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Slow Living: Wo bitte geht es zum süßen Nichtstun?

Gestern in der Radiowerbung: Ein IT-Konzern verspricht, mit seinen Produkten und Tools könnten wir unsere Zeit noch intensiver und besser nutzen. Die Tage würden natürlich nicht länger (24 Stunden sind nun mal Physik), aber wir würden mehr schaffen. Toll.

Oder?

Was als Werbung gedacht war, ist für mich eher eine Horrorvorstellung. Noch mehr schaffen (müssen)? Noch mehr To-dos in jeden Tag pressen? Noch weniger Zeit haben, um einfach nichts zu tun? Ich finde diese Idee eher gruselig denn einladend. 

Vielleicht ist es eine Sache des Alters, vielleicht findet man diese Hektik und dieses andauernde „Busy busy busy“ in jüngeren Jahren (wie das klingt! Als wäre ich 100! ;-)) spannend und „cool“. Ich aber habe in meinem Leben schon genug gearbeitet und geschafft, als dass ich das langsame Leben, in dem eben nicht jede halbe Stunde durchgetaktet ist, nicht zu schätzen wüsste. 

Slow Living. Ich hätte mehr davon.

Theoretisch. Praktisch sieht es bei mir anders aus. In meinem Kalender vergebe ich Slots, um der Aufgaben Herr zu werden: Blog, Mails, Instagram, Fotos, Werbeaufträge, Rechnungen schreiben und zahlen … dazwischen Kochen, Einkaufen, Familie. Der Alltag. Und natürlich das Buch, das Buch! Immerhin schaffe ich es – schweren Herzens! –, meine Veröffentlichungsfrequenz auf zweimal die Woche zu reduzieren. 

Das gelingt mal mehr und mal weniger gut (diese Woche zum Beispiel nicht!), und immer wieder blutet mir ein bisschen das Herz, weil ich doch so gerne für dich schreibe. (Anstatt dieses Blogbeitrag ist in meinem Kalender übrigens Buchhaltung eingetragen, eigentlich.) Und ja, stimmt schon: In einer guten Woche geht’s an die See zum Jahresurlaub – aber auch dort werde ich nicht dem süßen Nichtstun frönen, sondern schreiben, um meinen Abgabetermin im Oktober zu halten. Natürlich macht mir das Schreiben dieses Buches unglaublich viel Freude. Und natürlich liebe ich mein Leben und möchte kein anderes führen.

Außer manchmal.  

Jammere ich? Vielleicht. Ein bisschen. Sieh es mir nach …

Was ich mir von der Informationstechnologie wünsche, ist kein Tool, das unsere Produktivität noch weiter steigert. Wo soll das auch hinführen? Immer noch mehr mehr mehr? Immer noch eines drauflegen? Oder vielleicht doch irgendwann den 48-Stunden-Tag erfinden? (Relativitätstheorie – da war doch was?)

Nein, ich wünsche mir ein Tool, das Stopp! sagt, wenn bevor es zu viel wird. Das mir den Liegestuhl hinrückt und mir eine Orangina in die Hand drückt. Und mich einfach mal zum Nichtstun verdonnert – bevor ich in diesen „hussle & bussle“ geraten, in den Strudel, den Malstrom des Alltags. Ein Tool, das mich lehrt „nein“ zu sagen und Aufgaben besser zu delegieren. Loszulassen. Einfach mal die Füße hochlegen. Fürs „Weniger“ würde ich mir eine App wünschen. Nicht um noch mehr zu schaffen. 

Eine solche Werbung würde ich wirklich gerne im Radio hören.

***

Fotos: Martina Klein 

***

Look:

Bluse: Silk Sisters (ähnlich*)

Hose: Navabi

Schuhe: H&M (ähnlich*)

Tasche: Mango (ähnlich*)

Hut: Helen Kaminski (ähnlich*)

Lippenstift: Bobbi Brown

*Affiliate-Links.

