Texterella macht sich schön.
Augenbrauen: zwischen Wildwuchs und Wow!
Man möge mir (und meinen gelegentlich eigenartigen Gedankengängen) diese verwegene Assoziation verzeihen – aber als ich kürzlich das Gestrüpp in den Beeten vor meinem Bürofenster betrachtete, fiel mir das Thema Augenbrauen ein. Ja, Augenbrauen, richtig gelesen. Denn was die Brauen angeht, scheint die Damenwelt nur zwei Extreme zu kennen: entweder kompletter Wildwuchs (wie in meinem Garten) oder schablonenartige Perfektion (wie der englische Rasen eines Bekannten, wo jeder einzelne Grashalm stramm zu stehen scheint).
Dabei können schöne Augenbrauen mit recht wenig Aufwand viel für unser Aussehen (und Wohlbefinden!) tun! Ich persönlich finde, sogar mehr als üppig geschwungene Wimpern – um die die meisten Frauen aber deutlich mehr Gewese machen. Dabei waren gerade die Brauen über alle Kulturen und Epochen hinweg ein Gestaltungmittel für unser Gesicht, sie geben ihm den Rahmen, machen es ausdrucksstark und besonders. An Augenbrauen erinnert man sich. Sie machen Frauen unvergesslich und unvergleichlich, man denke nur an Frida Kahlo, die wir nicht nur aufgrund ihrer Malerei, sondern auch wegen ihrer zusammengewachsenen Brauen im Gedächtnis haben.
Schon seit der Antike sind Form, Fülle und Position von Brauen immer wieder neuen Moden unterworfen: Zusammengewachsene Brauen etwa, die heute ja als Beauty-No-go gelten, waren bei den alten Römern und Griechen angesagt und sehr populär. Frauen mit einer solchen Monobraue galten als besonders intelligent und begehrt. Im Mittelalter entsprach eine hohe Stirn dem Schönheitsideal, die Augenbrauen wurden stark gezupft oder ganz wegrasiert, bis die Brauen ab dem 18. Jahrhundert wieder natürlicher sein durften.
Auch in den letzten hundert Jahren war viel los auf unserer Stirn: In den 1920er Jahren waren die Brauen bleistiftdünn oder ganz abrasiert und aufgemalt, in den Fünfzigern üppig und betont, in den Neunzigern wurde wieder fleißig gezupft (was bis heute nachwirkt, denn das ständige Zupfen bedeutete den Verlust vieler Haarwurzeln). Ab dem Jahrtausendwechsel wurden dann füllige oder sogar buschige Brauen getragen: Das Model Cara Delevingne brachte den Theo-Waigel-Look sogar auf das Cover der Vogue. Und so waren plötzlich auch meine doch recht üppigen Brauen ganz up to date – nachdem ich sie jahrzehntelang kaum im Zaum hatte halten können.
Und heute?
Heute trägt man die Brauen ganz natürlich. Also einfach wachsen lassen? Schön wär’s! So simpel ist es natürlich nicht – würde die Internet-Suche nach „schöne Augenbrauen“ sonst über 3 Millionen Treffer ausspucken? Überhaupt ist aus dem Wunsch nach dekorativen Brauen ein ganz eigener Kosmetikzweig entstanden. Es gibt „Brow Bars“ (eine Art Frisörsalon für die Augenbrauen), Brauen-Stylisten, spezielle Pflegelinien für Augenbrauen, ja, selbst Schablonen für Brauen à la Kim Kardashian kann man kaufen – da erscheint der Augenbrauenstift, den ich im Badezimmerschränkchen habe, wie ein Relikt aus dem Archaikum der Erdgeschichte. Aber sie sind es auch wert, unsere Brauen, lassen sie doch jedes Gesicht lebendig und ausdrucksstark wirken. Vor allen Dingen sind gepflegte und schön gezeichnete Brauen ein wichtiger Gegenpol zu der mit dem Alter leider schwindenden Kontur unserer Gesichter. Warum also diese Möglichkeit nicht nutzen?
Vielleicht könnten wir uns – nach der Beetpflege – unseren Brauen widmen. Ein paar wildwuchernde Härchen wegzupfen (und nur die!), die kahlen Stellen (Danke, Neunziger!) mittels eines Augenbrauenstifts auffüllen und das Ganze schlussendlich mit etwas Brauentusche (einen Hauch dunkler als die Naturfarbe) in Form bürsten. Das war’s auch schon. Ach, wäre doch auch die Gartenarbeit so schnell erledigt!
Wie sieht’s denn bei dir aus? (Wie) Pflegst du deine Augenbrauen?
Der Text stammt in etwas veränderter Form aus meinem Buch „Die beste Zeit für guten Stil“. (Mehr zu meinen Büchern findest du hier.)
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Fotos: Martina Klein (sie stammen bereits aus dem Jahr 2019 – falls sich jemand wundert, warum ich so jung aussehe ;-))
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4 Kommentare
Guten Morgen Susi,
ich habe das Glück, dass meine Augenbrauen wunderbar aussehen. Geschwungen und nie musste ich zupfen.
Meine Mutter hatte immer so ein kleines Gestrüpp.
Schönen Sonntag!
Sibille
Liebe Susanne, was für ein schöner Vergleich mit dem Garten! Ich sag da nur: Hegen und Pflegen! Beides.
Hab’ ein schönes Wochenende Christine

am Sonntag, 06. April 2025 um 09:11 Uhr
Guten Morgen Susi,
Ich gehe alle zwei Wochen zu unserem Friseur um die Ecke von meinem Büro. Die können wunderbar mit dem Faden zupfen. Da lass ich das ganze Gesicht machen, denn leider wachsen mittlerweile nicht nur in den Brauen die „Wildkräuter“.
Hab einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße
Brigitte

am Sonntag, 06. April 2025 um 09:11 Uhr
Guten Morgen,
vielen Dank für diesen Gedankengang. Ja, auch ich bin ein Zupfopfer aus den 90zigern. In dieser Zeit habe ich mir fast die Hälfte meiner eigentlich schönen Brauen gezupft. Das hat ja auch noch weh getan! Diese Zeit ist vorbei und heute Fülle ich mit Augenbrauen Puder wieder auf und manchmal nehme ich noch ein Gel, damit die Brauen so bleiben wie ich möchte. Ich persönlich bin allerdings sehr froh, dass die Brauen wieder weitestgehend natürlich wachsen dürfen. Einen schönen Sonntag noch.