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Immer ist zu wenig Zeit. Immer.

Eines der Kinder erstand auf der Herfahrt in einer Tankstelle ein Magazin zum Thema „Zeit“ aus der Reihe GEOWissen. Wie Wissenschaftler das Phänomen Zeit sehen. Was Einstein sagt, natürlich. Wie unterschiedlich Kulturen Zeit empfinden. Über die Schnelligkeit der Zeit, oder ihre Langsamkeit.

Ich denke viel über Zeit nach in letzter Zeit. Besonders darüber, warum ich immer zu wenig habe. Warum meine Tage so übervoll sind. Warum ich abends dennoch nie das Gefühl habe, mein „Tagwerk“ geschafft zu haben. Warum sich die To-dos immer türmen türmen türmen – und mich fast erdrücken. Und wie ich mich daraus befreien kann. Bzw. ob überhaupt.

Entspannen ist nicht meine Stärke. Deine?

Wie oft habe ich in meinem Leben schon den Satz gehört „Wie schaffst du das nur alles!?“ ... Nach außen mag ich sicherlich die Macherin, die „Schafferin“ sein – für mich selbst bin ich es allerdings nie. Immer bleibt was liegen, irgendwas kommt immer zu kurz. Kaum hat man die eine Sache abgearbeitet (und damit meine ich jetzt nicht nur berufliche Arbeit, sondern jede Art von Alltagskram), schon kommen zwei neue Dinge dazu. Sisyphos? You bet.

Selbst im Urlaub, wo ich doch eigentlich loslassen möchte, lassen mich die To-dos nicht los: Ich wollte doch eigentlich jeden Morgen Yoga machen. Oder Pilates. Und die Zeitung in Ruhe und ganz lesen, nicht nur „Vermischtes“. Und den mitgeschleppten Bücherstapel. Ich wollte doch zur Ruhe kommen!!! – warum schaffe ich das nur einfach nicht?

Ich weiß, dass ich damit nicht allein bin. Vielen Menschen geht es so, vielleicht ja auch dir. Andere wiederum können ganz easy mal eine Pause machen und abschalten. Beneidenswert. Ich kann das leider erst, wenn ich alle „To-dos“ abgehakt habe. Was nur leider nie passiert.

Und so bleibt das ständige Gefühl, nicht fertig zu sein. Und auch nie fertig zu werden. Manchmal scheint es sogar sinnlos überhaupt irgendetwas zu tun, weil man ja ohnehin nie zu einem Ende kommt. So macht sich zwischen der ganzen Schafferei immer häufiger auch eine Lähmung breit, verbunden mit der Frage: „Wozu das alles?“

Natürlich ist all das zum Teil auch selbstgemacht und entspricht meiner eigenen Anspruchshaltung, meiner Wunschvorstellung an mein Leben. Wer sagt denn, dass ich im Urlaub Yoga machen muss? Oder Zeitung lesen. Oder Bücher. Oder überhaupt irgendetwas muss. Mein Leben. Meine Entscheidung.

Manchmal würde ich meinen Kopf gerne entrümpeln. All die Dinge und Pflichten und Projekte, die zu viel sind oder unnötig und mich nur belasten, rausschmeißen. Warum ist das nur so schwer?

Vielleicht wäre dann endlich mal mehr Zeit. Für was auch immer.

PS: Und natürlich weiß ich, dass ich auch dieses Posting nicht hätte schreiben müssen. Was ich aber wollte. Weil es mir ein Bedürfnis war. Wenn auch zugleich wiederum eine selbstauferlegte Pflicht. Das ewige Dilemma.

7520 12 50+ Lifestyle 25.08.2014   entspannung, loslassen, relaxen, zeit haben, zeit nehmen

12 Kommentare

Saranya
am Montag, 25. August 2014 um 12:59 Uhr

Ich habe für mich die Erfahrung gemacht:

Zeit fällt nicht vom Himmel. Sie will genommen werden,  aktiv einplant und passiv gelebt werden. Einfach sein. Irgendwann kommt auch die Entspannung. Bei mir hat das länger gedauert, als mir lieb war. Doch sie kam.

Thich Nath Hanh - ein Zen-Lehrer schrieb glaube ich:
“Mach endlich was, sitz einfach nur so rum.”

Als Antwort auf den Satz: “Mach endlich was, sitz nicht einfach so herum.”

PS: Man ist nie fertig. Genau deswegen will die Zeit genommen und gelebt werden.

