Frauen ab 40: Das Montagsinterview mit Valérie Müller.
Valérie Müller ist ein bisschen der Shooting Star unter den Ü40-Bloggerinnen. Ihr Blog Life40up! gibt es nämlich erst seit Anfang 2014 – und hat sich innerhalb diesen kurzen Zeit in der „Szene“ etabliert. Ob der Erfolg daran liegt, dass Valerie (mittlerweile freiberufliche) PR-Beraterin ist und von guter Kommunikation einfach eine Menge versteht? Zum Teil bestimmt. Zum anderen liegt es aber auch am ansprechenden, magazinigen Layout, ihrer tollen Schreibe und den richtigen Themen.
Life40up! ist aber nicht nur das Motto ihres Blogs – es gilt für ihr Leben überhaupt. „40up! ist die bisher beste und glücklichste Zeit meines Lebens“, sagt Valérie. Was nicht weiter wundert: Mit Mitte 30 merkte sie, dass sie als Leiterin der Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin eines großen Unternehmens beruflich zwar alles erreicht hatte – das aber eines fehlte: Privatleben. „Das habe ich dann ganz bewusst geändert." Und mit Anfang 40 ihren jetzigen Mann kennen gelernt, geheiratet und mit 43 ihren Sohn bekommen. „Es mag abgedroschen klingen, aber mein 5-Jähriger hält mich tatsächlich jung.“ Was ich bestätigen kann, denn Valérie sieht nicht nur auf den Fotos, sondern auch in Realität eher nach Ende 30 als nach Ende 40 aus.
Valérie Müller, 48.
Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?
Die aktuellen Modeströmungen nehme ich interessiert zur Kenntnis, bin aber kein Fashion Victim. Soweit ich mich erinnere, traf ich meine erste bewusste Modeentscheidung mit 14. Ich ging zur Tanzschule und wollte unbedingt von diesem großen, blond gelockten Jungen aufgefordert werden. Mein Trumpf war ein weißer, mit Goldfäden durchwirkter Zigeunerrock mit passender Bluse. Um es kurz zu machen: Er wusste mein Outfit nicht wirklich zu schätzen.
80er-Jahre-Mähne: Das nenne ich mal Haare! (1984)
Inzwischen gehe ich das Thema Mode eher spielerisch an. Kleidung hat für mich immer auch mit „Inszenierung“ zu tun. Wenn ich einen Geschäftstermin habe, trage ich mein Businessoutfit – meist klassische Hosenanzüge oder Kostüme. Gleichzeitig ändert sich mein Verhalten, ich schalte dann auch mental in den Business-Modus. Wenn ich ein Date mit meinem Mann habe, trage ich gerne schöne Kleider oder Röcke und Pumps. Trage ich ein Kleid, verändert sich auch mein Gang. Ich achte auf meine Haltung und bemühe mich um schwingende Eleganz. Nichts verdirbt ein Outfit so sehr wie ein unästhetischer Gang. Für ein Blogger-Event darf meine Kleidung auch gerne etwas ausgefallener sein. Dann trage ich klassische Kleidungsstücke mit einem Überraschungselement, wie zum Beispiel einen Tweedrock in ausgefallenen Farben oder Kleider im Pucci-Stil.
Überhaupt sollten Frauen mehr Mut zur Farbe zeigen. Was bringt es mir, wenn Beige gerade „in“ ist, mir Beige aber überhaupt nicht steht? Inzwischen weiß ich genau, welche Farben mir stehen und was ich lieber sein lassen sollte. In meinem Kleiderschrank findet sich kein Beige, kein Apricot und kein Senfgrün. Da dürfen Modetrends auch gerne an mir vorbei ziehen.
Welche Stilrichtung bevorzugst du? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert – und warum?
Meinen Stil würde ich als klassisch bezeichnen, und zwar, so weit ich zurück denken kann. Klare Schnitte, klare Farben, wenig Firlefanz. Je älter ich werde, desto mehr begeistert mich Monochromes, gerne auch in kräftigen Farben. Rüschen, kleinteilige Muster und Blümchenmuster stehen mir überhaupt nicht. Das gefällt mir an anderen, aber ich wirke damit verkleidet. Ich mag hochwertige Stoffe und klassische Teile, die sich gut kombinieren lassen. Früher trug ich oft Hosenanzüge, gerne auch mal etwas raffinierter geschnitten. Heute besitze ich nur noch einen einzigen Hosenanzug und begeistere mich mehr für Kleider.
