Ich hab was gegen Selbstzweifel.
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich mit einer Kollegin. Ich erzählte ihr, dass ich gerne mehr Kolumnen schreiben würde. Überhaupt mehr „frei“ schreiben, so wie hier auf meinem Blog oder für SOULFULLY oder für die WELT. Ohne konkreten einengenden Werbeauftrag, ohne Kunden, die nachher alles anders haben wollen oder besser wissen. Nur noch genau das schreiben, was ich will, genauso, wie ich will. Ja, das würde ich tatsächlich gerne. Oder vielleicht sogar ein Buch?! Was leichtes, amüsantes ...
Wie es hinter den Selbstzweifeln wohl weitergeht ...?
... und noch während ich über meine Träume sprach, erwachten sie auch schon: die Selbstzweifel. Meine ewigen Begleiter. Das kannst du doch gar nicht. Wer würde das denn lesen wollen?! Und überhaupt – da gibt es wirklich bessere, talentiertere, flüsterten sie mir ins Ohr, und ließen mich verstummen. Ich konnte regelrecht spüren, wie meine Augen zu glänzen aufhörten, wie meine Stimme ihre Energie verlor. Das seien doch eh alles nur Schnapsideen, meinte ich schließlich zu meiner Kollegin, und schüttelte ein wenig bitter lachend den Kopf. Wir wechselten das Thema.
Ja. Die Selbstzweifel. Diese kleinen Teufel, die uns und unseren Ideen den Schwung rauben, noch ehe wir sie richtig entwickelt haben. Noch ehe sie eine Chance hatten! Die verdammten (sorry!) Ängste, die es uns so viel schwerer machen, unsere Träume zu leben. Die uns einflüstern, dass wir es gar nicht erst versuchen sollen – wir wären eh nicht gut oder talentiert genug. Dass wir eh scheitern werden, und uns deshalb besser erst gar nicht erst auf den Weg machen. Und so hört man auf, bevor man überhaupt angefangen hat.
Manchmal frage ich mich, wie eine Welt ohne Selbstzweifel wohl aussehen würde. Um wie viele tolle Ideen, spannende Werke, großartige Leistungen wäre diese Welt wohl reicher? Was dagegen hilft? Wenn ich das nur wüsste! Ich hätte selbst gerne eine umfassende Anti-Selbstzweifel-Liste, mit zehn Punkten. Was aber helfen könnte: Den Selbstzweifeln den Mund verbieten, vermutlich. Dinge tun, auch wenn aufs Erste ein wenig absurd erscheinen. Sich nicht abbringen lassen, von seinen Träumen. Einfach anfangen, ja.
8 Kommentare
Liebe Susi!
Ja, Selbstzweifel, Zweifel, Ängste kennen wir alle. Die, die das Gegenteil behaupten, lügen! Und natürlich verfluchen wir sie allzu oft. Menschlich - verständlich.
Und jetzt kommt das große ABER!
Selbstzweifel, Ängste etc. sind Gefühle. Wie Freude, Liebe, Zorn auch. Und die haben irgend einen Sinn und Zweck. Und wollen allesamt ernstgenommen und gewertschätzt werden. Ein sehr großes Thema immer wieder bei mir im Coaching.
Wertschätzen heisst nicht “Hurraah, wie schön, dass Du da bist, ich hab Dich ganz doll lieb.” Wertschätzen beginnt vielleicht damit, nicht von “Teufeln” zu reden oder von den “verdammten Ängsten”. Ums mal ein wenig kindlich anschaulich zu formulieren: Auch Gefühle haben Gefühle. Und wenn Angst da ist bei mir, dann hat sie - ihrer Meinung nach - einen Grund dafür und somit einen Job zu erledigen. Und wenn die dann hört und erlebt, wie ich über sie rede, sie verfluche und am liebsten im hohen Bogen aus meinem Leben werfen möchte…....
ja, was dann? Die schmollt nicht etwa und verzieht sich, neeein. Die lehnt sich gemütlich zurück, verschränkt die Arme und sagt: “Ich kann warten”.
Und dann wartet sie solange, bis du dich ihr gegenüber setzt und mit ihr ins Gespräch kommst.
Klienten machen das bei mir in der Sitzung oft ganz real: Da ist dann ein leerer Stuhl für die Angst oder den Selbstzweifel, Klient sitzt gegenüber und fragt: Was möchtest Du mir sagen? Wovor meinst Du, mich beschützen zu wollen? Wie können wir verhandeln?”
