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Frauen ab 40: Das Montagsinterview mit Dr. Kerstin Hoffmann.

Als ich Kerstin vor acht?, zehn? Jahren im Internet kennen lernte, stand ich noch am Anfang meiner Selbstständigkeit - sie hingegen hatte sich bereits erfolgreich als Texterin und PR-Frau etabliert. Seitdem ist Kerstin immer ein Vorbild für mich geblieben: an Professionalität, an Kompetenz, aber auch an Hilfsbereitschaft, an Freigiebigkeit (dazu hat sie sogar ein Buch geschrieben) und auch an Herzenswärme. Den Aufstieg ihres Blogs "PR-Doktor" zu einem der deutschen Kommunikationsblogs habe ich von Anfang verfolgt, erst kürzlich wurde sie vom Branchenmagazin t3n zu einer der 75 wichtigsten Internet-Köpfe Deutschlands gewählt ...wow!

Als ich sie zu meinen Montagsinterviews einlud, hat sie ein wenig gezögert: Sich ausgerechnet öffentlich zum eigenen Aussehen äußern? Letztlich überwog aber dann das spielerische Interesse, einmal etwas zu einem ganz anderen Thema zu schreiben als sonst, aus persönlicher Sicht. Und schließlich sind auch Mode und die äußere Form Teil der Kommunikation und der Außenwirkung. Und genau das ist ja wiederum ihr Business: Kommunikation auf allen Kanälen.

Weiße Bluse? Geht immer! Heute, mit 46. (Foto: Susanne Fern)

Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen?

Die Mode und ich mögen einander und nehmen einander wohlwollend zur Kenntnis - aber wir nehmen einander nicht zu ernst und wichtig. ;)

Ich mag schöne Kleider, ich mag mich selbst in schönen Klamotten. Ich kaufe gerne Kleidung ein, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Ich kleide mich oft neu ein, weil ich finde, dass meine Arbeitskleidung makellos aussehen muss. Dann fühle ich mich einfach am wohlsten.

Aber ich finde, dass es wirklich Wichtigeres gibt. Ich mache genau die Arbeit, die ich liebe, ich habe tolle Kunden, ich ernähre damit eine Familie. Es wäre komisch, wenn sich das nicht auch in meinem äußeren Auftreten spiegeln würde.

Aber, ganz ehrlich: Ich habe insgeheim mein Leben lang solche Frauen beneidet, die immer so ... wie soll ich sagen ... perfekt aussehen. Auf Englisch heißt das "flawless", ein ebenso treffendes deutsches Wort habe ich noch nicht gefunden. Das gelingt mir nach meinem Gefühl nicht in dem Maße. Wobei ich eben einfach auch nicht die Geduld habe, mich lange zu stylen und zu föhnen und dergleichen.

Hat sich deine Einstellung zu Mode im Laufe deines Lebens verändert?

Je älter ich werde, desto wichtiger wird mir gutsitzende, hochwertige, schöne Kleidung, in der ich mich bequem bewegen und den ganzen Tag unbeschwert arbeiten kann - Seminare halten, Vorträge geben, in Beratungen sitzen. Ich habe eine Schwäche für edle Marken, aber nicht für überteuerte Nobelklamotten.

Die weiße Bluse mit Anfang 40. (Foto: Susanne Fern)

Ich hatte mich übrigens immer für sehr stilsicher gehalten, bis meine jetzt 20-jährige Tochter - die sich ansonsten auch mehr für andere Dinge als für Kleidung interessiert - vor drei Jahren aus ihrem Auslandsjahr in Großbritannien zurückkam und mir seither vorführt, wie man mit einem H&M-T-Shirt, einem sackartigen Cardigan und einer preiswerten Strumpfhose scheinbar völlig mühelos Styles wie vom Laufsteg kreieren kann.

Welche Stilrichtung bevorzugst du?

Ich bin immer so der Anzug-klassische-Bluse-Typ gewesen, und das trage ich nach wie vor häufig. Aber je älter ich werde, desto mehr Freiheitsgrade erobere ich mir auch in der Business-Welt, indem ich Kleider wähle, die vom Dresscode her nicht so eindeutig zuzuordnen sind; und die ich bei Arbeitsbesprechungen mit einer Strickjacke und bei einem Vortrag oder einem anderen offiziellen Anlass mit einem Jackett kombinieren kann.

