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Tschüss, Feminismus! Ich geh dann mal Brotbacken.

Kürzlich auf Instagram: Eine attraktive junge Frau mit langen blonden Haaren und ebenso langen Beinen nimmt uns mit durch ihren Alltag. Wir sind dabei, wenn sie ihrem Mann das perfekt wachsweiche Frühstücksei serviert, Butter und Zucker für einen Kuchenteig schaumig rührt, ein neues Rezept fürs Abendessen ausprobiert und sich schließlich „frisch macht“ für den heimkehrenden Gatten. Der soll es schließlich schön haben nach seinem anstrengenden Arbeitstag. Während ich noch überlege, ob es sich bei den Darbietungen um Satire handelt, wird mir auch schon die nächste Instagrammerin eingeblendet: Brotteig knetend erklärt eine junge Frau im züchtig gegürteten Blümchenkleid mit sanfter Stimme, warum sie sich ihrem Ehemann unterordnet, wieso man keinen „GV“ (O-Ton. Das ‚unkeusche Wort‘ wird immer abgekürzt …) vor der Ehe haben sollte und weshalb sie ihr Leben als traditionelle Ehefrau so feiert. Der Account wächst rasant. Ein paar zehntausend Frauen erreicht sie mittlerweile mit ihrem Content – die einen klatschen Beifall, die anderen wettern dagegen. Schließlich landet noch das Reel einer Amerikanerin in meiner Timeline, die am liebsten, so erfahren wir, im 19. Jahrhundert gelebt hätte – weil die Frauen damals ihre Feminität noch so richtig ausleben durften. 

 

Tradwife – so heißt ein Trend auf Instagram, bei dem Frauen uns an ihrem Leben als traditionelle Hausfrau, Mutter und Ehefrau teilhaben lassen. Warum sie so leben? Weil das Leben früher besser war: Frauen waren noch richtige Frauen und Männer echte Kerle, die nicht unter der Fuchtel ihrer Partnerinnen standen und sich womöglich um die Kinder kümmern, einkaufen, kochen oder gar das Bad putzen mussten. Das Leben der Tradwives gleicht tatsächlich der Fernsehwerbung aus den fünfziger Jahren: Männer legen nach der Arbeit die Füße hoch und ihre Gattinnen servieren frisch gebrühten Kaffee zum noch warmen Zitronenkuchen. Was mich besonders erstaunt: Die Frauen der Tradwife-Bewegung sind jung, in ihren Zwanzigern oder Dreißigern. Kuchen backen und Blümchenschürze als Lebensziel … das wäre mir niemals in den Sinn gekommen, schon gar nicht in diesem Alter. 

Selbstverständlich erübrigt sich die Diskussion darüber, ob das Leben zu Zeiten unserer Mütter, Großmütter oder noch früher tatsächlich besser war. Denn nein, das war es nicht, natürlich nicht. Je nachdem, wie weit man zurückgeht, durften Frauen nicht wählen und arbeiten nur dann, wenn der Mann sein Plazet gab. Abitur machen, studieren, die Welt sehen? Da musste man schon großes Glück (und Vermögen) haben, wenn das möglich war. Die meisten unserer weiblichen Vorfahren konnten froh sein, wenn sie überhaupt einen Beruf erlernen durften. Mir ist wirklich schleierhaft, wie man dieses „Früher“ so glorifizieren kann. Ich fand Zukunft und ihre Möglichkeiten immer schon viel reizvoller..

Und selbst wenn man die Vergangenheit besser findet als das Heute: Auch früher gab es Frauen, die in meinen Augen viel mehr als Role Models taugen als die unterwürfige Ehefrau aus der Werbung für Jacobs Krönung. Es gab und gibt mutige Frauen, die viel für die Welt und auch speziell für uns Frauen verändert haben – warum sich nicht an diesen orientieren statt sich in eine Zeit zurückzuwünschen, in der Frauenrechte gar nicht oder kaum existierten? Klar kann es angenehm sein, Verantwortung abzugeben – aber um welchen Preis? Zumal in einer Gesellschaft, in der jede dritte Ehe geschieden wird … da sollte man sich – bei aller Liebe und Vertrauen – nicht zu abhängig vom Partner machen.

 

Meine Vorbilder waren immer schon Frauen, die ihren Weg unabhängig und selbstbestimmt gegangen sind: Wissenschaftlerinnen wie Marie Curie oder Rosalind Franklin (die Entdeckerin der DNA-Struktur, den Nobelpreis dafür haben dann allerdings zwei männliche Kollegen eingeheimst), Künstlerinnen (z.um Beispiel  Simone de Beauvoir, Frida Kahlo, Ingeborg Bachmann, Virginia Woolf, Gertrude Stein), Frauenrechtlerinnen (unter anderen Anita Augspurg, Emmeline Pankhurst, Gloria Steinem), Abenteuerinnen (wie Amelia Earhart, die als erste Pilotin den Atlantik überquerte), Unternehmerinnen (Elizabeth Arden, Helena Rubinstein, Madam C.J. Walker, eine der ersten afroamerikanischen Selfmade-Millionärinnen, Josephine Cochrane, die den Geschirrspüler erfand) oder auch Modedesignerinnen wie Coco Chanel (der wir Frauen ja die Hosen zu verdanken haben) und die vielen anderen mutigen, wegweisenden Frauen, die die Widerstände ihrer Zeit überwanden – nicht nur für sich selbst, sondern für ihre Geschlechtsgenossinnen, auch für uns und unsere Töchter. Dass Frauen heute überhaupt die Wahl haben, wie sie leben möchten – das haben wir nicht zuletzt ihnen zu verdanken. 

