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the Curvy Column

Nachhaltige Mode braucht uns alle.

Wenn man die Modebranche betrachtet, sollte man wirklich nicht meinen, dass Kontinente abbrennen, Pole immer schneller schmelzen und jeden Tag weitere Tierarten aussterben. Ja, angesichts der Gelassenheit, mit der die Fashion-Industrie ihre Nachhaltigkeitskonzepte vorantreibt, ist es wirklich kaum zu glauben, dass sie mit fünf Prozent zu den großen Verursachern des Kohlendioxid-Ausstoßes gehört und den Klimawandel weiter beschleunigt. Sicher, ab und zu findet ein bisschen Alibi-Aktionismus statt, etwa auf der Messe Neonyt, die sich am Rande der Berlin Fashionweek Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat oder wenn große Modeketten kurzzeitig ihr Umweltgewissen entdecken und Conscious-Kollektionen auf den Markt werfen. Immerhin sieht nachhaltige Mode mittlerweile tatsächlich nicht mehr aus wie aus einem Jutesack geschneidert. Immerhin! Dennoch bewegt sich die Branche in Sachen Öko mit fast schon aufreizender Langsamkeit voran. Gefühlt sind wir nicht viel weiter als vor zehn oder gar zwanzig Jahren. Umweltschutz? Klimawandel? War da was? 

Und Plussize-Mode? Die schafft es tatsächlich das Bisschen, das die Modebranche insgesamt in Sachen Umweltschutz zustande bringt, noch zu unterbieten. Nicht, dass da kein Markt wäre! Nicht, dass da kein Interesse wäre! Nicht, dass da bei den Konsumentinnen und Konsumenten nicht der Wunsch nach Kleidung wäre, die uns und unserer Welt gleichermaßen gut tut. Und dennoch. Dennoch will man uns Curvys lieber weiterhin in Mode aus billigem Polyester stecken – anstatt sich Gedanken über gute, umweltschonende Materialien und nachhaltige Produktion zu machen. Was das über die Haltung, die Wertschätzung aussagt, die Plussize-Marken uns entgegen bringen ... darüber möchte ich lieber gar nicht nachdenken. 

Liebe Modeproduzenten, ich nehme euer Nichtstun langsam persönlich. Wie kaputt muss unsere Welt noch werden? Wie viele Zentimeter muss der Meeresspiegel noch steigen, wie viele Gletscher müssen noch verschwinden und wie viele Tiere noch aussterben, bevor ihr euren Handlungsbedarf erkennt! 

Aber auch uns Curvys muss ich in die Pflicht nehmen. Erst kürzlich scheiterte ein von zwei Plussize-Influencerinnen gegründetes Eco-Fashion-Label mit einer wunderschönen Erst-Kollektion bereits im Crowdfunding. Vorher gefeiert wollten dann doch zu wenige kleine oder größere Summen investieren. Wie schade! Immer noch sehe ich Fast-Fashion-Hauls, wenn ich mich durch die Instagram-Storys von Curvys klicke und immer noch gilt für viel zu viele Frauen „mehr ist mehr“ – anstatt Geld für ein gutes und langlebiges Teil auszugeben, werden lieber drei billige gekauft. Sorry, liebe Damen, liebe Herren, auch wir müssen unseren Teil dazu tun, damit Nachhaltigkeit bei Plussize funktionieren kann. Wenn wir selbst nicht bereit sind, diesen Weg zu gehen – wie können wir es dann von den Herstellern erwarten?

***

Diese Kolumne habe ich für die Frühlingsausgabe von the Curvy Magazine geschrieben, die seit gestern am Kiosk erhältlich ist. Reinschauen lohnt sich! Vor allem, weil the Curvy Magazine in meinen Augen eine Zeitschrift für alle Frauen ist, nicht nur für Plussize. Und sie bietet wirklich tolle Themen und schöne Mode. Was du noch wissen solltest: the Curvy Magazine wird von einem sehr kleinen Team gestemmt und von einem kleinen unabhängigen Verlag produziert. Wenn du das Magazin kaufst oder abonnierst, unterstützt du mit schlappen 5 Euro ein tolles Herzblut-Nischenprojekt, von denen es in unserer Medienlandschaft immer weniger gibt. Auch sie kämpfen in Corona-Zeiten ums Überleben! Und weil ich das immer wieder gefragt werde: Hier kannst du schauen, wo es the Curvy Magazine in deiner Nähe zu kaufen gibt.