Hast du ein Lieblingskleidungsstück?

Nein, ich hänge mein Herz nicht an Sachen, erst recht nicht an Klamotten. Wenn ich überhaupt ein Lieblingskleidungsstück habe, dann sind es meine jeweils aktuellen Laufschuhe, mit denen ich möglichst täglich ein wenig hinaus in die Natur laufe.

Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?

Ab Anfang 40 fand ich es plötzlich sehr schwer, mir selbst beim Älterwerden zuzusehen. Besonders, weil ich fast mein ganzes Leben lang schlank und durchtrainiert war - und es nach einem kleinen gesundheitlichen Einbruch vor ein paar Jahren plötzlich schwerfällt, diesen Zustand wiederherzustellen.

Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit meinem Körper gefunden. Ich fühle mich fit wie ein Turnschuh. Und ich finde, dass ich jetzt, mit Mitte 40, im Privatleben wie im Beruf einfach mehr persönliches Gewicht, fachliche Erfahrung und menschliche Tiefe mitbringe als noch vor ein paar Jahren. Ich habe vor ein paar Jahren mein Leben einmal ganz auf links gedreht. Das hat viel Mitgefühl, auch für andere, freigesetzt.

"Business-Zicke" mit Anfang 30. Natürlich weißbeblust.

Mit Anfang, Mitte 30 war ich eine ergebnisorientierte, leistungsbewusste, extrem effiziente Zicke, die Job, Promotion, Familie und Freundeskreis scheinbar spielend leicht unter einen Hut gebracht hat. Ich bin immer noch sehr ... nun ja, effizient. ;) Gute Ergebnisse sind mir in meiner Arbeit immer noch genauso wichtig. Wahrscheinlich bin ich für meine Mitmenschen zuweilen nach wie vor eine echte Plage. Aber mir sind, auch im Berufsleben, echte, warmherzige, liebevolle Beziehungen viel wichtiger geworden. All das darf man mir nun auch gerne ansehen.

Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte? Hast du eine Lieblingsmarke?

Eher Wasser und Seife. Ich glaube nicht, dass Kosmetik etwas kompensieren kann, was im Lebensstil falsch läuft. Schon gar nicht Falten glätten. Ich setze mehr auf Pflege als auf Deko und schminke mich zurückhaltend. Ich bin ein heller, sensibler Typ und vertrage lange nicht alles. Tierische Zusatzstoffe finde ich widerlich. Deswegen benutze ich seit vielen Jahren Weleda und Dr. Hauschka.

Und auch mit 20 gab es schon eine weiße Bluse.

Hast du ein Schönheitsgeheimnis?

Haha, "schön" klingt für mich so nach Model. Da finde ich mich nicht wieder. Aber wenn du mich fragen würdest, was ich dafür tue, gesund und gepflegt auszusehen: eigentlich direkt nichts. Es sind eher meine natürlichen Vorlieben, die das sozusagen als eingebautes Feature mitbringen.

Ich bewege mich viel und sehr gerne an der frischen Luft, schütze meine Haut gut vor der Sonne, mache jeden Tag etwas Yoga oder Ballett, um trotz Schreibtisch- und Reisejob beweglich zu bleiben, kläre meine emotionalen Angelegenheiten, bevor sich etwas anhäuft, und führe eine glückliche Beziehung mit dem Einen in einer Million.

Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?

"Für mich ergibt sich immer alles in idealer Weise und zum Besten aller."

Vielen Dank, liebe Kerstin - auch für die weißen Blusen aus verschiedenen Jahrzehnten .. :-D

Mehr spannende Interview mit spannenden Frauen jenseits der 40 gibt es übrigens hier: Click and enjoy!

