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Frauen ab 40: Das Montagsinterview mit Stefanie Probst.

Stefanie Probst ist der einzige Mensch, den ich kenne, der beim Film ist. Mit ihren kleinen 140-Zeichen-Geschichten vom Set war sie mir schon vor Jahren auf twitter aufgefallen. Irgendwann haben wir uns dann auf Facebook getroffen. Stefanie ist Szenenbildnerin und stattet vor allem Werbefilme, Musikvideos oder auch historische Dokumentationen aus. „Ich mache alles, was nicht Maske und Kostüm ist“, erzählt sie – von Möbeln, Geschirr und Accessoires hin zum Drehort und den Setbauten.

Dabei hätte alles auch ganz anders laufen können. In Ostberlin geboren, lernte sie nach dem Abitur erstmal Schaufensterdekorateurin, machte Veranstaltungsdekorationen und studierte später dann BWL. Ein Freund ermunterte sie irgendwann zu einem Praktikum beim Film. „Tja, dort wurde ich dann von meinem Beruf gefunden!“

Das Interview mit Stefanie hat mir besonders gefallen, ja, es hat mich geradezu berührt. Weil es so ehrlich ist. So ganz ohne Show. Und das für jemanden, der beim Film ist!

Stefanie Probst

Stefanie Probst, 41.

Aber lies selbst!

Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?

Ich würde schon sagen, dass ich modebewusst bin und es auch immer war. Gleichzeitig hatte ich aber auch immer das Gefühl, dass ich mich nicht so kleiden kann, wie ich es eigentlich gerne möchte. Selbst in meinen schlanken Zeiten dachte ich, ich sei zu dick, weil ich einen Blähbauch hatte und keinen Hintern.

Wunderschön! (1991)

Im Laufe meines Lebens habe ich die verschiedensten Phasen durchgemacht: von Grunge-Girl bis zum Minirock-Mädchen war alles dabei. Ich mochte schon immer Punkte, Streifen und Muster und habe auch Minirock und Jackett getragen, als ich Piercings und bunte Haare hatte. Am liebsten aber trage ich Schwarz, schon seit 20 Jahren, wobei ich es in den letzten Jahren durch farbige Akzente und Blockfarben auflockere.

Welche Stilrichtung bevorzugst du? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert?

Ich habe einen relativ großen Busen – und mag diesen so gar nicht. Ich empfinde ein vermeintlich „schönes Dekolleté“ eben nicht als schön, was es nicht unbedingt einfacher macht, Mode zu finden, die ich mag. Vor ein paar Jahren habe ich dann COS für mich entdeckt. Die Kleider und der schlichte Stil passen perfekt zu meinem Körper. Allerdings führt COS Kleidung nur bis Größe 46, so dass nicht alle Schnitte passen ... aber ansonsten funktioniert diese Mode perfekt für „Kein Dekolleté zeigen wollen“.

Bei der Arbeit: lässig! (2013)

Bei der Arbeit trage ich nur Jeans und Sweater. Wenn ich frei habe, würde ich eigentlich gerne fast nur Kleider und Röcke anziehen – ich habe wirklich tolle Kleider und Röcke im Schrank –, aber dann bin ich zu müde für Strumpfhosen und Absatzschuhe, für das Gefühl eingeengt zu sein ... und schon habe ich auch im privaten Leben Jeans und Sweater an. Ich hätte wirklich gerne mal eine Kleiderberatung zu den Klamotten in meinem Schrank! Ich habe so tolle Teile, ich denke, ich könnte da wirklich mehr daraus machen.

Hast du ein Lieblingskleidungsstück?

Im letzten Sommer habe ich die Glockenröcke für mich wieder neu entdeckt. Einen schwarzen Glockenrock von COS mit einem rot-blumigen Oberteil vom Mango – darin habe ich mich sehr wohl gefühlt.

Ein anderer Liebling: dieses Kleid von COS. Momentan allerdings zu klein. Ob ich da je wieder hineinpassen werde?!

Im Lieblingskleid von COS (2011).

Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?

Je älter ich werde, umso selbstbewusster werde ich. Im Augenblick versuche ich mich in figurbetonten Kleidern wohlzufühlen, auch wenn ich Größe 46 trage.

Ich fand es toll, 30 zu werden. Endlich eine richtige Frau sein, kein Twen mehr. Endlich mit rotem Lippenstift morgens aus dem Haus gehen, ohne sich overdressed zu fühlen. Die 40 war schon problematischer. Mit 38 kam auf einmal die Erkenntnis, oh mein Gott, in zwei Jahren bin ich 40. Ich habe dann ein paar Monate vor der 40 schon immer gesagt, ich sei fast 40 – dann war es an meinem Geburtstag nur noch halb so schlimm. Mittlerweile finde ich es toll, mein Alter zu nennen, da die meisten mich jünger schätzen und mein Alter im Job von Erfahrung und Können zeugt.

Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?

Ich bin ehrlich gesagt der Typ, der sich noch nicht mal abschminkt – was wirklich fatal ist.

Mit Cremes habe ich überhaupt erst mit etwa 30 angefangen. Mittlerweile habe ich ein paar Dinge ausprobiert. Augencremes, Seren etc. Tatsächlich bewirkt haben aber nur drei Produkte etwas, alle von Déesse: die Creme 2000 Plus als Tagescreme, die LRO Waschlotion und das Apricosen-Öl, das besonders toll bei Narben ist. Am meisten enttäuscht bin ich aktuell von diversen Augenpflegeprodukten: Nach sechsmonatiger Verwendung gibt es wirklich keinerlei Veränderung oder gar Verbesserung bei der Hautelastizität.

DDR-Jugendweihe. (1988)

Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei (Kosmetik-)Produkte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?

Auf jeden Fall eine Gesichtscreme, meine Haut ist sonst einfach zu trocken. Ich habe lange Zeit gerne eine von Balea genommen, vor zwei Jahren bin ich aber auf Déesse umgestiegen, weil eine Freundin für das Unternehmen arbeitet und sie mich überhaupt ein bisschen an Hautpflege herangeführt hat. Dann auf jeden Fall einen grauschwarzen Lidschatten und Wimperntusche. Marke ist egal. Mehr brauche ich nicht – aber ohne Augen-Make-Up sehe ich krank aus. Ach ja, und ein Deo. Ich hasse es, wenn Leute riechen. Okay, jetzt sind es vier ... ;-)

Würdest du dich für die Schönheit unters Messer legen? Oder Botox, Filler etc. nutzen?

Ich hatte das schon zweimal. Allerdings ging es da um körperliche Einschränkungen – nicht um Falten etc. Das erste Mal mit Ende 20, aber ohne Erfolg, und das zweite Mal 2013 ... diese OP endete leider mit einer MRSA-Infektion und mehreren weiteren Operationen. Das Resultat war zwar besser als vorher, aber nicht so toll wie geplant. Grundsätzlich schließe ich eine weitere „Schönheits-OP“ nicht aus, aber nur im gewissen Rahmen und definitiv nicht in naher Zukunft. Sechs Operationen in anderthalb Jahren ... ehrlich gesagt genieße ich es gerade sehr, nicht krank zu sein. Und wie gesagt, es ging nie um Falten oder ähnliches, sondern um körperliche Befindlichkeiten.

Süße Sechzehn! (Korfu, 1991)

Es gibt tolle Frauen mit Falten, die Ausstrahlung ist das Entscheidende. Falten würde ich nie wegmachen lassen. Ich färbe ja auch meine Haare nicht, wobei sich die grauen noch in Grenzen halten. Irgendwann ganz grau zu sein, fände ich toll, glaube ich zumindest. Dazwischen wird sich zeigen, wie ich mit mehr als 20 grauen Haaren umgehe.

Hast du ein Schönheitsgeheimnis?

Nein, ich habe kein Schönheitsgeheimnis. Im Gegenteil, leider! Ich trinke zu wenig – mehr Flüssigkeit würde sicherlich einiges verbessern –, ich treibe keinen Sport und ich hasse Körperpflegerituale. Letzteres ist für mich eher ein Muss als ein Wollen.

Wobei – ein Ritual habe ich doch. Ich nehme seit 23 Jahren das gleiche Daily-Parfüm Jil Sander „Sun“ und seit 24 Jahren das gleiche Parfüm, wenn ich ausgehe, nämlich „Gio" von Armani. Natürlich gab es über die Jahre noch andere tolle Düfte, die ich immer mal wieder ausprobiert habe, dennoch bin ich diesen beiden Düften treu geblieben.

Leider gibt es Gio schon seit ein paar Jahren nicht mehr und meine 100-Milliliter-Flasche neigt sich langsam dem Ende entgegen. Ich habe auch schon weltweit danach gesucht, aber es gibt nur noch vereinzelte Flaschen für ca 250 Euro – was mir dann doch zu viel ist. Ich trage es nur, wenn ich ausgehe und sobald ich es rieche, ist SATURDAY NIGHT – egal welche Uhrzeit und welcher Tag. Es wird schwer werden, einen ähnlich intensiven Duft zu finden – aber ich bin auch schon gespannt, welcher es wird.

Was ist für dich die größte Herausforderung am Älterwerden? Und die schönste Überraschung?

Ich lebe schon ziemlich lange allein. Manchmal habe ich Angst, ich könnte dadurch kauzig werden. Oder dass ich mich noch mehr zurückziehe. Denn ich mag es, mit mir alleine zu sein. Ich bin zwar auch sehr kommunikativ – aber der Wunsch nach Ruhe wird immer lauter. Ich genieße diese Tage, wo ich einfach nichts tun muss und alleine bin. Vielleicht liegt das an meiner Arbeit, da ich ja in jedem Projekt immer wieder mit neuen Leuten zu tun habe.

