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Frauen ab 40: Das Montagsinterview mit Bettina Sturm.

Bettina Sturm habe ich im letzten Jahr während der 77-Tage-Challenge kennengelernt: Ich wollte in der Challenge mein Naturkosmetikblog "Grüne Kosmetik" zum Launch führen, Bettina eine neue Interviewserie über Menschen, die sich beruflich komplett neuorientiert haben, vorantreiben. Wir wurden Tandem-Partnerinnen und haben uns in diversen Telefonaten gegenseitig unterstützt – sehr bereichernd!

Berufliche Neuorientierung ist nicht nur ihr Fokus als Coach – es ist auch ihr persönlicher Lebensweg: Ursprünglich hat Bettina Hotelfachfrau gelernt, dann aber doch ein BWL-Studium angeschlossen, um erst als Headhunter, dann als Personalleiterin zu arbeiten und schließlich selbstständiger Coach – bzw. "deincopilot für beruflichen neuorientierung" – zu werden.

"Ich mag Veränderungen und Risiko. Ich probiere gerne Neues aus. Und ich bin neugierig auf Menschen." Außerdem sie liebt fremde Länder und Kulturen. Im Ausland zu leben und arbeiten war von jeher ihr Ziel – und ist es noch. Dabei könnte man angesichts ihrer Vita schon fast neidisch werden: Nach der Ausbildung in Paris im Hotel gearbeitet, in Maastricht studiert, in Toronto (ihrer Lieblingsstadt: "Ein toller Mix aus Großstadt und Dorf!") als Headhunterin unterwegs, in Barcelona ein Sabbatical verbracht. Wow, was ein spannendes, farbenfrohes Leben – was für eine spannende, farbenfrohe Frau!

"Co-Pilotin" Bettina Sturm, 46 (Foto: Dorothee Elfring)

Und heute ist diese geballte Lebensfreude bei mir im Montagsinterview ...

Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?

Mode und Kosmetik haben mich immer interessiert. Trendsetterin war ich allerdings nie. Zu Schulzeiten habe ich Pullis am Fließband selbstgestrickt. Dann habe ich es mit Nähen versucht. Es blieb bei einem Versuch.

Aber einen richtigen Modestil? Huch, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht! Aber wenn ich so darüber nachdenke, folgt mein Stil wohl dem „Vier-Anlass-Modell“:

- Für meine Coachings: Kleider, Röcke, Stiefel, schöne, oft bunte Schuhe.
- In der Freizeit mag ich es gern bequem: im Sommer gerne kurze Hosen und T-Shirts, sonst Jeans und Hoodies.
- Der Sonntag ist oft der „Träumtag“. Da liebe ich meine Leggings mit superlangem Hoodie.
- Wenn ich ausgehe, darf’s gerne glamouröser sein: Kleider, Blusen, Pullover mit dem gewissen Etwas, ausgefallene Strumpfhosen, High Heels.

Ganz davon abgesehen habe ich einen Schuh- und Taschentick. Gerne bunt und die Schuhe mit hohen Absätzen – ganz nach dem Motto „Keep your heels, head and standards high“.

Mit 19: aufgebauscht und selbstgestrickt.

Mal davon abgesehen bin ich nicht besonders probierfreudig. Inspirationen für Neues bekomme ich von meiner Schwester oder vom Durchflippen von Katalogen und Zeitschriften. Kombis, die mir besonders gefallen, schneide ich aus und hänge sie mir als Inspiration in meinen Kleiderschrank.

Ich liebe die Gala-Kleider der Oscar-Verleihung oder von anderen Red-Carpet-Events. Traumroben ... eine andere Welt! Mein Traum: Einmal möchte ich ein Modeshooting für eine Zeitschrift in einer Abendrobe von Talbot Runhoff machen ...