18051 14 50+ Lifestyle 11.02.2013   dr. kerstin hoffmann, frauen über 40, interview, mode, schönheit, stil

14 Kommentare

Biggi
am Montag, 11. Februar 2013 um 10:58 Uhr

Die Kerstin! Hach. Toll! :)
(eine rote Bluse wäre ganz bestimmt auch chic. *gg)

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Michaela
am Montag, 11. Februar 2013 um 11:13 Uhr

Dass die ersten beiden Bilder aus unterschiedlichen Serien oder gar Jahren stammen sollen ... - sehr schwer zu glauben!

Schönes Interview, danke dafür!

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Corinna
am Montag, 11. Februar 2013 um 11:34 Uhr

Hah, hab ich’s doch gewusst, dass Kerstin heute dran ist!

Liebe Kerstin, deine Grundeinstellung zur Mode und auch die Vorliebe für Hauschka-Kosmetik teile ich (wie schon mein Texterella-Interview zeigt).

Weiße Blusen sind zwar überhaupt nicht mein Ding, aber bei dir sehen sie super aus. Dennoch glaube ich ebenso wie Biggi, dass auch etwas mehr Farbe dir sehr gut zu Gesicht stehen würde.

Susi, dir zum x-ten Mal vielen, vielen Dank für diese tolle und spannende Interviewreihe!

Herzliche Rosenmontagsgrüße,
Corinna

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Susi
am Montag, 11. Februar 2013 um 11:54 Uhr

Und mich freut es, dass es euch interessiert und Spaß macht!

:-)

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Kathrin
am Montag, 11. Februar 2013 um 11:59 Uhr

Sehr sehr symphatisch!!!
Ich kann die weiße Blusenliebe gut verstehen – denn auch dabei gibt es große Unterschiede.
Auch Dr. Hauschka und Weleda ist mehr als Seife und schon Kosmetik, oder? Zum Glück nimmt man diese nur nicht so wahr :)

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Kerstin
am Montag, 11. Februar 2013 um 12:02 Uhr

Danke! - Ich habe auch rosafarbene und hellblaue Blusen, von wegen Farbe! ;) Nein, tatsächlich trage ich auch Farben. Sogar manchmal zum Arbeiten. Aber die weiße Bluse ist eben mein roter Faden.

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Nessa
am Montag, 11. Februar 2013 um 12:10 Uhr

Weiße Bluse, roter Faden - das ist ja ein hübsches Wortpaar! Schönes Interview, diese genannte Effizienz schimmert in jeder Zeile durch!
Schöne Grüße
Nessa

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Daniela D.
am Montag, 11. Februar 2013 um 12:29 Uhr

Was ich jede Woche wieder vermisse: Die Möglichkeit, Kommentare zu liken. Schließlich will ich nicht alles zum dritten oder vierten Mal sagen. Ihr habt ja alle so recht! :-)

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Businesspussy
am Mittwoch, 13. Februar 2013 um 00:13 Uhr

Ich besitze keine weisse Bluse. Doch nach dieser Interviewlektüre will und werde ich mir eine kaufen.

Liebe Texterella, da du mir das eingebrockt hast—und du auch, liebe Kerstin—solltes du einen Artikel zu den besten weissen Blusen zusammen stellen. Danke! :D

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Kerstin
am Mittwoch, 13. Februar 2013 um 00:18 Uhr

Oh, für meinen Teil wäre dieser Artikel über weiße Blusen sehr kurz. Denn die bestelle ich seit vielen Jahren fast ausschließlich bei Land’s End. Und besitze sie auch in Farbvarianten: rosa, hellblau, grau.

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Businesspussy
am Mittwoch, 13. Februar 2013 um 00:42 Uhr
Susi
am Mittwoch, 13. Februar 2013 um 00:43 Uhr

Kerstin, dann teilen wir dieselben weißen Blusen - ich habe nämlich auch welche von Land’s End! :))

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Susi
am Mittwoch, 13. Februar 2013 um 00:44 Uhr

Oh, die ist aber für Buben. Und kurzärmeiig ?!

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Businesspussy
am Mittwoch, 13. Februar 2013 um 00:57 Uhr

Nur gut, dass ich den Link hier gepostet habe! Für Boys wollte ich und jetzt bekomme ich sie auch in langärmlig. :)

Diese hier—> http://www.landsend.com/pp/boys-long-sleeve-no-iron-pinpoint-shirt~172835_1189.html

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