Frauen ab 50: Das Montagsinterview mit Karin Buhl.
Kennengelernt habe ich Karin Buhl über hellrosa Miniatur-Guglhupfe. Ja, richtig gelesen. Kleine. Rosa. Guglhupfe. Sie begegneten mir eines Dezembertages auf Instagram, als ich mich durch die Timeline scrollte. Ich habe mich sofort in sie verliebt. Überhaupt in den ganzen Account. Eine Zaubertorte neben der anderen, Wunderwerke aus Mehl, Zucker und Ei (vereinfacht gesprochen … ;-)). Noch niemals hatte ich so schöne Kuchen und Kekse und Torte und und und gesehen. Ein Traum. Und alles noch ganz wunderbar fotografiert und zauberhaft dekoriert. Am liebsten wollte ich sofort backen lernen. Noch vor Weihnachten! Wegen der Plätzchen! So schön war das alles ...
Und dann stellte sich heraus, dass Karin mit ihren 52 Jahren auch noch im passenden Montagsinterview-Alter war. Perfekt. Und so habe ich heute die erste Foodbloggerin zu Gast. Zufälligerweise auch noch eine der besten und mehrfach preisgekrönten. WOW.
„Ich habe immer schon gerne gebacken“, erzählt Karin, „die ersten Kekse mit fünf unter Omas Fittichen.“ Das Blog allerdings entstand erst Anfang 2013. „Meine Freunde und Nachbarn, die immer probieren durften, fanden, dass die Menschheit von meinen Leckereien erfahren sollte …“ - achja, da wäre ich aber auch gerne mal Nachbar! :-)
Karin Buhl, 52. (Foto: Sebastian Vollmert)
Mittlerweile gibt es neben dem wunderbaren Blog „Lisbeths Cupcakes & Cookies", das nach ihrer Großmutter, einer begnadeten Bäckerin benannt ist, auch noch das Buch „Lisbeths Krimiknabbereien“ – für mich fast ein Grund nicht nur mit dem Backen, sondern auch noch mit dem Tatort gucken anzufangen … ;-)))
Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?
Modisch angepasst war ich nie. Auch Trends habe ich nicht mitgemacht, eher gegengesteuert. Eigenwillig – ja, das war ich, besonders in den jüngeren Jahren. Mein treuer Begleiter bis heute: Jeans! Mal mit Schlag, mal ohne.Heute passt sich meine Mode meiner Figur an. Ich trage Kleidung, die mir steht und in der ich mich wohl fühle.
Für mich muss es kuschelig, sportlich und bequem sein. Gerne auch mal elegant. Ich bin ein Jeans-Blusen-Kaschmirpullover-Sakko-Typ. Dazu bitte Sneakers, Chelsea Boots oder Stiefel. Zwei- bis dreimal im Jahr trage ich auch mal hohe Hacken – die mich noch eine Woche danach spüren lassen: „Mutti, du bist zu alt dafür!“ Wie habe ich es nur ausgehalten vor 30 Jahren, jeden Tag auf hohen Schuhe zu laufen? Da wünscht man sich manchmal eine kleine Zeitmaschine und den einen oder anderen Blick zurück in die Vergangenheit.
„Ich mag es kuschelig, sportlich und bequem." (2014)
Welche Stilrichtung bevorzugst du? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert? Hattest du modische Vorbilder? Personen oder Persönlichkeiten, die deinen Stil geprägt haben?
Natürlich hat sich mein Geschmack im Laufe meines Lebens verändert. Ich trinke heute ja auch keinen Kirmes-Sekt mehr. Mit 20 habe ich viel Vintage aus den Second-Hand-Läden getragen. Ich glaube, die gruselige Felljacke auf dem einen Foto war so ein Schnäppchen aus Berlin Kreuzberg. Wobei mein Blick gerade noch mehr bei der Frisur hängenbleibt: Dauerwelle, pinke Strähnen – und dann dieser Schnitt!