Businesslook: aber bitte mit Farbe! (1995)
Was ich trage, hängt auch stark von meiner Stimmung ab. Ich finde es zum Beispiel wunderbar, wenn man einen Raum betritt, ein bestimmtes Parfum wahrnimmt und weiß: „Aha, xyz ist gerade hier gewesen“. Das hat einen gewissen Charme und Wiedererkennungswert, genau so, wie ein gleichbleibender Kleidungsstil. Bei mir ist das anders. Ich besitze mehrere Parfüms und wechsle je nach Stimmung.
Genau so ist es mit dem Kleidungsstil. Die Basis ist klassisch mit überraschenden Elementen. Ich mag es, mich stetig weiter zu entwickeln. Mental, und auch, was Kleidung betrifft. Und ich mag es, wenn ich andere noch überraschen kann. So breche ich zum Beispiel monochrome Farben und strenge Schnitte, indem ich meine Haare offen und sehr weiblich trage. Diesen Kontrast finde ich reizvoll und überraschend. Was man in meinem Kleiderschrank vergebens sucht, sind Jogginghosen – auch wenn sie gerade angesagt sind. Seien wir mal ehrlich: Niemand sieht in Jogginghosen wirklich vorteilhaft aus. Selbst im Home-Office kleide ich mich lässig, aber trotzdem schick. Das hilft mir, mich in den Arbeitsmodus zu versetzen und disziplinierter zu arbeiten.
Würde man mir eine goldene Kreditkarte in die Hand drücken, dann führte mein Weg zu Prada, Gucci, Armani, Hugo Boss, Ralph Lauren und Burberry, aber auch zu preiswerteren Labels wie Boden, Esprit, S.Oliver oder Zara.
Mag Johnny Boden und große Hüte. Ich auch! (2014)
Inzwischen besitze ich auch eine kleine aber feine Sammlung Modeschmuck, der schlichte Kleidungsstücke aufpeppt. Ich trage aber auch gerne wenige, aber dafür hochwertige echte Schmuckstücke. Hier gilt das Gleiche wie bei Mustern: Alles Kleinteilige, Verspielte, sieht an mir lächerlich aus. Wenn schon Statement, dann auch richtig. Man schließe mich bitte eine Nacht bei Bulgari, Tiffany und Montblanc ein…
Was mir wichtig ist: Ich möchte immer aussehen wie ich selbst, oder noch besser: wie die beste Version von mir.
Hattest du modische Vorbilder? Personen oder Persönlichkeiten, die deinen Stil geprägt haben – oder eine modische Ära?
Ehrlich gesagt habe ich keine Vorbilder – weder modisch, noch sonst im Leben. Ich bewundere Menschen, die ihren Stil gefunden haben, und authentisch wirken, und lasse mich gerne inspirieren. Vor Kurzem habe ich die Serie „House of Cards“ für mich entdeckt. Der Stil von Robin Wright in dieser Serie ist einfach umwerfend. Die Kleidung, die Frisur – alles absolut stimmig, sehr reduziert, aber dennoch von erstaunlicher Ausstrahlung.
Uiuiui! Partytime mit Haar-Chichi! ;-)) (1991)
Wollte ich mich mal komplett verändern – so würde ich aussehen wollen. Ansonsten finde ich die Mode der 1920er Jahre toll. Mit der Zeitmaschine in die Charleston-Zeit und wieder zurück, das würde mich reizen. Das Kleine Schwarze, Fransenkleider, Stirnbänder, Federboas, lange Perlenketten – ein Touch androgyn und doch sehr provokant und weiblich. Eine tolle Mischung!
Hast oder hattest du ein Lieblingskleidungsstück?
Ein Lieblingskleidungsstück habe ich nicht. Mit zunehmendem Alter bemühe ich mich darum, nur Kleidung zu kaufen, die mir auch noch in zwei bis drei Jahren gefällt. Daher ist zurzeit wohl jedes Kleidungsstück ein bewusst ausgesuchtes Lieblingskleidungsstück. Ansonsten besitze ich mehrere Teile, die für mich eine persönliche Bedeutung haben, weil ich mit ihnen besondere Ereignisse oder Personen verbinde. Eines davon ist ein seidenes rotes Designerkleid von Olcay Krafft. Der Ehegatte überredete die Designerin an seinem (!) 40. Geburtstag dazu, ihr Geschäft nach Ladenschluss exklusiv für mich zu öffnen. Bei Kerzenschein und Champagner schenkte er mir dann das rote Seidenkleid, das mir so gut gefällt. Insofern ist dieses Kleid wohl mein Lieblingskleidungsstück, auch wenn uns heute vier Kilo voneinander trennen.
Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?
Seit ungefähr einem Jahr merke ich, dass ich etwas mehr für mein Aussehen tun muss. Ein Glas Wein am Abend bedeutet verstärkte Schlupflider am Morgen. Weniger als sieben Stunden Schlaf, und es knittert verdächtig im Gesicht. Was besonders nervt: Ich muss mich anders schminken als bisher, um gut auszusehen. So muss ich jetzt auf einmal die Augenbrauen zusätzlich betonen, da die Härchen heller werden.
Ganz entspannt! (2014)
Ansonsten möchte ich weiterhin altersgemäß gut aussehen. Dinge wie Botox oder Schönheitsoperationen schließe ich für mich aus. Die Aussicht, nicht mehr die Gewalt über mein Gesicht zu haben, finde ich unheimlich. Außerdem sieht ein botoxgelähmtes Gesicht meistens unnatürlich aus. Da creme ich lieber gegen die Falten an, färbe meine grauen Haare und lebe gesund und vor allem zufrieden. Zufriedenheit im Leben ist sowieso das beste Schönheitselixier.
Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte
I’m a believer! Ich glaube an die (begrenzten) Möglichkeiten moderner Produkte. Meine Kosmetik kommt aus der Apotheke. Ich benutze die Hyaluron-Serie von Eucerin, die glättet schön und lässt mich frisch aussehen. Im Sommer benutze ich sie im Wechsel mit der Even-Brighter-Serie ebenfalls von Eucerin, die hat einen hohen Lichtschutzfaktor. Beim Makeup achte ich auf Produkte mit Licht reflektierenden Pigmenten, das glättet zusätzlich optisch. Für wichtige Events greife ich in die Trickkiste und zum Athena 7 Minute Lift. Das lernte ich auf einem Blogger-Event kennen, und seitdem sind alle teilnehmenden Kolleginnen auf ihren Fotos verdächtig faltenfrei ;-). Seife benutze ich seit Jahren nicht mehr, weil sie die Haut zu sehr austrocknet. Mein 5-Jähriger sah vor Kurzem sein erstes Stück Seife und fragte: „Mama, was ist das?“.
Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei Kosmetikprodukte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?
Privat schminke ich mich nicht sehr aufwendig. Da reichen mir die Hyaluron-Creme von Eucerin, das „Max Factor Ageless Elixir 2 in 1 Foundation + Serum“ und die „Max Factor Masterpiece High Definition Mascara“.
Wenn du dir ein (noch nicht existierendes) Produkt von der Kosmetikbranche wünschen dürftest: Welches wäre das?
Ein lange wirksames Produkt für trockene, empfindliche Haut, das gegen Falten und Schlupflider hilft.
Hast du ein Schönheitsgeheimnis?
Ein Schönheitsgeheimnis, das ich viel zu selten anwende, ist ausreichend Schlaf. Und egal wie spät ich nach Hause komme, ich schminke mich immer ab und ich benutze seit Mitte 20 Augencreme. Was mir kaum jemand glaubt: Ich war erst zweimal in meinem Leben bei der Kosmetikerin, vielleicht sollte ich mir das zukünftig öfter gönnen. Ein Aha-Erlebnis habe ich zurzeit mit dem „Radiant Night Peel“ von Teoxane. Schon nach zwei Tagen Anwendung sah die Haut glatter aus und meine Stirnfalten sind inzwischen kaum noch zu sehen. Ansonsten habe ich einfach das Glück, jünger auszusehen, als ich bin. Und jetzt kommt dieser verhasste Satz schönheitsoptimierter Schauspielerinnen, den ich schon immer einmal sagen wollte: „Das verdanke ich wohl meinen guten Genen.“
Was würdest du in Sachen Schönheit gerne mal ausprobieren?
Oh ja, da habe ich genau Vorstellungen. Was ich unbedingt einmal ausprobieren möchte, ist das Blondinen-Erlebnis. Wirkt man anders, wenn man blond ist? Verhält man sich anders, wenn man blond ist, oder verhält sich die Umwelt anders, wenn man blond ist? Dieses Sozialexperiment werde ich mir irgendwann mal gönnen.
