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Vom Loslassen wollen. Und nicht können.

Kannst du loslassen?

Ich nicht. Loslassen ist eine mehr schwersten Übungen.

Das fängt beim Kleiderschrank an. Ein halber Schrank voller ungetragener Klamotten. Weil sie mir nicht mehr passen. Weil es ohnehin Fehlkäufe waren. Weil sich mein Geschmack ändert, und die Mode sowieso.

Dann der Keller. Ein Sumpf an ausrangierten Sachen – von den Weingläsern, die mich durch mein Studentenleben begleiteten, bis zur Duplo-Ritterburg und den Kuscheltieren meiner Kinder ... Hey, das war doch alles ein Teil meines Lebens! Das kann ich doch nicht so einfach weggeben, wegschmeißen ... oder vielleicht doch?

Geometrisches Kleid von Joseph Ribkoff

Klar und reduziert. So hätte ich mein Leben gerne! Eigentlich. (Kleid von Joseph Ribkoff, gefunden bei Breuninger*.)

Auch online könnte ich mal ausmisten. Ich schreibe ja nicht nur dieses Blog hier, nein, es existieren noch andere Projekte: textblog.de zum Beispiel, mein ältestes Blog. Entstanden 2002, war es über viele Jahre ein Ort für kleinere und größere Notizen. So was kann ich doch nicht so einfach abschalten! Auch wenn ich ihn schon lange nicht mehr pflege. Oder gruene-kosmetik.de – ein Naturkosmetikblog, das ich mit viel Elan begonnen habe, nach nur wenigen Monaten ging mir allerdings die Puste aus. Nicht, dass mich das Thema nicht interessieren würde, aber wohl doch nicht genug, um mir regelmäßig Zeit dafür zu nehmen. Dennoch: Abschalten, verkaufen, einfach damit aufhören – auch gedanklich – ich kann es einfach nicht. Behalten stresst mich aber auch.

Dabei bin ich kein Messie. Es ist für mich nur schwer, zu Dingen oder auch Projekten Adé zu sagen, die für mich irgendwann eine Bedeutung hatten. Die mich begleitet haben, zu meinem Leben gehörten. Es scheint mir so unfair, sie ad acta zu legen. Das haben sie einfach nicht verdient. Sie in meinem Leben zu behalten ist auch ein Zeichen der Wertschätzung.

Dabei weiß ich durchaus, wie befreiend sich Loslassen anfühlt. Wenn ich es zum Beispiel doch mal schaffe, den Kleiderstapel zur Nachbarschaftshilfe zu bringen. Oder eine Kellerecke frei zu räumen. Loslassen heißt ja auch etwas loswerden, und das Leben dadurch leichter machen. Es ist ein wenig, wie aus einem stickigen Raum kommen – und endlich wieder Luftkriegen. Doch, ich kenne dieses gute Gefühl.

Ich weiß, dass ich mit dem Problem nicht alleine bin. Die eine oder andere von euch wird beim Lesen vielleicht nicken. Wer nun aber auf die ultimativen Tipps wartet: Ich muss euch enttäuschen. Eine wirkliche Lösung habe ich nicht. Es ist und bleibt ein ewiger Kampf.

Manchmal hilft mir die Erkenntnis, dass andere die Dinge, die mir das Leben vollrümpeln, wirklich gut gebrauchen können. Dass das, was mich belastet, woanders Freude macht, wertgeschätzt wird. Und dass Loslassen Platz für neues schafft. Und: Mein Leben soll ja kein Müllhalde sein. Kein Ort für abgelegte Kuscheltiere.

Und dennoch. Es ist schwer.

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6 Kommentare

Nadja
am Donnerstag, 02. Juli 2015 um 14:25 Uhr

Oh, das kenne ich nur zu gut. Meine Lösung: wir haben keinen Keller und somit nur begrenzten Stauraum. Was nicht mehr in die Schränke passt, muss weg. Und gerade aktuell: die neu angekommenen Flüchtlinge in unserem Flüchtlingsheim eine Strasse weiter, haben gar nichts. Noch nie habe ich mich so gerne von Babysachen/Babybett getrennt wie zu dieser Zeit. Versuche es mal! Gruß Nadja

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Irit
am Freitag, 03. Juli 2015 um 07:16 Uhr

Hattest du mir nicht dieses Buch empfohlen? “Magic Cleaning” :-)

Probier es mal

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Susanne
am Freitag, 03. Juli 2015 um 09:51 Uhr

Das ist mir nur zu gut bekannt. Aber ich brauche auch Zeit um etwas loslassen zu können. Irgendwann kommt dann meist der Punkt, dann geht das Ausmisten wie von selbst. Aber auf Knopfdruck? Das funktioniert bei mir nicht.

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Conny
am Freitag, 03. Juli 2015 um 14:43 Uhr

Du schreibst mir aus der Seele… mir fällt das auch unheimlich schwer… und ich muss echt mal an mir arbeiten… Wenn es “nur” mein Zeug wäre… aber es kommt mir so vor, als ob die Kinder jede Woche einiges dazulegen… ;-) ;-) Ganz bestimmt… wer denn sonst… ;-)
Ich sollte mich vielleicht an die Strategie meiner Tochter halten… Sie macht sich das ganz einfach… alles, was sie nicht mehr braucht, legt sie bei ihrem Bruder ins Zimmer und der bekommt dann regelmäßig Wutausbrüche… :-)
Ein schönes Wochenende,
ganz lieber Gruß
Conny

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Livia
am Montag, 06. Juli 2015 um 19:54 Uhr

Kenne die Symptome sehr gut. Das Buch ‘Magic Cleaning’ habe ich auch gelesen - geblieben ist davon eine Falttechnik für Kleidung, die ich manchmal meditativ nutze ;-) Ich habe auch mal Feng Shui des Entrümpelns gelesen, da ging es darum, zu schaun, welchen Wert diese Dinge heute für mich haben, ob sie mich glücklich machen oder mir irgendeine positive Energie geben. Das halte ich für den besten Ansatz. Aber umsetzen muss man es halt auch. Ach ja, zurzeit wird viel über den minimalistischen Lebensstil geschrieben. Auch da gibt es ein paar praktische Tipps wie z. B. jeden Tag ein Dings entsorgen/weggeben/spenden… und für jedes neue Teil muss ein altes weg… Viele Grüße und viel Glück.

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Uschi aus Aachen
am Freitag, 10. Juli 2015 um 21:36 Uhr

Ja, ich finde es auch schwer. Ich verstehe Dich gut!

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