Sich in die „gute alte Zeit“ zurückzuwünschen mit ihren traditionellen Rollenbildern hat für mich deshalb auch etwas Despektierliches, schließlich wären wir heute nicht da, wo wir sind, wenn sich frühere Generationen nicht aus den „typisch weiblichen“ Rollen herausgewagt hätten. 

Übrigens: Schon im Mittelalter beschäftigten sich Frauen mit feministischem Gedankengut. Christine de Pizan thematisierte in ihren Büchern (zum Beispiel „Der Schatz der Stadt der Frauen“) die Gleichberechtigung von Frau und Mann. Die Benediktinerin Hildegard von Bingen setzte sich in ihren Schriften mit der Rolle der Frau in der Kirche auseinander. Und bereits den Werken von Hrotsvit von Gandersheim aus dem 10. Jahrhundert wird eine feministische Perspektive zugeschrieben. 

 

 

Wer sich für das Thema interessiert, dem möchte ich das Buch „Mutige Frauen. Das Undenkbare möglich machen“ von Isabella Ackerl* empfehlen, das ich am letzten Freitag bei meinem Besuch im Frankfurter Städelmuseum entdeckt habe. Die Lebensgeschichten dieser Frauen beeindrucken mich wirklich, viel mehr als ein perfekt geführter Haushalt. Und, nur sicherheitshalber ergänzt, natürlich habe ich nichts gegen leckeren Zitronenkuchen und frisch gebackenes Brot – aber doch nicht als Lebensziel!

Wie siehst du das? Ich bin gespannt!

Look:

Bluse: H&M*

Schluppe: Mein Schleifchen hatte mir Martina geliehen – aber wie wäre es mit einem Schluppenkragen*? Oder dem gemusterten Schal*?

Hose: Das Original ist von H&M und schon älter. Diese Hose* wäre eine Alternative. Oder diese* (für größere Größen). Dafür gibt es diese Marlenehose* nur bis Größe 42.

Schuhe: Sézane*

Ohrringe: Chanel (Vintage). Diese hier* sind aber auch sehr hübsch. Oder vielleicht diese*?

Lippenstift: Loni Baur, Farbe Ruby Red. Hält, verläuft nicht, ist matt, aber mit Schimmer – große Liebe! (Mit dem Code Texterella15 gibt es 15 Prozent Rabatt)

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Fotos: Martina Klein (Danke für diese einmalig schönen Fotos, Martina!)

Lust auf mehr Mode? Hier findest du von mir kuratierte Lieblingsstücke

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*Affiliate-Links, d.h. wenn du über diesen Link einkaufst, bekomme ich ein paar Cent Provision. Ist nicht viel, aber Freude macht es mir trotzdem. Das was du zahlst, ändert sich natürlich nicht. 

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Danke an alle, die am Freitag in Frankfurt bei meiner Lesung waren! Es tut mir sehr leid, dass ich nicht mit jedem Gast ausführlich sprechen konnte! Dennoch habe ich mich sehr gefreut, euch persönlich kennenzulernen! 

Meine weitere Lesungstermine findest du hier – allein im April sind es fünf, beginnend am 4. April bei KERN Schuhe | Mode | Lifestyle in (86529) Schrobenhausen. Dort lese ich aus „Die beste Zeit für guten Stil“, aber selbstverständlich auch ein paar Kapitel aus „Auf das Leben!“. Hier geht es zum Anmeldeformular. Oder du meldest dich per Mail an: kontakt@schuhhandel-kern.de. Direkt direkt im Geschäft geht natürlich auch. 

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Mutige inspirierende Frauen finden sich auch in meinem Buch „Auf das Leben!“. Das Buch ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt, in deiner Lieblingsbuchhandlung ebenso wie bei bei AmazonThaliaAutorenwelt-Shop etc. und natürlich auch bei mir direkt, auf Wunsch mit Widmung. Gerne verschicke ich das Buch in deinem Namen auch als Geschenk an deine beste Freundin. Schreibe mir dazu einfach eine Mail! Ich freue mich! 

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Auf Texterella dreht sich alles um Frauen über 50 - um Frauen in ihren besten Jahren! Die Themen meines Blogs sind Stil, Hautpflege, Reisen und Kultur, gutes Essen, kurz: Inspiration für ein schönes, erfülltes und zufriedenes Leben für Frauen 50plus! Vielleicht bist auch du eine Frau über 50 (oder 60 oder 70 …. ;) und magst mein Blog abonnieren? Dann verpasst du keinen Beitrag mehr! Geht ganz schnell: Mail-Adresse eintragen, absenden und – ganz wichtig!! – den Link in der Bestätigungsmail, die dir im Anschluss zugestellt wird, anklicken. Manchmal versteckt sich diese Mail im Spamfilter. Aber ohne Verifizierung, keine Texterella-Mail! :-) Dass ich mit deiner Adresse keinen Unfug betreibe, du dich auch jederzeit wieder abmelden kannst und dass dieser Service natürlich absolut kostenlos ist, muss ich sicher nicht extra dazusagen. 

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2912 18 Texterella persönlich., 50+ Lifestyle 24.03.2024   feminismus, frauenrechte, gesellschaftspolitik, gleichberechtigung, texterella persönlich

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