Frauen ab 50.
Das Montagsinterview mit Katharina Mosel.
Viele der Frauen, die ich in den Montagsinterviews porträtiere, kenne ich persönlich oder zumindest virtuell. Andere kommen über Empfehlungen. Wieder andere fallen mir irgendwie irgendwo in diesem Internet auf – oft ist es ein spannender Bruch im Lebenslauf oder zwei ganz unterschiedliche Alter Egos. So wie bei Katharina Mosel.
Katharina ist in ihrem „ersten Leben“ Rechtsanwältin – Fachanwältin für Erbrecht und Familienrecht, um genau zu sein. In ihrem "anderen" Leben ist sie, gemeinsam mit ihrer Cousine, Autorin des Buches „Paragrafen und Prosecco“, das von zwei jungen Anwältinnen handelt, die sich gleich nach dem Studium selbstständig machen. Ein bisschen Autobiographisches steckt da sicher mit drin, denn auch Katharina hat sich gleich nach dem zweiten Staatsexamen mit einer Kollegin sebstständig gemacht – und nie bereut. „Wir arbeiten jetzt seit mehr als 24 Jahren in einer Anwaltssozietät zusammen, immer noch im selben Büro. Darauf sind wir sehr stolz, viele Kollegen und Kolleginnen schaffen das nicht.“
Katharina Mosel, 53. (Foto: Klaus Wittling)
Wie kam es aber zu dem Buch? Klassisches ChickLit, nichts fachliches, wohlgemerkt! „Nun, eigentlich wollte ich ursprünglich Journalistin werden! Aber dann kam mir mein Anwaltsberuf dazwischen. Irgendwann in den letzten Jahren begann ich aber wieder zu schreiben ... und irgendwann kam mir gemeinsam mit meiner Cousine die Idee zu einem Buch – über zwei Anwältinnen!“ Das „Ergebnis“ dieser Schreiberei landete dann als Rezensionsexemplar auf meinem Schreibtisch. Nun fand ich das Buch so reizend und den „Bruch“ zur Fachanwältin so charmant, dass ich nicht umhin konnte, Katharina um ein Interview zu bitten.
Und so ist sie heute hier. Ich freue mich!
Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?
Mode ist etwas Wunderbares zum Anschauen, Anfassen und Anziehen. Besonders in fremden Städten macht es mir großen Spaß, in Geschäften herumzustöbern. Darüber kann ich die Zeit vergessen. Für mich selber suche ich aus allem das heraus, was mir gefällt. Das sind nicht immer unbedingt die Sachen, die gerade modern sind. Als Teenager habe ich mich von meinem Freundeskreis beeinflussen lassen. Ich war eine typische Latzhosenträgerin, trug gerne selber gefärbte Sachen, selbst gestrickte Pullover (ja, die mit dem Frauenzeichen) und Turnschuhe. Erinnern kann ich mich noch an ein lila gefärbtes Palästinensertuch. Leider habe ich kein Foto von mir aus dieser Zeit gefunden. Über die Popper, die es damals in den Anfängen gab, haben meine Freunde und ich uns immer lustig gemacht. Für mich standen die für Spießigkeit.
2016. (Foto: Klaus Wittling)
Was ist für dich Stil? Und was ist dein Stil? Welche Stilrichtung bevorzugst du?
Stil ist für mich die Art und Weise, wie sich eine Person gibt. Das bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens. Für mich muss es authentisch sein, d.h. die Art der Kleidung muss zur Person passen, darf nicht künstlich wirken. Ich mag es nicht, wenn jemand vorgibt etwas zu sein, was er nicht ist und hinter etwas herläuft, nur weil alle das gerade tun. Dieses Privileg haben eigentlich nur Teenager.Mein Stil ist eine Kombination zwischen sportlicher und klassischer Mode. Erste Priorität ist, dass ich mich in den Sachen wohl fühle und mich bewegen kann. Enge Kostüme mit Highheels gehören nicht dazu. Rüschenblusen auch nicht. Natürlich falle auch ich modemäßig manchmal noch auf Sachen herein, von denen ich eigentlich genau weiß, dass sie nichts für mich sind. So habe ich mir vor einiger Zeit ein „damenhaftes“ Kleid fürs Gericht gekauft, von dem ich jetzt schon weiß, dass ich es vermutlich nie anziehen werde. Zum Glück passiert das aber sehr viel seltener als früher: Frustklamottenkäufe habe ich mir verboten! Dann gehe ich lieber in eine Buchhandlung.
1995.
Ich achte inzwischen darauf, dass ich Dinge von guter Qualität kaufe, damit ich sie auch noch in ein paar Jahren tragen kann. Dafür gebe ich dann auch mal etwas mehr Geld aus. Ich trage gerne Sachen von MarcCain, annette görtz oder Turnover. Früher habe ich eine Zeitlang nur schwarze Kleidung getragen, bis mich eine Mandantin mal gefragt hat, ob jemand verstorben sei.
