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Frauen ab 50: Das Montagsinterview mit Sabine Pieroth.

Geburt und die ersten Tage mit einem Neugeborenen – welche Eltern könnten sich nicht genauestens an diese Momente erinnern? Ebenso wie an die Menschen, die diese ersten Tage begleitet haben: Ärzte, Hebammen, Krankenschwestern ... diese Menschen, die Kindern in die Welt geholfen haben, sind unvergesslich. Mir zumindest geht es so.

Sabine Pieroth ist einer dieser unvergesslichen Menschen. Sie ist Kinderkrankenschwester in der Geburtshilfe und unterstützt Eltern und Kinder seit mehr als 30 Jahren in den ersten Tagen dabei, eine Familie zu werden. Seit 20 Jahren bietet sie außerdem Aqua-Fitness für Schwangere und Babyschwimmen an. Überhaupt ist Wasser ihre Passion und ihr Element! Ein unvergessliches Erlebnis war die Begegnung mit einem Delfin, als sie eine Familie mit Kindern zu einer Delfin-Therapie begleiten durfte.

„Bei mir ist derzeit viel im Umbruch!“ sagt Sabine von sich. Und damit meint sie nicht nur, dass sie im letzten Jahr erstmals Oma wurde. Ein weiteres Thema nimmt derzeit viel Raum in ihrem Leben ein: Die Entscheidung ihrer (früheren) Tochter, ihren Körper an ihr wahres Geschlecht als Mann anzupassen. „Es war nicht einfach, mich von meiner Tochter zu verabschieden ...“ Auch beruflich stehen Veränderungen an: So will Sabine ab Herbst ganz neu Yoga und Beckenbodentraining für Frauen in den Wechseljahren anbieten. „Themen wie die sich im Klimakterium verändernde Sexualität oder auch Inkontinenz sind immer noch Tabuthemen. Ich will darüber sprechen und Frauen unterstützen!“ Finde ich toll und spannend, liebe Sabine, vielleicht sprechen wir in ein paar Monaten noch mal ausführlicher über dieses Thema?!

Sabine Pieroth

Sabine Pieroth, 53.

Aber jetzt geht es erstmal um Mode. Ich freue mich darauf!

Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?

Ich würde mich durchaus als Modejunkie bezeichnen, zumindest was das Interesse angeht. Geldbörse und Figur setzen dem allerdings eine Grenze. Als Teenager habe ich in den Osterferien gejobbt, um in den Sommerferien in Italien die dort angesagten Outfits kaufen zu können. Damals hinkte Deutschland in Sachen Mode immer eins, zwei Jahre hinterher.

Sabine Pieroth am Strand

Wasser ist ihre Passion! (2015)

Grundsätzlich sollen Mode und Kleidung für jeden genau den Raum einnehmen, den er oder sie für richtig empfindet. Ich persönlich zum Beispiel liebe es "up to date" zu sein – bis hin zur angesagten Lippenstiftfarbe für den Sommer! Ich habe Freude an schönen Materialien, Formen und Farbzusammenstellungen. Ich mag es nicht bunt, eher weiß, grau, mal hellrosa, manchmal – wenn auch selten – ist auch ein Farbknaller dabei. Ein hellgrauer Kaschmirpullover ist immer in meinem Gepäck, ich schätze Materialien aus der Natur, Baumwolle, Leinen, Seide, Leder. So wohne ich auch. Mit einem Holzboden, der knarrt, Korb, Stein ... Auch zuhause ist meine Farbpalette sehr gedeckt. Ich mag es, wenn die Augen zur Ruhe kommen dürfen, und damit auch die Seele. Ein Strauß Blumen bringt die Farbtupfer.


Welche Stilrichtung bevorzugst du? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert? Was hast du in den 20ern/30ern/40ern getragen? Hattest du modische Vorbilder? Personen oder Persönlichkeiten, die deinen Stil geprägt haben?

Ich liebe Jeans und Blusen, dazu Kaschmir und Loafer. Ich glaube, das beschreibt meinen Stil prima. Auffällige Muster und grelle Farben waren noch nie mein Ding, höchstens ab und an mal ein Stück zum Auffrischen. Ich liebe meine weiße Bluse mit großen roten Punkten, meine Freundin Ute hat sie einer Burberry-Bluse nachempfunden. Ebenso ein traumhaftes Kostüm aus schwarzer Spitze, wie es Monica Bellucci in einer Werbekampagne trug.

Sabine Pieroth mit Oilily

Die junge Mutter. In Oilily. (1988)

In den Zwanzigern trug ich Angorapullover mit V-Auschnitt hinten und Flanellhosen. Das war die Zeit von „Saturday Night Fever“, Michael Jackson, David Bowie, Genesis. In der Woche die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester, am Wochenende viel Musik und tanzen. Mit den Kindern kam dann Oilily in mein Leben, einen Pullover besitze ich noch heute. Mit 24 war ich bereits Mama von zwei Kindern. Viel Stylingzeit blieb da nicht, daher kommt wohl auch die Jeans-Blusen-Loafer Vorliebe.

Meine Modeikone war immer Jil Sander, puristisch und edel. Jane Birkin mag ich auch, und ein Lottogewinn wird mir vielleicht noch die nach ihr benannte Tasche bescheren.

Hast du ein Lieblingskleidungsstück?

Eine ganz leichte Bluse aus Seide von Dorothee Schumacher. Drei Sommer tragen, waschen, tragen ... Wir freuen uns auf Sommer Nummer vier.

Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?

In der Tat beschäftigt mich dieses Thema gerade sehr. Ich bemerke eine gewisse Nachlässigkeit beim „Aufschirren“. Zwar trug ich ohnehin noch nie viel Make-up, nur Concealer, Tusche und Gloss, mittlerweile gehe ich aber auch mal ganz „ohne“. Eigentlich mag ich das aber gar nicht und finde mich dabei fast nachlässig. Dennoch kommt es vor. Weshalb das so ist? Ich kann es nicht sagen.

Sabine Pieroth

Mit Therapiedelfin Matteo (2002)

Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife- Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?

Kosmetik und Hautpflege haben für mich durchaus einen hohen Stellenwert. Konsistenz und vor allem Duft sind mir sehr wichtig. Wenn das dann noch halbwegs natürlich und ohne Tierversuche geht, bin ich überzeugt.

Schon seit Jahren verwende ich dieselbe Creme von Clarins: Haute Exigence. Produkte mit „Schnelleffekt“ hingegen sind mir meist suspekt. In New York bekam ich von einer eifrigen Verkäuferin mal eine Gesichtshälfte mit Freeze behandelt, eine Creme, die in Sekunden alle Falten glättet. Wahnsinn! Nach ein paar Stunden war der Zauber vorbei. In meinem Fall Gott sei dank, denn es war ja nur eine Hälfte behandelt.

Spannend finde ich Kosmetik auf molekularbiologischer Basis, da gibt es gute Sachen. Ich konnte mal eine Creme von Dr. Barbara Sturm testen. Sehr sehr angenehm!

Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei (Kosmetik-)Produkte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?

Das ist mir tatsächlich schon einmal passiert!

Meine Creme von Clarins Haute Exigence, meinen Touche Éclat von YSL, Lipgloss „nude“ von Bobbi Brown, Lipliner „Brown Fig“ von Dior und Mascara von Clinique. Ups, das sind jetzt ein paar mehr geworden! ;-)

Würdest du dich für die Schönheit unters Messer legen? Oder Botox, Filler etc. nutzen?

Unter's Messer würde ich mich nicht legen. Alles andere lehne ich jedoch nicht generell ab. Das Problem ist jedoch: Man muss ja alles in einem Abstand von wenigen Monaten wiederholen – und für dieses Geld reise ich lieber oder gehe ich in meinem Lieblingslokal essen.

Hast du ein Schönheitsgeheimnis?

Feste Rituale oder Geheimnisse habe ich keine. Aber ich bin in den für mich wichtigen Dingen des Lebens glücklich – wenn man das als Schönheitsgeheimnis bezeichnen mag, dann vielleicht das. Mein Gesicht ist der Spiegel meiner Seele, wenn es mir gut geht, aber auch wenn es mir schlecht geht.

Sabine Pieroth am Meer

Liebt sanfte Farben. (2015)

Was ist für dich die größte Herausforderung am Älterwerden? Und die schönste Überraschung?

Zurzeit spüre ich, dass ich mit Veränderungen nicht mehr so gut umgehen kann wie früher. Ich bin nicht mehr so flexibel und brauche mehr Zeit, um mich auf neue Situationen einzustellen und Positives daraus zu entwickeln. Gleichzeitig nerven mich auch Abhängigkeiten immer mehr. Da hilft mir H.D. Thoreau ein bisschen und sein Buch „Walden“, das ich gerade mal wieder lese. Ich bewundere ihn sehr für das reduzierte Leben das er zeitweise führte um frei zu sein.

Auch der Abschied von geliebten Dingen, Menschen und Gewohnheiten ist gerade ein großes Thema für mich. Etwa meine Tochter loszulassen, weil sie nun mein Sohn ist – das war und ist eine große Herausforderung. Gleichzeitig bin ich aber sehr sehr glücklich, dass wir den Weg, jeder in seinem Tempo, gemeinsam gehen.


Sabine Pieroth

Kurz vor der Geburt ihrer ersten Tochter. (1985)

Die schönste Überraschung ist das Bewusstwerden, dass ich ein wunderbares Leben habe. Dieses wunderbare Gefühl erfüllt mich derzeit sehr. Darüber freue ich mich gerade.

Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?

Mein Kindergebet begleitet mich, nicht mehr jeden Abend, aber schon noch ab und an bevor ich einschlafe. Es gibt mir in seiner Vertrautheit ein friedliches Gefühl und lässt mich an alle denken, die ich liebe. Allen voran an meinen Mann, der mir immer ein Fels in der Brandung ist. An meine Kinder und an mein wunderbares Enkelkind.

Für Bonmots in meinem Leben sorgt mein lieber Freund Bruno Schulz. Fast täglich postet er auf Facebook Aphorismen oder kleine Geschichten. Sie bringen mich oft auf wundervolle Gedankenreisen.

Danke fürs Dabei sein, liebe Sabine! Ich wünsche dir von Herzen Glück und Gelassenheit, bei den Herausforderungen, die derzeit anstehen!

***

Hier gibt es noch mehr spannende Interviews mit spannenden Frauen über 40.

2 Kommentare

Valérie von Life40up!
am Montag, 02. Mai 2016 um 09:21 Uhr

Tolle Frau! Tolles Interview! Und sie ist auch noch mit Delphinen geschwommen! *Neid*

Liebste Grüße,
Valérie

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maren
am Mittwoch, 04. Mai 2016 um 10:30 Uhr

inspiriert. und im herz berührt – merci dafür, liebe sabine und liebe susi.

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