Frauen ab 50.
Das Montagsinterview mit Katrin Rembold.
Es ist Montagmorgen! Mit Katrin Rembold habe ich heute eine Berufs- und Bloggerkollegin zu Gast. Ebenso wie ich liebt Katrin das Schreiben – anders als ich hat sie eine „richtige“ Journalisten-Ausbildung: erst ein klassisches Volontariat, dann verschiedene journalistische Jobs in Hamburger Redaktionen, von klassischen Frauenzeitschriften über „Schöner Wohnen“ bis hin zu Modemagazinen. Danach noch ein Studium der Germanistik und Amerikanistik und schließlich der Sprung in die journalistische Freiberuflichkeit. Seit drei Jahren schreibt Katrin außerdem ein persönliches Blogmagazin: Auf soulsister meets friends geht es um schöne Sachen und gute Geschichten – kurz, um vieles, das eine echte Bereicherung fürs Leben ist.
Es gibt aber noch mehr Parallelen zwischen uns beiden: die Liebe zu Hamburg, zum Beispiel. „Einmal im Jahr brauche ich Nordsee-Luft!“ sagt Katrin, die es als gebürtige "Hamburger Deern" vor 17 Jahren ins Rheinland verschlagen hat. Dann die Liebe zu Rot und zu Handtaschen, gerne auch in Kombination. Und die Liebe zum Leben: „Ich bin ein glücklicher Mensch und eine Optimistin aus Überzeugung!“ – ha, das könnte ich gesagt haben!
Katrin Rembold, 50. (Foto: Gisa Lelgemann, Studio B 44 )
Liebe Katrin, es wurde wirklich Zeit für ein Montagsinterview … :-)
Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?
Mode ist für mich in erster Linie etwas, das Spaß machen soll. Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt in dem, was man gerade trägt ... das mag für die Eine der Mantel mit All-over-Muster sein, für die Andere der klassische Hosenanzug in Anthrazit. Wenn du dich im Spiegel siehst und lächelst, dann passt es!Ja, ich weiß, es gibt Farbberatungen (danach wäre ich ein Frühlings-Typ), verschiedene Figur-Typen und den Ansatz, mit Mode alles Mögliche wahlweise kaschieren oder brillant in Szene setzen zu können. Auch dafür ist Mode da. Ich finde allerdings, Mode sollte nicht zum Diktat werden. Wenn du mit Kleidergröße 42 schon in den Oversized-Bereich gehörst, läuft da doch irgendwas gewaltig schief.
Mode hat für mich viel mit Selbstvertrauen zu tun. Und mit der richtigen Handtasche.
Was ist für dich Stil? Was ist dein Stil? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert? Hast du modische Vorbilder oder Menschen, die deinen Stil geprägt haben?
Stil ist für mich, wenn Persönlichkeit, Kleidung und Anlass zueinander passen. Wer schüchtern ist, wird in einer tief dekolletierten Abendrobe bei einem großen Event kaum stilvoll ’rüberkommen. Das ist die Kunst: die Kleidung auszuwählen, in der du dich so richtig gut fühlst. Kleidung ist aber nicht alles. Seien wir doch mal ehrlich: Ausstrahlung ist noch viel wichtiger! Es gibt doch immer wieder Menschen, deren strahlendes Gesicht, angenehme Stimme oder interessante Persönlichkeit dich so fesseln, dass du hinterher nicht mal ansatzweise weißt, was sie getragen haben. Das nenne ich Stil!
2016.
Ich mag Mode. Sie ist bestens dazu geeignet, sich immer wieder neu zu erfinden. Meine beste Veränderung: der Wechsel von Blond auf Brünett mit etwa Mitte dreißig. Tatsächlich wahr: Ich bin von Natur aus eigentlich eine Blondine. Aber jetzt bin ich viel mehr ich selbst!
Mein Kleiderschrank ist eine bunte Mischung von Stil und Farbe: mal Hippie-Tunika, mal Lederjacke. Natürlich habe ich mittlerweile mehr Basics und Business-Blazer im Schrank als mit 25 ... das bringen der Job, das Leben und verschiedene Anlässe einfach so mit sich. Eins meiner wichtigsten Accessoires: Lippenstift!
Persönlichkeiten, deren Stil ich bewundere? Das sind ganz klar Vivien Westwood und Astrid Lindgren. Die eine entwirft Mode, bei der ich Schnappatmung kriege, die andere ist eine Legende, ohne dass man jemals darüber nachdenken würde, ob sie Röcke oder Hosen trug.
Hast du ein Lieblingskleidungsstück?
Mein Lieblingskleidungsstück sind Jeans ... egal ob Hose, Hemd oder Jacke. Wenn ich „die Eine“ gefunden habe, trage ich sie buchstäblich, bis sie auseinanderfällt. So wie meine Lieblings-Jeansjacke. Manchmal sehe ich zehn Jahre alte Fotos, auf denen ich mit unserer Tochter im Wald über Baumstämme klettere und denke „Oh, da hatte ich die Jacke auch schon?“
2016.
Für mein Blogmagazin soulsistermeetsfriends.com ist diese Jacke so was wie ein Markenzeichen geworden: Ich trage sie auf meinem Profilfoto und sie war auch schon auf einem DIY-Feature im Handmade Kultur Magazin zu sehen. Das Beste an ihr: Sie stammt aus einer Zeit, als Jacken noch dafür gemacht wurden, sich darin zu bewegen. In dieser Jacke kannst du im Auto deine Handtasche vom Fahrersitz aus auf der Rückbank ablegen, ohne dass gleich die Ärmelnaht reißt. Ich glaube, in diesem Frühling lasse ich meiner liebsten Jeansjacke mal ein Makeover zukommen ... das gibt’s dann auf dem Blog zu sehen.
Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?
Ich bin heute viel zufriedener mit mir, als ich es mit 20 war. Schönheit ist für mich schon immer alterslos und hängt eher mit einer positiven Ausstrahlung und einem glücklichen Leben zusammen. Auch eine achtzigjährige Frau mit einem Gesicht voller tiefer Falten kann schön sein!Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?
Ganz klar: Ja zu guter Kosmetik! Hautpflege ist für mich ein unverzichtbarer Wohlfühl-Moment. Alle paar Jahre "boote" ich meine Kosmetik-Auswahl neu und prüfe, ob die Produkte noch zu den Ansprüchen meiner Haut passen.
2011.
Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei (Kosmetik-)Produkte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?
Ich hole mir sofort meinen 24/7-Moisturizer von Kiehl’s und eine gute Augencreme. Die tut’s notfalls auch zur Lippenpflege. Ganz wichtig: Sonnencreme. Meine Haut ist super empfindlich und ich bekomme im Nullkommanichts Sonnenbrand ... mein absoluter Favorit: Anthélios von La Roche-Posay und zwar mindestens mit Schutzfaktor 20.Würdest du dich für die Schönheit unters Messer legen? Oder Botox, Filler etc. nutzen?
Ich habe im Laufe der Jahre eine ganze Menge OP’s gehabt, bin gesund und habe im Augenblick überhaupt keinen Bedarf an nicht medizinisch notwendigen Eingriffen irgendwelcher Art. Kosmetik auf der Haut: ja bitte ... unter die Haut: nein danke! Das darf natürlich jeder so handhaben, wie er möchte. Das ist doch eine sehr persönliche Entscheidung.Auch ohne meine persönliche Geschichte ist der Jugend- und Optimierungswahn für mich nur ganz schwer nachzuvollziehen. Da wird vieles zu Problemzonen erklärt, das einfach ganz normal ist. Botox ist für mich persönlich definitiv keine Option, da bin sicher. Das Zeug heißt in Langform Botulinumtoxin und ist nun mal ein Nervengift ... das macht auch die werbewirksame Abkürzung nicht besser.
Hast du ein Schönheitsgeheimnis?
Ich schwöre auf gute Gesichtspflege morgens und abends: Mizellen-Reinigungsfluid und ein passendes Facial Tonic, dazu gute Cremes. Auch ganz wichtig: Augenpflege.Das beste Schönheitsgeheimnis ist aber immer noch ein glückliches Leben.
Was ist für dich die größte Herausforderung am Älterwerden? Und die schönste Überraschung?
Bisher habe ich – zum großen Glück – mit dem Älterwerden keine Probleme. Ich tu’s einfach. Solange ich noch auf Bäume klettern kann, ist alles gut. Und das probiere ich tatsächlich jedes Jahr im Frühling aus. Und wenn das irgendwann nicht mehr klappt, stelle ich mir einfach eine Leiter an den Baum.
1987.
Das Schönste am Älterwerden ist ganz klar die Gelassenheit, von der alle immer sprechen. Die kommt von ganz allein ... was für ein Glück! Die schönste Überraschung: Mein Mann hat mir zum 50sten Geburtstag eine Reise nach New York geschenkt. Das hat er fast ein Jahr lang geheim gehalten und drei Wochen nach meinem Geburtstag ging’s los: einmal New York zur Holiday Season – mit Countdown zum ersten Leuchten des großen Tannenbaums am Rockefeller Center und allem Drum und Dran. Wer hat da noch Probleme damit, 50 zu sein?
Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?
Da halte ich’s heute mit den Fans von Astrid Lindgren: „Sei Pippi, nicht Annika!“ Dafür habe ich aber durchaus ein paar Jahre gebraucht. Es hat tatsächlich was für sich, dieses Älterwerden!Danke fürs Dabei sein, liebe Katrin! Und danke auch für die Erinnerung an "Sei Pippi, nicht Annika!“
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2 Kommentare
am Montag, 13. Februar 2017 um 08:30 Uhr
liebe Susi,
ich freu’ mich riesig, bei dir auf Texterella zu Gast zu sein ... Danke für die schöne Einladung! Ich habe unser virtuelles Gespräch über Mode, Stil und das Älter werden genossen. Irgendwie hab’ ich ich jetzt Lust auf Shopping, mein Baumhaus und einen neuen Lippenstift. Außerdem hatte ich endlich mal wieder Gelegenheit in alten Fotos zu kramen und das hat richtig Spaß gemacht ... ganz erstaunlich, mich mal wieder in Blond zu sehen.
Irgendwann habe ich bestimmt mal ein Stück von Vivienne Westwood in meinem Kleiderschrank ... das wär’ doch mal was? Bis dahin komm’ ich dich weiter hier auf deinem schönen Blog besuchen und stöbere in neuen Trends & tollen Themen.
herzlichst Katrin / soulsister meets friends
am Montag, 13. Februar 2017 um 08:35 Uhr
Die Lebensfreude schwappt über in Wort und Bild! Das Motto ist immer wieder überzeugend und die Leiter am Baum, wenn es mit dem Klettern nicht mehr klappt - wunderbar! Liebe Grüße x 2!