Einmal lächeln bitte! (1988)
Das zweite Experiment wäre ein richtiger Kurzhaarschnitt, zum Beispiel ein Pixie. Ich sehe mich selber als Langhaar-Typ, seit ich denken kann. Meist schneiden sich Frauen ja die Haare ab, wenn sie sich vom Partner trennen, denn Haare sind auch Ausdruck des Lebensgefühls. Mit einem Kurzhaarschnitt würde sich vieles ändern: Die Art sich zu kleiden, die Art sich zu schminken und nicht zuletzt die Art, wie man sich gibt. Vielleicht taste ich mich irgendwann mal als Zwischenstation über den Bob an den Pixie heran. Aber vorerst bewundere ich ihn lieber an anderen Frauen. Man muss sich ja auch noch ein paar Überraschungen für die Lebensphase ab 50 übrig lassen.
Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?
Ein Mantra, das mich sicher lebenslang begleiten wird, ist „Familie ist das Wichtigste“. Meine Familie ist mein Hafen, hier gebe und erhalte ich bedingungslos Liebe und Unterstützung. Je nach Lebensphase kommen sicherlich andere Mantras dazu. Ich liebe es, mich stetig weiter zu entwickeln, meinen Horizont zu erweitern und gegenüber Neuem aufgeschlossen zu sein. Momentan ist mein zusätzliches Mantra wahrscheinlich „Love what you do“. Und das tue ich auch. Privat und beruflich.
Danke für deine Antworten, liebe Valérie! Und fürs "Love what you do"!
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16 Kommentare
Mein Lieblingssatz: “Überhaupt sollten Frauen mehr Mut zur Farbe zeigen.” Und das nicht nur im grauen November-Dezember-Januar-Februar. Und “beige” ist doch gar keine Farbe, oder?
Liebe Susi,
woher nimmst Du nur immer diese wahnsinnig interessanten, starken, lebensbejahenden Frauen? Schon wieder bin ich begeistert, dass ich Valérie Müller hier kennen lernen durfte. Und ihren Blog werde ich mir auch gleich mal ansehen.
Ich habe schon jetzt Lust, an Valéries Lippen/Buchstaben zu hängen… ;-)
Lieben Dank, Dir und Valérie, für dieses erfrischende Interview!
Liebe Grüße von
Stephanie alias die Modeflüsterin
Oh, wie schön, Valérie heute im Interview zu finden! Ich habe ihren schönen Blog über die Ü30 Bloggercommunity kennengelernt und mochte sowohl Blog als auch die Frau dahinter vom ersten Moment an. Als ich Valérie dann neulich noch rein zufällig auf einem Bloggerevent traf, bestätigte sich meine Fernsympathie (ja, der mit dem Athena Lift…aber ich hab nach wie vor Falten, weil ichs nie benutze….räusper).
Danke für diesen Beitrag, liebe Susanne!
Ich hatte mich kürzlich unheimlich gefreut, Valérie persönlich zu treffen und jetzt hier nochmal virtuell.
Eine klasse Frau (und diese Haare!!)und ein rundum super Blog!
Ich kann mich mit sehr vielen Aussagen identifizieren, u.a. Mut zur Farbe, klassisch mit “überraschenden” Elementen oder etwas gegen Schlupflider…
Danke Euch beiden für das tolle interview.
LG
Annette | Lady of Style
Hallo die Damen, das ist ein tolles Interview und es ist irgendwie genauso, wie ich mir Valérie vorstelle. Und sie ist eine wirklich schöne Frau - in den Achtzigern über die Neunziger bis hin ins Jetzt… echt zauberhaft.
Lieber Gruß - Conny
Authentische Worte einer echt sympathischen Frau - Danke für dieses tolle Interview! Die Fotos haben mich auch gleich mal gedanklich ein paar Jahre zurückversetzt - jetzt hab ich total Lust, durch meine Fotoalben zu blättern. Besonders schön finde ich übrigens dein Mantra, liebe Valérie! Das stimme ich absolut mit dir ein - ein besseren und sicheren Hafen als meine Familie kann ich mir auch nicht vorstellen. Liebe Grüße Anke

am Dienstag, 23. Juni 2015 um 16:50 Uhr
Schönheit im Alter - ein wunderbares Thema, dass leider in vielen Modemagazinen sowie Blogs untergeht.