Mag Muster! (2014)

Die schönste Überraschung? Mhmm. Bisher hat mich nichts großartig überrascht. Es war schon immer mein Plan, glücklich sein, egal wie es kommt. Natürlich hätte ich früher gerne Kinder und einen Partner gehabt, aber ich bin froh, dass ich, obwohl sich das alles nicht ergeben hat, glücklich bin. Und dass ich nichts bereue.

Ich habe keine Angst vor dem Älterwerden. Vielleicht aber auch nur, weil ich jünger aussehe als ich bin. Und mein Körper, der war noch nie „jugendlich straff“, also vermisse ich da nix.

Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?

„Hast Du ein Problem mit etwas, ändere Deine Einstellung.“ Das war eine der einfachen Regeln, die ich mir mit Anfang 20 gesetzt habe.

Außerdem bin ich ein Mensch, der immer das Gute an einer Situation sieht und positiv denkt. Das macht vieles sehr viel leichter.

Liebe Stefanie, vielen Dank fürs Dabei sein und für deine Ehrlichkeit! Das Problem mit "zu viel Busen" kann ich übrigens sehr gut verstehen. Ich habe ebenfalls lang darunter gelitten, erst in den letzten Jahren habe ich mich mit meiner Oberweite ausgesöhnt. :-)

***

Mehr spannende Interviews mit spannenden Frauen jenseits der 40 gibt es übrigens hinter diesem Klick.

9 Kommentare

Annette
am Montag, 22. Februar 2016 um 19:03 Uhr

Bitte, bitte, liebe Stefanie, zieh mehr so wunderbare Kleider an wie das COS Kleid und versteck Deine weibliche Figur nicht unter unförmigen Teilen!!
Das sieht einfach so toll aus und dazu noch Deine schönen Haare und klasse Beine!
So, das mußte ich jetzt einfach loswerden…
Jil Sander SUN mochte ich auch lange gern, mittlerweile mag ich aber EVE lieber.

Danke für’s Vorstellen, Susi.

LG
Annette | Lady of Style

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Stefanie
am Dienstag, 23. Februar 2016 um 00:27 Uhr
Vielen lieben Dank für die ganzen Komplimente.... leider ist das tolle Bild von 2011 und nicht mehr ganz so aktuell... aber ich bin dran ;)

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Susanne
am Dienstag, 23. Februar 2016 um 12:41 Uhr

So eine tolle Frau!!!!! Alles Liebe Susanne

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Stefanie
am Dienstag, 23. Februar 2016 um 18:16 Uhr
Farbenfreundin
am Donnerstag, 25. Februar 2016 um 12:28 Uhr

Coole Frau!
Ach. Gio ... wenn ich das gewusst hätte. Denn das alte Fläschchen ist kürzlich in den Müll gewandert. Ich hatte es vor Jahren geschenkt bekommen und nur wenige Male benutzt und… Aber es gibt doch so viele andere tolle Düfte?

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Stefanie
am Donnerstag, 25. Februar 2016 um 13:59 Uhr
omg... nooiiiinnn!!! ;) ... unabhängig von mir, hättest Du das für viel Geld verkaufen können. Ja, da findet sich schon was...sagt das Gewohnheitstier ;) Dankeschön!

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Judith
am Samstag, 27. Februar 2016 um 12:49 Uhr

Was für ein spannendes Interview. Und die Kleider von COS werde ich mir mal näher ansehen. Gio habe ich erst im letzten Sommer für mich entdeckt und mir eine Minitaur davon gekauft. So ein Mist! Denn obwohl es sehr viele Parfums gibt, ist es doch schwer, etwas Passendes zu finden da auf seltsame Weise die meisten Parfums doch alle gleich riechen. Aber vielleicht könnte von Cartier Baiser volée dir gefallen, diese beiden sind jedenfalls meine sommerlichen Lieblingsdüfte (gewesen).

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Stefanie
am Samstag, 27. Februar 2016 um 12:56 Uhr
Vielen lieben Dank, liebe Judith. Leider redest Du wahrscheinlich von Aqua di Gio, ein andere Duft von Armani .. mein Gio gibt es seit ca 4 Jahren nicht mehr im Handel, da es seit 5 Jahren nicht mehr produziert wird. Viel Spaß bei COS!

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Judith
am Sonntag, 28. Februar 2016 um 18:22 Uhr
Hallo Stefanie, tatsächlich, es handelt sich dabei um Acqua di Gio. Und ja, ich habe schon ein sehr schönes Kleid von COS im Auge mit einem traumhaften Schnitt, das die Vorteile meiner Figur optimalerweise unterstreichen würde. Ich bin gespannt. Viele Grüße!

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