Ich finde es immer wieder sehr erstaunlich, was dabei rauskommt. Darum geht es nämlich: Ums Verhandeln mit dem Zweifel. Der lässt nämlich dann, wenn er sich gesehen und ernstgenommen fühlt, durchaus mit sich reden. Ich kann ihm z.B. anbieten:
“Pass auf, dieses Kolumnenprojekt würd ich wahnsinnig gern aktiver angehen. Und ich glaub auch, dass ich das schaffe. Ich schmeiß dich jetzt nicht raus, bitte dich aber, dich erstmal still in die Ecke zu setzen und nur zu beobachten. Du darfst einschreiten, wenns zu schräg wird, was ich tu - aber bitte: Jetzt erstmal nicht! Einverstanden!?”
Klingt komisch - hat aber wirklich oft erstaunliche Wirkung. Ich machs selbst auch oft, nicht nur als Coach mit meinen Klienten.
Vielleicht einfach mal ausprobieren.
Ehrt Eure Ängste, redet mit ihnen!
Herzliche Sonntagsgrüße aus Gauting
Bettina Stackelberg
P.S. noch etwas fällt mir grad ein: Dieser Wunschtraum, wie eine Welt ohne Zweifel und Co wäre…....ganz ehrlich: Das ist ein Kindertraum. Ja, es wäre wunderbar, wenns manchmal ein wenig leichter ginge im Leben - und dafür können wir Erwachsene verdammt viel kleine Dinge tun. Aber:
http://www.bettinastackelberg.de/nein-es-ist-nicht-immer-leicht/

am Sonntag, 26. Juli 2015 um 12:55 Uhr
Einfach machen. :)
Liebe Susi, ich glaube, dass Selbstzweifel sogar etwas ganz wertvolles ist, was uns schützen kann (und andere ;). Im Grunde sind mir Menschen so ganz ohne Selbstzweifel sogar unheimlich und ich würde mich von Ihnen instinktiv etwas fernhalten. Und wie die Welt aussähe, wenn es das nicht gäbe? Ich befürchte ganz grauenhaft, denn es würden ja nicht nur schöne und gute Dinge realisiert.
Übertriebene Selbstzweifel, die uns hindern, sind natürlich auch nix! Deshalb ist hier, wie immer der schmale Grat entscheidend. Ich finde, du hast doch ein sehr schönes Bild für diesen Konflikt ausgesucht ... es ist hinter der Wegbiegung vielleicht wunderschön und neue Perspektiven warten (mit Sicherheit, auch wenn da dann ein Zaun wäre ;)) aber es könnte auch unheimlich werden und beängstigend.
Damit kann man doch wunderbar gedanklich herumspielen. Film ab!
Und viel Neugier beim Zweifeln und Überwinden :) übende Grüße. gg**
Tolle Kommentare.
Eine Welt ohne Selbstzweifel wird es nie geben. Ich merke bei mir geraade, dass ich beruflich auch mal andere Wege gehen müssen, aber da sittz auch ein kleines Teufelchen auf meiner Schulter und redet mir ein, dass ich das wohl nicht schaffe. Mir hilft da immer der Austausch mit einer Kollegin und Freundin. Sie kennt mich gut und sagt mir ehrlich ob die Gedanken, mit denen ich spiele, zu mir passen oder nicht. Das hilfr mir ungemein.
Liebe Susi,
dein letzter Satz stimmt. Mein Papa sagte immer: “Man wächst an seinen Aufgaben” und ich sage: “Wenn man (frau) es nicht versucht, wird sie es irgendwann bitter bereuen. Di bist gut und wir lesen bei dir immer freudig mit. Frag dich einfach einmal, was im allerschlimmsten Fall passieren kann.
Also, erfüll dir deine Wünsche. Das Leben ist so kurz und ich weiß, wovon ich rede.
Liebe Grüße
Karin
Liebe Susi,
sie sind auch meine, nicht ständigen, aber im unpassendsten Moment auftauchenden, Begleiter. Was mir etwas hilft sie mundtot zu machen. Ich realisiere, was ich bewerkstelligt habe, wenn ich (im übertragenen Sinn) ins kalte Wasser geworfen wurde. Eine Menge und völlig Unerwartetes. Das lässt sie für eine kurze Zeit schweigen, um dann einige Zeit später, wieder verneinend mit dem Finger zu winken.
Ich hoffe, Du schreibt das Buch, die Kolumne, und erfreut uns damit.
Lieben Gruß
Sabine
ich habe den eindruck, dass die stimmen mit zunehmendem alter und wachsender lebenserfahrung lauter werden. schade eigentlich. deshalb: gegensteuern!
Erstens ich würde sofort Dein Buch lesen und die Selbstzweifel haben und sie machen es heute manchmal noch, mich daran gehindert einen neuen Weg zu gehen. Ich wünsche es Dir so sehr, dass Du Deine Träume Dir erfüllen kannst. Bei der Zehnpunkteliste bin ich dabei. Alles Liebe Evelin