Wie ich zu meiner Kleidung komme? Ein bunter Mix aus verschiedenen Quellen: Ein "neues" Kleid aus meinem Lieblings-2nd-Hand-Laden. Dazu ein paar rote Stiefel – da gehe ich auf Zalando suchen. Und wenn ich ein paar Basics in weiß oder meiner Lieblingsfarbe türkis brauche, bestelle ich sie fix aus dem Katalog.

Welche Stilrichtung bevorzugst du? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert?

Meine Mode ist weiblich, farbig und gerne shiny.

Ich mag Kleidung, die meine Figur unterstreicht und zeige gerne Dekoltee und Taille. Deshalb liebe ich wohl auch Wickelkleider. Grundsätzlich ist mir wichtig, die Aufmerksamkeit auf’s Schöne lenken und dass ich mich wohl in meiner Haut fühle.
Meine Freundinnen sagen oft: „Bei Dir passt immer alles zusammen – Schuhe zu den Taschen und weiteren Accessoires."

Marken sind mir zwar grundsätzlich schnuppe, aber Burberry Prorsum zeigt immer wieder Klamotten nach meinen Geschmack. Diesen türkis-metallig-glänzenden Lackledermantel würde ich sofort anziehen. Oder aus der letzten Herbst-Kollektion: ein himbeerfarbener Leder-Bleistiftrock mit passender Bluse und High Heels. To die for!

Schuhtick: Bunt und gerne hoch! (Foto: Dorothee Elfring)

Mit veränderten Lebenslagen gab’s auch unterschiedliche Kleidungsstile: In meinen Headhunter- und Beraterzeiten herrschten zum Beispiel Kostüm und Anzug vor. Allerdings entwickelte ich im Laufe der Zeit einen regelrechten Widerwillen gegen diese „Verkleidung“. Ein lustige Anekdote gibt es aus meiner Bewerbungsphase in meiner „Ich-kehre-von-Toronto-zurück-nach-Deutschland-Zeit“. Zum Schluss konnte ich mich zwischen zwei Jobs entscheiden – und dabei spielten Klamotten tatsächlich eine entscheidende Rolle. Ich hatte schlichtweg keine Lust mehr auf das grau-blaue Einerlei. Worauf der Vorstand sagte: „Solange Sie hier nicht im Badezeug auftauchen ist, mir das egal“. Hat trotzdem nicht gereicht. In der „New Economy“ konnte ich mich dann modisch austoben.

Ohnehin haben meine Auslandsaufenthalte meinen jeweiligen Stil beeinflusst: In Pariser Zeiten ging es immer geschminkt und aufgebrezelt vor die Tür. In Toronto gab’s erstmals den „Casual Friday“. In Barcelona dann die große Schere zwischen Tag und Nacht: tagsüber in fast schon gammeligem Casual Wear und beim Ausgehen bzw. bei festlichen Gelegenheiten dann großes Brimborium mit stundenlangen Vorbereitungen.

Hattest du modische Vorbilder? Personen oder Persönlichkeiten, die deinen Stil geprägt haben – oder eine modische Ära?

Nein.

Hast oder hattest du ein Lieblingskleidungsstück?

Oja! Ich liebe meine Froschsocken! Die habe ich jetzt zehn Jahre; sie machen mir immer gute Laune, wenn sich sie ansehe. Und natürlich warme Füße. Schade ist nur, dass sie mittlerweile dünn und löchrig sind ...

Und dann gab’s da noch den hellblau-weißen Ringel-Pullover von meiner Freundin Annette: Den habe ich geliebt. Er war superbequem und ich bekam jede Menge Komplimente. Leider wollte Annette ihn irgendwann zurück. Aber gestreifte Pullis sind immer wieder Lieblingsteile und erinnern mich an Frankreich.

Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?

Bei der Kleidung betone ich mit zunehmendem Alter gerne meine Weiblichkeit. Ich bin selbstbewusster und das spiegelt sich auch in meiner Kleidung wieder. Ich liebe Wickel- und Etuikleider! Sie betonen Busen und Taille, umspielen die Hüfte, sind dabei superbequem und auch aus dem Koffer geholt sofort anziehbar.