Felljacke und pinke Strähnen. Die wilden Achtziger. (1980)
Mit 30 war ich ja schon Mutter und hatte mehr Freude daran meine Tochter hübsch anzuziehen. An meinem 40. Geburtstag, das weiß ich noch genau, hatte ich meine damalige Lieblings-Levi’s an (die heute noch im Schrank liegt. Sie passt nicht mehr, aber irgendwie kann ich mich nicht trennen).
Verändert hat sich ganz klar, dass ich keinen Lippenstift mehr verwende, seit ich 30 bin – während ich vorher häufig Rouge Noir Nr.109 von Chanel trug. Steht mir einfach nicht mehr. Vielleicht wenn noch weitere 10 bis 15 Jahre ins Land ziehen, die Haare gleichmäßig grau sind, vielleicht dann! Ja, vielleicht trage ich dann wieder die ausgewaschene Jeansjacke und den Lippenstift von damals!
„Ich war eine Rouge-Noir-Trägerin!" (1986)
Stil-Vorbilder? Nein, hatte ich keine. Ich habe mich einfach in ein Kleidungsstück verliebt, es gekauft und mit vorhandenen Sachen kombiniert. Sehr gerne habe ich übrigens im Urlaub eingekauft. Eine Bluse aus Paris, ein schicker Mantel aus London oder ein besonderes Paar Schuhe aus Amsterdam, die es in Deutschland nicht gab.
Hast du ein Lieblingskleidungsstück?
Mein Lieblingskleidungsstück ist mein Ehering. Den hat mein Mann mir damals in einer kleinen weißen Holzkirche in Vancouver angesteckt. Ich habe ihn seitdem nie wieder abgemacht! Ich kenne Menschen, die sich nach einigen Jahren einen neuen Ehering gekauft haben, weil der alte nicht mehr gefiel. Das käme für mich nicht in Frage. Ich bin absolut glücklich mit meinem zeitlosen Ring und fühle mich sehr wohl damit.Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?
Früher habe ich viel mit neuen Haarschnitten herumexperimentiert, mich geschminkt und zwischenzeitlich auch mal unfassbar lange, knallrote Fingernägel gehabt. Seit vielen Jahren trage ich meine Haare sehr lang, schminke mich, wenn überhaupt, sehr dezent und habe sehr kurze Fingernägel, diese aber immer gepflegt und in wechselnden Farben lackiert.Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?
Wasser und Seife sind für mich unverzichtbar. Zum Abschminken nutze ich aber 3-in-1-Reinigungstücher von Bébé. Allerding habe auch ich in der Vergangenheit meiner Kosmetikerin vertraut und sündhaft teure Produkte gekauft. Irgendwann bin ich dann aber bei einer Feuchtigkeitscreme ohne jegliche Zusatzstoffe gelandet – Physiogel Hydroallergenic – und die begleitet mich bis heute.
Der 40. Geburtstag. (2004)
Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei (Kosmetik-)Produkte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?
Susi, alleine das Wort „Waschbeutel“ outet unser Alter schon. Herrlich.Einkaufen würde ich „mein“ Parfüm Chanel No. 5, die Tagescreme von Physiogel Hydroallergenic und Carmex-Lippenpflege.
Würdest du dich für die Schönheit unters Messer legen? Oder Botox, Filler etc. nutzen?
Susi, ich weiß, du möchtest ja keine Ein-Satz-Antworten im Interview. Aber hier bekommst du von mir nur ein Wort. NEIN!Hast du ein Schönheitsgeheimnis?
Tja, ich glaube ich habe das große Glück, ein gutes Bindegewebe geerbt zu haben. Andere erben Ländereien und Häuser. ;)Habe ich ein Schönheitsgeheimnis? Nicht wirklich. Seit ich zirka 20 war, gehe ich alle vier Wochen zur Kosmetik und lasse mich verwöhnen. Vielleicht ist es aber auch der Champagner, der die Augen strahlen lässt. Ganz sicher aber die Lebenseinstellung, wach zu bleiben, weltoffen sein, sich zu bewegen, seinen Mitmenschen gegenüber tolerant und freundlich zu sein.