Schwarz mag ich zwar immer noch sehr gerne, inzwischen aber auch Sachen in Rot-und Orangetönen. Hohe Schuhe habe ich noch nie getragen (vermutlich würde ich mir sofort etwas brechen), daran hat sich bis heute nichts verändert. Ich beneide die Frauen, die damit laufen können.
Hast du ein Lieblingskleidungsstück?
Ein Lieblingskleidungsstück habe ich nicht. Ich kann mich gut von Sachen trennen, wenn ich diese eine lange Zeit nicht angehabt habe. Ein voller Kleiderschrank überfordert mich. Dann kann ich mich morgens noch viel weniger entscheiden …Gerne trage ich Strickjacken und alles was ein wenig glitzert: Ketten, Armbänder, T-Shirts und Schuhe.
Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?
In jüngeren Jahren habe ich mich über meine Pickel und meine langweiligen glatten Haare geärgert. Der größte Flop war eine Dauerwelle, danach sah ich aus wie eine Pudeldame. Ich fand mich auch irgendwie nie richtig gut angezogen. Schminken war nicht meins und lackierte Fingernägel hatte ich auch nie.Heute sehe ich das viel entspannter: ich werde nie so aussehen und angezogen sein wie all die Models in den Zeitschriften. Wahrscheinlich wäre mir das auch viel zu unbequem und auf jeden Fall morgens zu zeitaufwendig. Allerdings schminke ich mich inzwischen morgens dezent und nutze tatsächlich auch manchmal einen Lippenstift. Auch die Fingernägel lackiere ich immer öfter. In einem Fingernagelstudio war ich noch nie. Aber das kommt vielleicht noch.
Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?
Der Wasser und Seife Typ bin ich nicht. Verstandesmäßig weiß ich, dass die Möglichkeiten moderner Produkte beschränkt sind. Ich verwöhne mich aber gerne mit teuren Cremes oder Parfüms. Seit kurzem entdecke ich die Bioprodukte von Couleur caramel.
1989.
Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei (Kosmetik-)Produkte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?
Ein kleines Schminktäschchen habe ich immer in der Handtasche. Ich würde also nur eine Feuchtigkeitscreme und ein Reinigungsgel von Vichy in der Apotheke kaufen und ein Deo.Würdest du dich für die Schönheit unters Messer legen? Oder Botox, Filler etc. nutzen?
Ich habe gelernt, dass man nie nie sagen soll. Aus heutiger Sicht käme eine Schönheitsoperation für mich aber überhaupt nicht in Frage. Minimalinvasive Eingriffe finde ich okay, man müsste sie aber alle paar Monate wiederholen. Das ist mir zu teuer, für das Geld verreise ich lieber.Hast du ein Schönheitsgeheimnis?
Genügend Schlaf (gerne 8 Stunden) und Bewegung (Yoga und Golf spielen). Und: ab und zu meine Lieblingskosmetikerin Astrid Neumann in Köln zu einer Behandlung aufsuchen.Was ist für dich die größte Herausforderung am Älterwerden? Und die schönste Überraschung?
Die schönste Überraschung ist, dass ich viel gelassener mit Herausforderungen umgehen kann. In den ersten Jahren der Selbstständigkeit war es nie klar, ob unser Anwaltsbüro überleben würde. Das führte zu vielen schlaflosen Nächten mit Existenzsorgen. Inzwischen habe ich erkannt, dass ich nicht mehr tun kann als mein Bestes zu geben und schlafe seitdem wesentlich besser.
1982.
Herausfordernd ist für mich neben den allgemeinen Begleiterscheinungen des Älterwerdens wie zum Beispiel der Tatsache, dass ich nicht mehr alles so schnell wegstecke wie in jüngeren Jahren (Durchgefeierte Nächte brauchen eine Woche der Erholung ), die Digitalisierung der Gesellschaft und die damit verbundene Informationsflut. Bin ich schon völlig out, wenn ich kein Fitnessarmband habe oder mein Handy ein paar Jahre alt ist? Verpasse ich dann den Anschluss? Und wenn ja, ist das schlimm oder mache ich mir zu viele Gedanken? Die für mich stimmige Vorgehensweise habe ich noch nicht gefunden.
Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?
Ein Mantra habe ich nicht. Mein Leben ist wunderbar, ich konnte es bis jetzt im Großen und Ganzen so gestalten, wie ich es wollte. Mir wird aber immer mehr bewusst, dass sich das sehr schnell verändern kann. Deshalb versuche ich Dinge, die ich gerne machen möchte, nicht auf später zu verschieben.Danke, liebe Katharina, für deine Zeit! Und für die unterhaltsame Lektüre, die du mir mit "Paragrafen und Prosecco" beschert hast!
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Hier gibt es noch mehr spannende Interviews mit spannenden Frauen über 40, 50, 60 und über 70.
3 Kommentare
am Dienstag, 08. November 2016 um 13:25 Uhr
Wann kommt ein Interview mit Frau mit 70?
am Dienstag, 08. November 2016 um 14:57 Uhr
am Dienstag, 08. November 2016 um 18:49 Uhr
Noch nie zuvor habe ich so intensiv über meinen Modestil nachgedacht. :-)
Vielen Dank Susanne Ackstaller für das fabelhafte Interview!