***

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6 Kommentare

Martina Klein
am Freitag, 31. Juli 2020 um 08:29 Uhr

Liebe Susanne,
ich bin sowas von bei Dir ... mir geht es immer so, wenn ich diese Werbung für ein Mittelchen zu „Leistungssteigerung“ sehe. Als ob wir Motoren wären, die man tunen muss! Ein Hoch auf das süße Nichtstun ... das steigert übrigens nachweislich die Kreativität :-)

Liebe Grüße
Martina

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Coco
am Freitag, 31. Juli 2020 um 09:37 Uhr

Liebe Susanne,
ja es ist oft ermüdend, wenn immer noch mehr und mehr in den Tag gepressed wird .

Leider ist das Stopp und Nein sagen auch manchmal schwer. Aber es ist schon ein tolles Gefühl, Stopp zu sagen und auch sich dagegen zu wehren, immer noch mehr “aufs Auge gedrückt” zu bekommen.
Alleine der ungläubige Blick, von denen, die gerne alles an einen weiter delegieren, lohnt das Stopp sagen.

Das wirklich gute an Corona, war doch die totale Entschleunigung!  Für mich möchte ich davon etwas beibehalten! Davon profitieren wir alle….und es gibt nunmal nur ein Leben und keinen Anhänger für Leichenwagen…außer für ohnehin, verwelkende Kränze.

Also, schalten wie mal bewußt einen Gang zurück und atmen durch….unsere Produktivität und Kreativität wird davon sehr profitieren.
LG Coco

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Claudia Braunstein
am Freitag, 31. Juli 2020 um 10:32 Uhr

Liebe Susi, ich glaube es gibt auch Entschleunigungs-Apps ;-) Das wäre doch die Alternative zu diesen ganzen Weiter-Höher-Besser Tools.
Entspannte Grüße, Claudia

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Anna vom Rhein
am Freitag, 31. Juli 2020 um 11:56 Uhr

Liebe Susanne, Du bist so eine tolle, vielseitige, kreative, liebenswerte, inspirierende und kluge Frau!
Warum sein/Dein Leben mit Apps (ver)planen? , Du weißt doch ganz genau, was Du brauchst und gut für Dich ist , oder?
Auch wenn ich nicht mehr “muss”, sondern “darf”,  brauchte ich Jahre, um mir ” Nix-tun-Momente” zu erlauben bzw gönnen zu können. Mit dazu beigetragen hat auch die Tatsache, dass ich drei Jugendfreundinnen innerhalb von drei Monaten verlor. Sie konnten ihren offiziellen Ruhestand nicht mehr erleben.
Liebe Susi und an die anderen tollen Frauen: Habt Mut zur Lücke
Liebe Grüße
Anna vom Rhein

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Nicole
am Freitag, 31. Juli 2020 um 12:58 Uhr

Liebe Susi,
Ich möchte auch nicht getuned werden. Aber auch nicht das Gefühl haben, zu wenig zu tun. Es ist an uns, was wir draus machen. Leicht gesagt, ich weiß.
Natürlich klingt es toll, was du alles schaffst und ich bewundere das. Aber ich verstehe auch, dass es dabei schwierig ist, die Bremse zu treten.
Ich glaube aber, du kannst das!
Hab eine gute Zeit
Nicole

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Tina von Tinaspinkfriday
am Freitag, 31. Juli 2020 um 16:55 Uhr

Liebe Susi, Du sprichst mir aus der Seele und siehst auch noch fantastisch dabei aus!
Ich hoffe auf Balance und dass viele Menschen erkennen wie gut es ist sie zu halten. Dass auch Arbeitgeber, Angestellte, Kunden etc. mal 5 grade sein lassen. Die Menschen sind unheimlich anspruchsvoll, zumindest erlebe ich das so. Aber ich versuche immer rechtzeitig langsam zu machen und auch mal Nein zu sagen. Klappt nicht immer, aber immer öfter.
Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße Tina

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