Frauen ab 40: Das Montagsinterview mit Angelika Lauriel.
„Mein Leben ist ein ruhiger Fluss“, sagt Angelika Lauriel. Ich finde diesen Satz sehr selbstbewusst, ja fast mutig, in einer Welt, in der nur Hypes und Highs zu zählen scheinen. Und für eine Krimiautorin ist diese Aussage irgendwie noch mal besonders erstaunlich.
Sieben Bücher, zumeist Krimis, hat Angelika seit 2010 veröffentlicht – obwohl sie eigentlich Diplom-Übersetzerin für Englisch und Französisch ist. Wie sie zum Schreiben kam? „Im Jahr 2006 war mein Kopf voll mit zwei Szenen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hatten. Sie ließen sich nicht abschütteln und haben mich immer wieder verfolgt, sobald ich zur Ruhe kam. Also setzte ich mich an den PC und schrieb sie auf. Und seitdem konnte ich einfach nicht mehr aufhören zu schreiben.“
Und noch eine, wie ich finde, mutige Aussage: „Meinen Stil würde man wohl als 'gediegen' bezeichnen.“ – besonders, wenn man dann die Fotos ansieht, die eine 47-jährige Frau zeigen , die im knapp kniekurzen Kleid einfach fabelhaft aussieht.
Angelika Lauriel, 47.
Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?
Mode hat mich immer interessiert, aber ich gehörte nie zu den top gestylten Mädels oder Frauen, sondern habe mich immer zwar modisch, aber eher unauffällig gekleidet. Dennoch glaube ich, dass ich nie unbemerkt in der Ecke stand, obwohl ich das jahrzehntelang dachte. "Overdressed“ habe ich mich immer unsicher gefühlt. Außerdem habe ich immer eher zur Hose gegriffen als zum Rock. Und wenn ich doch einen Rock trug – dann wehe, wenn der Saum ein bisschen zu kurz war. Womit ich zu einem meiner „Probleme“ komme. In meiner Körpergröße sind die Kleider zwangsläufig eher kurz, weil sie für kleinere Frauen geschnitten sind *lach* Und dabei bin ich mit 1,75 Meter nicht soo ungewöhnlich groß.
Unbemerkt? Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen! (1986)
Seit Kurzem habe ich meine Vorliebe für Röcke entdeckt. Gerade im Herbst finde ich sie mit Wollstrumpfhose und Stiefeln sehr angenehm. Nach wie vor schrecke ich allerdings davor zurück, „overdressed“ zu sein – in modischer Kleidung hingegen fühle ich mich sehr wohl. Man kann es vielleicht mit Autos vergleichen: Ein Porsche wäre mir peinlich – einen Mini hingegen finde ich super.
Welche Stilrichtung bevorzugst du? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert – und warum?
Ha, wahrscheinlich würde man meine Stilrichtung „gediegen“ nennen. Allzu Farbiges war mir immer suspekt, bis heute. Wobei ich Farbe bei anderen sehr mag. Ich glaube aber tatsächlich, dass mir Schwarz gut steht.
"Ich trage nur Wimperntusche – und auch die nur, wenn ich ausgehe." (2008)
Ansonsten ist mein Stil zweckmäßig. Aber zu dem einen oder anderen Anlass darf es auch mal etwas schicker sein. Röcke: am liebsten aus Jeans- oder Wollstoff. Hosen: meistens Jeans. Für Chorkonzerte – ich singe leidenschaftlich gerne – sind es dann lange, schwarze Stoffhosen, und erst seit etwa einem Jahr auch mal ein Rock, vielleicht sogar ein kleines Schwarzes. Ich glaube, mehr Mut, was Mode angeht, täte mir gut.
Es gab eine lange Zeit – so Mitte 80er- bis Anfang 90er-Jahre –, in der ich zahlreiche selbst designte Strickpullis und -westen trug. Noch heute tut es mir leid, dass ich das meiste davon irgendwann „ausgemustert“ habe. Wie gerne würde ich eine ganz spezielle Strickweste heute nochmal am Schreibtisch anziehen. Sie war aus heller, aber nicht bonbonmäßig rosa Flauschwolle, und ich hatte sie damals mit einem extrem komplizierten Muster gestrickt (und auch selbst entworfen). Sie war fast sowas wie ein Meisterwerk. Und sie war sehr kuschlig. Auch heute trage ich zuhause gern helles, pudriges Rosa. Darin fühle ich mich wohl. Es ist wirklich ein Jammer, dass es diese Weste nicht mehr gibt.
Hattest du modische Vorbilder? Personen oder Persönlichkeiten, die deinen Stil geprägt haben – oder eine modische Ära?
Als Kind und Teenie habe ich mich immer an meiner zwei Jahre älteren Schwester orientiert. Danach habe ich einfach mitgemacht, was die Mode vorgab. Wirklich mutig war ich höchstens in der Schulzeit, und da hat mich die Pop-Band Culture Club inspiriert … *lach*
Hast oder hattest du ein Lieblingskleidungsstück?
Ich hatte in den Achtzigern eine heißgeliebte Jeansjacke und einen „Russenmantel“ in Knallrot mit schwarzem Kragen – gab es damals bei Quelle. Dann war es eine geblümte Jeansjacke in Pastellfarben. Heute mag ich das schwarze Kleid von meiner letzten Buchpremiere. Was hat es mich für eine Überwindung gekostet, dieses Kleid zu tragen! Und dann habe ich mich darin so wohl gefühlt wie lange nicht.