Frisur: „Als der liebe Gott die Haare verteilte, standst Du ganz hinten...“ Gar nicht lustig! Mein Traum waren immer lange tolle Wallhaare – etwa wie Barbara Schöneberger sie hat. Leider sind meine Haare von Natur aus sehr fein, eher dünn und aalglatt. Nicht gerade die beste Voraussetzung für Rapunzelhaar. Mehr Volumen – war das Zauberwort. So waren Dauerwellen und „3-Wetter-Taft“ meine ständigen Begleiter. Aber wehe es kam ein Windstoß oder es fing an zu regnen...

Wunderschön! Immer schon ... (1993)

So wechselte ich jahrzehntelang immer zwischen lang und kurz. Auch mit Farben habe ich rumexperimentiert: schwarz, dunkelbraun, rot, alle möglichen Schattierungen von blond und natürlich Strähnchen. Meine jetzige Haarfarbe – platinblond – war ein Unfall. Nach dreimal Färben zerbröselte mir nicht nur meine Kopfhaut – als ich in den Spiegel guckte, hätte ich losheulen können: Schrubberhaare in gelb! Ein Alptraum! Glücklicherweise half der intensive Einsatz von Silberschampoos. Nach drei Wochen waren die Haare fast weißblond. Und das gefiel und gefällt mir.

Kosmetik: Hier bin ich anspruchslos. Einen guten Puder und Wimperntusche trage ich allerdings immer.

Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?

Haare sind mein Spezialthema: Dünn und wenig in Kombi mit meinen Wunsch, dass die Frisur einmal gestylt den Tag lang sitzen muss ...

Glamour-Look! (2005)

Als mein geliebter AVEDA-Hairstick vor drei Jahren aus dem Programm genommen wurde, war ich schockiert: Wie sollte ich jemals wieder so was Tolles finden. Ich schloss mich der facebook-Gruppe „Bring back AVEDA Self Control Stick“ an – was aber auch nichts nützte ;-) Aber all die Verlassenen brauchten ja auch Ersatz. Und so wurde ich dann im Netz schnell fündig und der Hairstick „TIGI – Bed Head“ ist seitdem mein ständiger Begleiter.

Sonst bin ich eher der Wasser-Seife-Typ. Wenn mir was gefällt, bleibe ich dem Produkt ewig treu. Marken interessieren mich nicht, Nutzermeinungen/-empfehlungen hingegen schon: Da lese ich gerne Dein Blog und „die Bibel“: „Don’t go the cosmetics counter without me“

Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Welche drei (Kosmetik-)Produkte kaufst du sofort?

Ich habe keine Lust, mich ständig um mich zu kümmern. Einmal gestylt muss mein „Look“ den ganzen Tag halten. Meine Lieblingsprodukte:
- Hairstick: „TIGI Bed Head“ – ein tolles Haarwachs, genau das Richtige für meine Haare.
- Puder: „Bobby Brown Sheer Finish Loose Powder“ – Empfehlung aus der "Bibel“ („Don’t go the cosmetics counter without me“ von Paula Begoun)
- Wimperntusche: „benefit BAD gal lash“ – zaubert richtig dichte lange Wimpern. Gibt’s übrigens auch in lila.

"Ich mag Mode gerne weiblich!" - und das offensichtlich auch schon mit 21. (Ich liebe diesen Lippenstift!)

Auf Reisen kaufe ich mir zur Entspannung gerne Frauenzeitschriften. Da sind immer jede Menge Miniproben drin: Bodylotion, Creme und Make-Up ergänzen so meine Top drei. ;-)

Hast du ein Schönheitsgeheimnis?

Mein Sonntags-Ritual ist mir heilig: Am Sonntag – dem Träumtag – gibt es ein teures Duschgel und dazu passende Eincremezeug. Und dann rein in die Wohlfühlklamotten.

Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?

Ein Mantra habe ich nicht. Allerdings ein Jahresmotto. 2014 begleitet mich „Mut tut gut!“. Ich will mutiger werden, mehr „erste Male“ in meinem Leben haben und kräftig auf mein Lebenslust-Konto einzahlen. Und weil MACHEN wichtig ist, gibt es jeden Monat eine Mutaktion, über die ich auf meinem Facebook-Account berichten werde. „Seelig Samba tanzen“ und Karaoke-Singen stehen für die nächsten Monate auf meinem Zettel. Mehr wird noch nicht verraten.

Danke, liebe Bettina, für die Einblicke ins Leben einer Mutmacherin, High-Heels-Trägerin und Wickelkleid-Liebhaberin! Die Verzweiflung über ein vom Markt genommenes Haarwachs kann ich übrigens sehr gut nachvollziehen: Mein All-Time-Favorit ist nämlich auch nicht mehr erwerbbar – und ich denke jetzt schon mit leiser Verzweiflung an die Zeiten, wenn meine gehorteten Vorräte aufgebraucht sind ...

***

Mehr spannende Interview mit spannenden Frauen jenseits der 40 gibt es übrigens hinter diesem Klick!

15553 5 50+ Lifestyle 24.02.2014   bettina sturm, coach, frauen ab 40, interview, kosmetik, mode, montagsinterview, schönheit

5 Kommentare

Nessa Altura
am Montag, 24. Februar 2014 um 10:25 Uhr

Klasse! Und “Mut tut gut!” finde ich ein fabelhaftes Motto. Da passt jetzt auch mein gegenwärtiger Stress dazu (Nessa, die Komfortzone verlassen habend) und mein Wort zum Tage von heute:

“Wo Licht im Menschen ist, scheint es aus ihm heraus.” Von Albert Schweitzer, jawohl!

Vielen Dank für das schöne Interview, Susi,
Nessa

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Bettina Sturm
am Montag, 24. Februar 2014 um 10:40 Uhr

Liebe Susi,
sonst lese ich immer mit Begeisterung Deine Montaginterviews mit den tollen Frauen! Klasse, jetzt bin ich auch dabei! Danke. Darüber freue ich mich sehr ?

Vorher hatte ich nie bewusst über meine Einstellung zu Mode & Kosmetik nachgedacht. Wichtig ist mir heute meine Weiblichkeit mit tollen Kleidern und Schuhen auch zu zeigen. Ganz nach dem Motto: „Keep your heels, head and standards high“.

Beschwingte Grüsse schickt Dir
Tina

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Britta Flaitz
am Dienstag, 25. Februar 2014 um 11:43 Uhr

Tolle Frau, tolles Interview!!
Das Thema Mut finde ich sehr gut, es ist so wichtig und man sollte sich ein Beispiel an den Kindern nehmen. Sie tun die mutigen Dinge aus dem Bauch heraus!!
Die kurzen Haare stehen Dir grandios gut, ich wünsche Dir, dass das bald ein Anruf für das Modeshooting in Abendrobe kommt!! Talbot Runhoff hätte sicher nichts dagegen :-))
Alle Liebe & weiterhin viel Erfolg!
Britta

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Farbenfreundin
am Mittwoch, 26. Februar 2014 um 00:00 Uhr

Mei, die tollen Frauen ü40. Ich bin platt und freu mich über diese Vorbilder, Mutmacher & Co. Ja, auch ich will 2014 mehr Dinge “zum ersten Mal” machen und einiges Neues tun. Cool, wenn man sich da nicht allein fühlt! Danke auch heute für das inspirierende Interview.

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Doris
am Mittwoch, 29. Juni 2016 um 13:09 Uhr

@Bettina, was für ein toller Artikel über deine Persönlichkeit und so tolle Bilder von dir. Alles liebe Doris

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