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Auf das Leben!

Machen ist wie wollen. Nur krasser.

Gelegentlich fällt mir eine Kolumne der Journalistin Meike Winnemuth ein. „Noch 25 Sommer“ hieß sie, und sie handelte genau davon: von den 25 Sommern, die wir mit Mitte 50 oder Anfang 60 – zumindest aller Voraussicht nach – noch erleben dürfen. Noch 25-mal die ersten Erdbeeren naschen, anbaden, Wiesenblumen pflücken. Noch 25-mal den Urlaub an der Ostsee verbringen. Noch 25-mal an lauen Abenden bis spät in die Nacht auf dem Balkon oder im Garten sitzen und Wein trinken, mit Freunden plaudern. Im Herbst das bunte Laub an den Bäumen bestaunen und Kastanien aufsammeln. Sich noch 25-mal über den ersten frisch gefallenen Schnee freuen. 

Die Lebenszeit, die sich scheinbar endlos vor uns dehnt, wird mit dieser Perspektive plötzlich ziemlich überschaubar. 25 Jahre oder vielleicht auch 30 – so viel ist das gar nicht. Jedes Mal, wenn ich an diese Kolumne denke, wird mir meine eigene Endlichkeit bewusst. Dann erschrecke ich ein wenig und denke kurz darüber nach, was ich in meinem Leben noch unbedingt erleben möchte … Und dann geht es doch weiter wie bisher, dieses Leben: frühstücken, arbeiten, Mittagessen kochen, arbeiten, Katzenklos putzen, Abendessen, Film gucken, Buch lesen, schlafen.

Wann soll in diesem Alltag Platz sein für Wünsche, die wir uns noch erfüllen könnten?

 

 

An den Vorhaben selbst liegt es nicht, ich habe wahrlich genug kleine und größere Pläne: von Steptanzen lernen über einen Roman schreiben bis zu dem Wagnis, die Panamericana entlangzufahren (oder wenigstens die Côte d‘Azur). Ein bunter Reigen. Immerhin: Mit Steptanz habe ich mittlerweile sogar angefangen und der Versuch eines Romans schlummert (noch unvollendet) auf meiner Festplatte. Anderes wie einen Nutzgarten anlegen und das Gemüse fürs Essen selbst züchten, an der Donau entlangradeln oder den Sommer in der Bretagne verbringen sind über den Status „Ich würde mal gerne …“ noch nicht hinausgekommen. 

Es kommt einfach ständig etwas dazwischen. Und schon ist wieder ein Jahr vorbei. Gemüse kaufe ich immer noch im Supermarkt, das Rad wird nach wie vor nur für kurze Touren genutzt, und in der Bretagne war ich auch noch nicht. Nicht einmal für einen Kurzurlaub. Wie schnell sind all die Vorhaben auf den nächsten Monat, auf nächstes Jahr oder gleich in den Ruhestand verschoben. Auf irgendwann, wenn endlich Zeit ist. Vielleicht.

Natürlich ist es einfach, immer den Mangel an Zeit vorzuschieben. Und es stimmt ja auch: Irgendwas ist immer. Immer wichtiger. Manchmal tatsächlich genau in dem Moment, in dem wir just einen dieser Pläne anpacken wollen. Gerade wir Frauen sind schnell bereit, das Wohl anderer über unser eigenes zu stellen. Erst waren es die kleinen Kinder, die uns brauchten – jetzt sind es die alternden Eltern, um die wir uns kümmern müssen. Und natürlich die Ehrenämter, der Haushalt, der Gatte und womöglich die Enkelkinder. Zeit für uns, für das, was uns selbst wichtig ist und guttut? Nun, vielleicht im nächsten Leben … 

 

 

Manchmal sind wir aber auch schlichtweg zu bequem. Es ist anstrengend, die gemütliche Komfortzone zu verlassen! Pläne schmieden reicht aber nun mal nicht: Wer eine langersehnte Reise machen möchte, muss irgendwann die Fernsehcouch verlassen und sich um die Buchung kümmern. Wer den Jakobsweg wandern will, ebenso. Es hilft nichts: Wir müssen selbst den ersten Schritt machen. Und danach den zweiten. Einfach weitergehen und weitermachen. Und sich vor allen Dingen nicht von wohlmeinenden Ratschlägen Anderer vom Weg abbringen lassen. 

So viel Freude es bereitet, sich etwas Schönes vorzustellen und davon zu träumen – am Ziel anzukommen macht garantiert noch mehr Spaß! Wir dürfen es uns also ruhig erlauben, auch an uns zu denken und unseren eigenen Träumen und Plänen eine Chance geben. Ein gesunder Egoismus und das Wörtchen „Nein!“ – wir müssen es nicht immer allen recht machen! – tragen ganz wesentlich zu unserem Lebensglück bei. Leben wir also nicht in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt, und starten wir nicht morgen, sondern heute mit der Umsetzung unserer Pläne.

Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. 

 

 

Der Text stammt aus „Auf das Leben!“. Ich mag ihn besonders gerne – auch wenn er mich jedes Mal wieder nachdenklich macht (oder vielleicht auch gerade deshalb). Und weil er mich daran erinnert, dass uns dieses wunderbare, einmalige Leben nicht nur geschenkt wurde, um unseren Alltag irgendwie abzuarbeiten und zu bewältigen, sondern um das Schönste aus unserer Zeit zu machen – nicht nur, aber auch.  

Lasst uns alle einen wunderschönen Sommer haben, in dem wir uns eben nicht nur ums Daily Business kümmern, sondern auch um unsere Träume und Pläne! Bist du dabei? 

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Fotos: Martina Klein

Kleid: Marielle Stokkelaar (ja, schlank macht es nicht unbedingt, aber dafür ist es Sommer pur!)

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→ Wer das Buch verschenken will (es ist ein tolles Geschenk, das darf ich wirklich sagen!)  – zu einem Geburtstag oder auch zum Muttertag – kann in jeden Buchladen gehen und es dort bestellen. Oder meine Texterella-Geschenkbox kaufen. Da ist dann nicht nur „Auf das Leben!“ enthalten, sondern auch noch schöne Kosmetik, Schokolade und ein paar Glückskarten. Neugierig geworden? Bitte hier entlang! (Für Muttertag müssen wir uns allerdings ein bisschen beeilen, weil ich ab Mittwoch verreist bin und alle Boxen spätestens dann zur Post bringen muss.)

→ Und jetzt noch eine kleine Vorwarnung: Am nächsten Sonntag erscheint höchstwahrscheinlich kein Beitrag. Ich bin mit meiner Mutter und Tochter in Karlsbad, und dürfte schlichtweg keine Zeit haben! (Und falls doch, dann ist der Beitrag eine Muttertagsüberraschung! :-*)

3058 7 Auf das Leben!, 50+ Lifestyle 04.05.2025   auf das leben, bucketlist, lebensträume, pläne

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