortet gelöscht) – die Leidenschaft musste aus einem selbst kommen. Dieses Gefühl, die ganz eigenen Inhalte in dieses Internet hinausschreiben und damit Menschen zu erreichen, das war und ist bis heute meine Motivation. Goldgräberstimmung? Eher nicht. Ich glaube, die wenigsten hatten das wirtschaftliche Potenzial von Blogs damals erkannt. Es war die Community und die Idee, etwas komplett Neues zu schaffen, das Blogger verband.
Die Menschen.
Apropos Community: Tatsächlich wurde früher mit Blogs auch mehr genetzwerkt und sich ausgetauscht. Blogrolls waren gang und gäbe (warum sind die in den letzten Jahren eigentlich verschwunden? Ich verstehe es nicht!), man feierte Blogparaden und verlinkte sich gegenseitig. Es wurde mehr kommentiert und in den Kommentarspalten auch mehr debattiert. Morgens bei einer Tasse Kaffee drehte man seine Runde, schrieb mal hier, schrieb mal dort. Man kannte sich. War ja auch noch eine eher überschaubare Runde. :-)
Dann war früher alles besser?
Nein, das nicht. Aber es war anders. Weniger professionalisiert, weniger perfektioniert, weniger kommerziell natürlich auch.
Aktuell bin ich sehr gespannt, was die Zukunft bringen wird. Wird es Blogs in zehn Jahren immer noch geben? Diese Frage beschäftigt viele BloggerInnen – die Konkurrenz mit anderen Social-Media-Kanälen, etwa Instagram, ist ja groß. Ich bin aber zuversichtlich und sehe Blogs noch lange nicht am Ende, denn es wird immer Menschen geben, die guten und unabhängigen Inhalt publizieren wollen – und es wird immer auch Menschen geben, die genau das suchen. Denen kleine Insta-Bildchen als einziger Content doch zu wenig sind. Die mehr suchen, vor allem mehr Tiefe, mehr Vielfalt, mehr Komplexität .
In diesem Sinne bin ich ganz optimistisch, dass (nicht nur) ich in zehn Jahren immer noch blogge und dann auf mehr 25 Jahre Bloggen zurückschauen und davon erzählen kann. ;-) Das wird ein Spaß! Ich freue mich jetzt schon darauf.
PS: Zum Schluss noch die Gretchenfrage, die Bloggergenerationen scheidet: Heißt es „das Blog“ oder „der Blog“? Meine salomonische Antwort: Beides ist (mittlerweile) richtig. War früher DAS Blog, abgeleitet von DAS Logbuch, die einzig mögliche Schreibweise, so schlich sich in den letzten Jahren auch immer häufiger DER Blog ein. (Von DER Block? Ich habe keine Ahnung!)
Okay, jetzt weiß du das auch. ;-)
***
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4 Kommentare
am Donnerstag, 14. März 2019 um 09:20 Uhr
Liebe Susi, auch ich habe mit Blogger begonnen und bedaure zu tiefst, dass ich vom ersten Blog Layout keinen Screenshot habe. Das war nämlich so hässlich, dass ich mich heute noch wundere, wie damals sagenhafte 1800 Leser im ersten Monat auf die Seite gekommen sind. Und ja, es war nicht besser, aber anders, vor allem kuscheliger und unbekümmerter.
Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia
am Donnerstag, 14. März 2019 um 09:43 Uhr
Liebe Susi,
wieso schreibst du, du hättest Texterella bei wayback nur mit wenig Erfolg gesucht? Die ist doch dort vorhanden?
Ich beneide dich übrigens um dein Textblog. Ich hab damals in Sachen TXTGuckloch die falsche Entscheidung getroffen. Ich habs ja aufgelöst. Hätte ich nicht tun sollen und tut mir heute leid.
Ich wünsch dir weiterhin viel Spaß beim Bloggen und bei deiner Rückschau.
am Freitag, 15. März 2019 um 08:37 Uhr
am Donnerstag, 14. März 2019 um 11:45 Uhr
Liebe Susi,
herzlichen Glückwunsch zum tollen Jubiläum. Texterella gehört ja zu meinen Lieblingsblogs, bei dem ich jeden Morgen auf Insta, Facebook, Blog mit einer Tasse Kaffee meine Runde drehe.
Seit 2007 blogge ich, zunächst privat, und ab 2010 beruflich für mein Business.
Ich bin leider heute ein bisschen wehmütig, weil die gute Stimmung im Netz durch die neuen gesetzlichen Regulierungen immer mehr behindert werden.
Das führt u.a. dazu, dass wir unter Blogs immer weniger kommentieren ...
Ich wünsche dir eine tolle Blog-Party, mit der oder das Blog.
Viele liebe Grüße,
Ulrike