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5755 5 the Curvy Column, Column 27.03.2020   curvy column, kolumne, mode in großen größen, nachhaltigkeit

5 Kommentare

Monika
am Freitag, 27. März 2020 um 07:16 Uhr

Done und bestellt :-)
(Ich hasse Polyester)

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Cornelia
am Freitag, 27. März 2020 um 07:50 Uhr
Toller Kommentar, kurz, knackig und auf den Punkt, auch was die Umsetzung betrifft. Applaus!

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Susanne
am Samstag, 28. März 2020 um 10:41 Uhr

Das passiert mir oft. Ich denke, was für ein hübsches Kleid, guck auf die Materialangaben und entdecke…
POLYESTER! Für ein Sommerkleid…ich wette, dass noch Niemand von den verantwortlichen Designern bei 25 Grad an der Standpromenade spaziert ist oder in einem vollen Lokal in diesen Plastikteilen ein Tänzchen gewagt hat…das ist nach zwei Minuten igitt.

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Sieglinde Graf
am Mittwoch, 01. April 2020 um 20:12 Uhr

Danke für diesen Artikel. Ein Umdenken ist dringend nötig und es muss von uns Verbraucher*innen ausgehen. Unser Geldbeutel bestimmt den Markt.
Die Kette der Schrecklichkeiten bei Kleidung geht ja bis hin zur Altkleidersammlung, die eh vor dem Kollaps steht - nun mit Corona besonders. Keine Abnehmerländer mehr geöffnet, keine Arbeiter aus Polen mehr da, die die Container leeren, keine Stoffe, die wenigstens noch zu Putzlappen verarbeitet werden können, da alles Polyester…
Ecolabels unterstützen, langlebige Produkte kaufen, Slow Fashion statt Fast Fashion, damit können wir sofort anfangen.
Crowdfunding, das wäre dann was für das Thema Frauen und Geld. Denn da macht Kleinvieh echt richtig Mist! Und zwar goldenen bei den richtigen Projekten.
In diesem Sinne grüßt Sieglinde

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Regina
am Montag, 11. Januar 2021 um 13:45 Uhr

Man kann auch einfach weniger kaufen. Und höherwertig, klar. Aber keine von uns braucht 3 Winterjacken, 25 Blusen, 18 Pullover und 6 Jeans. Röcke, Kleider, Kostüme, Flanellhosen (für gut) und Daunenwesten habe ich einfach mal gar nicht gezählt. Mit meinen Nachthemden könnte ich sechs Wochen ins Krankenhaus, ohne in Verlegenheit zu geraten. Ich möchte mir immer vornehmen, nix zu kaufen. Ehrlich. Ich habe einen ganzen Kleiderschrank voll mit Sachen, die mir passen, die mir gefallen, die (größtenteils) noch schick sind, ich kann aus dem Stand heraus alles bedienen, von Arbeitskleid bis Anstreicherlatzhose. trotzdem: wenn der Katalog von Impressionen oder Johnny Boden kommt, wenn mir zwischendurch fad ist und ich mich ablenken möchte - stöbere ich auf den Seiten. Und werde fündig. Jedes Mal. BRAUCHEN tue ich das nicht. Aber ich kaufe es (oft) trotzdem, Asche auf mein Haupt. Ich habe mir jetzt 12 Monate Kaufdiät verordnet. Klingt freudlos, finde ich auch. Aber muss jetzt mal sein. Das gesparte Geld werde ich spenden, da kommt schon einiges zusammen.

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