Die Hochsteckfrisurenpremiere: Fühlte sich toll an – und sah toll aus (2014)
Ich hatte bei dieser Lesung allerdings das Gefühl mit der Frisur und dem Kleid eventuell zu dick aufgetragen zu haben – und zog deshalb eine medizinische Schiene an, die man bei Fußverletzungen, Bänderdehnungen etc. verordnet bekommt. So viel zum Thema Modemut. ;-) Die Schiene begründete ich damit, dass meine Protagonistin sich im Buch einen Bänderriss zuzieht und deshalb so eine Schiene tragen muss. Für mich brach ich mit diesem Accessoire das Bild, „aufgebrezelt“ zu sein.
Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?
Ich bin gelassener geworden, würde ich sagen. Ich fühle mich wohl, so wie ich bin. Klar, ich habe deutliche Überbleibsel von zwei Kaiserschnittgeburten, habe drei Kinder gestillt … das sieht man. So what? Ich bin ja nicht nackt unterwegs.
Haare! Zum Neidisch werden! (1985)
Ich würde sogar sagen, dass ich nie so selbstbewusst war wie heute. Ich bin kein Teenie und keine blutjunge Frau mehr. Ich brauche auch nicht mit ihnen zu konkurrieren. Wirklich peinlich fände ich es, wenn ich die gleichen Kleider trüge wie die Freundin meines Sohnes.
Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?
Absoluter Wasser-und-Seife-Typ. Und eine Tagescreme. Und Wimperntusche (aber nur, wenn ich ausgehe). Make-up kann ich nicht.
Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei Kosmetikprodukte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?
Deo: Wenn es keine Wolkenseifen-Deos in Reichweite gibt, hole ich das von Nivea, das keine Spuren auf heller oder schwarzer Kleidung hinterlässt.
Mit strahlendem Lächeln! (2005)
Shampoo: Syoss oder Guhl für coloriertes Haar. Alternativ benutze ich das Shampoo des Hotels, aber dann brauche ich noch einen Conditioner von den genannten Herstellern.
Gesichtscreme: Nivea für sensible Haut.
Wenn du dir ein (noch nicht existierendes) Produkt von der Kosmetikbranche wünschen dürftest: Welches wäre das?
Ein Deo, das wirklich Schwitzen verhindern kann und dabei trotzdem unschädlich ist.
Hast du ein Schönheitsgeheimnis?
Schlafen oder entspannen sind gut für die Schönheit. Das tun, was man liebt, ist gut für die Schönheit. Gelassen bleiben, auch wenn die Falten kommen. Lachen, obwohl die Lachfältchen dann schon wie Krähenfüße aussehen könnten. Dein Gegenüber sieht das meistens nicht so …
Was würdest du in Sachen Schönheit gerne mal ausprobieren?
Ich würde mich gerne mal mit platinblonden, raspelkurzen Haaren sehen!
Modemut: Das kurz Kleid! (2004)
Die Hochsteckfrisur, die ich für meine Buchpremiere getragen habe, war übrigens auch ein Experiment. Ich hatte vorher nie so eine mondäne Frisur, aber ganz ehrlich … es hat sich toll angefühlt!
Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?
Ja, aber das möchte ich nicht sagen. Nur so viel: Mein Mantra hat mit der inneren Balance zu tun.
Herzlichen Dank, liebe Angelika, fürs Antworten – und für den neu erwachten Modemut! Er steht dir! :-)
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4 Kommentare
am Montag, 17. November 2014 um 20:03 Uhr
Hach, wiedermal ein schönes Interview von einer sehr interessanten Frau. Ich freue mich immer, wenn ich über Frauen in meinem Alter lese und Parallelen
feststelle.
Und diese Haaaaaaare, Wahnsinn. :)
am Montag, 17. November 2014 um 20:11 Uhr
Ein echt tolles Interview!
Das mit dem Selbstbewußtsein in unserem Alter kann ich nur unterstreichen, ich empfinde es genauso.
Auf die medizinische Schiene muss man erst mal kommen… aber es hat ja in dem Fall super gepasst ;-)
LG,
Annette | Lady of Style
am Montag, 17. November 2014 um 20:32 Uhr
Ahhh eine Krimifrau - das ist mein Genre. Da werde ich mich gleich mal durch die Bücherliste klicken. Ganz besonders finde ich, wie Frau Lauriel zum Schreiben gekommen ist… und das mit der Strickweste tut mir leid.. ich kann dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen…
Liebe Susi - echt wunderbar, was Du für interessante Frauen kennst.
Herzlicher Gruß - Conny
am Mittwoch, 19. November 2014 um 10:44 Uhr
Es war für mich eine riesige Freude, Susannes Fragen zu beantworten - auch wenn ich mich vielleicht damit weit hinausgewagt habe. Weiter, als ich es sonst oft tue ;). Aber nun, es ist eine Webseite von einer Frau für Frauen, also darf man auch typisch Weibliches ansprechen. Männer haben ja beispielsweise keine Kaiserschnittnarben ...
Danke an Susi, und Danke für diese schönen Kommentare.
Herzlich
Angelika