„Modisch war ich eher unangepasst!" (1987)
Was ist für dich die größte Herausforderung am Älterwerden? Und die schönste Überraschung?
Das ganze Leben ist eine Herausforderung. Ich bin sehr glücklich mit meinem Alter und wünsche mir einfach nur gesund zu bleiben. Mein größtes Glück ist es, einen wunderbaren Partner an meiner Seite zu haben, der gemeinsam mit mir alt wird und das Leben genießt.Vielleicht nicht die schönste Überraschung, aber sicher eine gute Erfahrung ist es, dass man nie auslernt und sich immer wieder hinterfragen muss.
Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?
Ein Mantra begleitet mich nicht durchs Leben. Für mich war es immer wichtig, Entscheidungen treffen zu können. Egal wie sie ausfallen, sie müssen getroffen werden. Denn dann geht es weiter mit dem Leben. Und dem Älterwerden.Danke fürs Dabei sein, liebe Karin! Und für deine gebackenen Wunderwerke, die ich irgendwann mal kosten möchte ...! :-)
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13 Kommentare
am Montag, 15. Februar 2016 um 09:19 Uhr
Orrr! Wie soll ich denn jetzt genussvoll mein Vollkornmüsli essen und abnehmen, wenn du hier preisgekrönte Törtchenbäckerinnen präsentierst? Schönes Interview, sehr sympathische Foodbloggerin. Gleich mal liken gehen…
Liebste Grüße,
Valérie
am Montag, 15. Februar 2016 um 09:25 Uhr
am Montag, 15. Februar 2016 um 17:00 Uhr
am Montag, 15. Februar 2016 um 09:33 Uhr
Was für eine schöne, natürliche Frau, was für eine positive Ausstrahlung!
Nur eines nehme ich dir definitiv nicht ab, Karin: dass dir kein Lippenstift steht. Einfach mal diverse Farben durchprobierten – es gibt für jede Frau einen.
am Montag, 15. Februar 2016 um 16:58 Uhr
am Montag, 15. Februar 2016 um 10:15 Uhr
Mensch, Karin kann doch höchsten 39 sein! ;-)
Ich mag ihren zeitlosen Stil, der perfekt zu ihrem Typ passt, sehr!
Ich freue mich gerade vor allem über die alten Fotos. Die Dauerwelle ist wirklich grandios!
Liebe Grüße
Maja
am Montag, 15. Februar 2016 um 16:55 Uhr
am Montag, 15. Februar 2016 um 16:03 Uhr
Was für eine tolle Frau! Und Lisbeths Bäckereien erst, und diese wahnsinnig tollen Bilder auf ihren Blogs, umwerfend!
am Montag, 15. Februar 2016 um 16:53 Uhr
am Montag, 15. Februar 2016 um 17:06 Uhr
Meine liebe Susanne,
von Herzen kommt jetzt hier ein ganz doll großes Dankeschön für dieses sehr schöne Interview. Zuerst wollte ich absagen, weil ich doch so ungern Bilder von mir zeige, und dachte ich passe hier nicht rein. Mittlerweile hatte ich schon Trän`chen in den Augen und bin sehr glücklich dabei sein zu dürfen. Deine Leser kommentieren so lieb und es ist Balsam auf meiner kleinen rosa Zucker Seele. Herzlichen Dank für deine Fragen, deine Geduld und dafür das ich deine Stimme hören durfte;)
Eine ganz zauberhafte Woche wünsche ich dir,
Karin
am Dienstag, 16. Februar 2016 um 11:05 Uhr
am Mittwoch, 17. Februar 2016 um 19:24 Uhr
Liebe Susanne, welch zauberhaftes schönes Interview! Und Karin – ich liebe Deine Ader für Genuss jeglicher Art, das Feine und Gute und Echte im Leben. Und die Leojacke und Rouge Noir! Grandios!!
Wenn ichs nicht schon längst wär, wär ich späestens jetzt hin und weg von Dir, Du Knallerfrau. deine a***
am Sonntag, 13. März 2016 um 09:17 Uhr