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Edith N.
am Montag, 25. August 2014 um 13:18 Uhr

Kenne ich. Jetzt bin ich über 50 und hab immer noch einen “inneren Erziehungsberechtigten” im Kopf, der mir sagt, ich kann doch unmöglich hier rumsitzen und den Sonntag Vormittag vertrödeln, wenn Ablage und Wäsche noch zu machen sind, die Spülmaschine ausgeräumt werden muss, dies und das und jenes noch zu schreiben und zu organisieren sei und die Fenster dreckig sind.

Da mein Vater mit 88 auch nie Zeit hat und selbst dann noch hektisch rumwuselt, wenn ich bei ihm zu Besuch bin, hab ich das als genetischen Defekt verbucht und die Hoffnung auf Besserung aufgegeben.

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Danny Faak
am Montag, 25. August 2014 um 13:28 Uhr

Das hat mich mal geprägt was Arbeit & Zeit angeht:

‘Siehst Du, Momo’, sagte er, ‘es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man.’
Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:
‘Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem.
So darf man es nicht machen!’

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:
‘Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten.’
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
‘Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.’

Klar, Michale Ende und Momo :-)

Ich glaube man sollte sich selbst nicht so unter Druck setzen. Kein Joga geschafft? Okay, dann morgen halt Yoga machen, und wenn dann was anderes weg fällt ist es halt so.

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Andrea
am Montag, 25. August 2014 um 14:34 Uhr

Ich glaube, gerade im Urlaub kann man gut üben, sich von allem “Müssen” mal zu verabschieden. Dieses Mal ist es mir tatsächlich mal gelungen, die Joggingschuhe und auch die Schreibkladden unbenutzt wieder mit nach Hause zu bringen. Das tat so gut!
Ich glaube inzwischen auch, dass man eh nie fertig wird. Ich würde mir so gerne mal eine Woche nehmen, in der ich einzig und allein konzeptioniere und neue Projekte andenke. “Wenn ich mit den Aufträgen fertig bin”. Du ahnst es? Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Also muss ich was ändern. Aktiv. - Danke für deinen Beitrag, der mich noch mal nachdenken lässt.

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Annette
am Montag, 25. August 2014 um 14:39 Uhr

Ich kann Deine Gedanken 100% nachvollziehen, Susi. Und ich gestehe, ich bin gerne beschäftigt und meist nicht nur mit einer Sache, sondern mit mehreren gleichzeitig! Dann kommt eben auch dieser Satz “wie schaffst Du das nur alles!”
Ich bin gut organisiert und es fällt mir grundsätzlich leicht, mich um verschiedene Dinge zu kümmern und zu erledigen.

Allerdings erreiche ich momentan auch ein bisschen eine Grenze und hatte lange keinen Urlaub, das merkt man mir an. Mich wirklich zu entspannen, fällt mir dann schwer. Im Urlaub kann ich das wirklich, ich mache dann auch richtigen Erholungsurlaub auf dem Liegestuhl :-)

Genieß die Zeit!
LG
Annette | Lady of Style

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Bianca / Kleidungs-Stück
am Montag, 25. August 2014 um 15:01 Uhr

Liebe Susi,
ein schöner Post, ich musste mehrmals schmunzeln und fühlte mich auch ertappt. Ja, auch ich gehöre zu den Aktiven, den Macherinnen, Planerinnen, zu denen, deren Tag gern ein paar Stunden mehr haben könnten. Und auch ich habe eigentlich nie das Gefühl, richtig fertig zu sein. Aber weißt du was? Ich bin mit einem Gegenteil verheiratet. Und dieses ewig Entspannte, Ruhige, Gelassene, In sich Ruhende… phhhfff: LANGWEILIG! Es sind zwei Seiten der Medaille: wir empfinden den Stress, okay, das ist blöd. Aber wir sind die Charismatischen, die Anziehenden, die Lebensfrohen, die Mitreißenden. Bilde ich mir zumindest ein.
So, nun schnelle Grüße, ich hab’ schließlich keine Zeit;-)
Bianca

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Birgit M.
am Montag, 25. August 2014 um 17:18 Uhr

Liebe Susanne,

Ich kenne das auch zu gut und übe mich seid Jahren darin Dinge -Sein- lassen-zu- dürfen. Mir helfen dabei die Fragen: Was treibt mich an? Was mag ich so richtig gerne, was/wer tut mir gut und schenkt mir Zufriedenheit und dadurch auch Ent-Spannung!? Tipp: denk mal darüber nach, was du als Kind total gerne gemacht hast und wo du ganz entspannt warst- ganz bei dir warst und die Zeit vergessen konntest!
Ich selbst habe nach der Beschäftigung mit dieser Frage wieder neu entdeckt, wie gern ich in der Natur bin und dort innerlich zur Ruhe komme und entspanne!
Und das Leben, den Kopf “entrümpeln”, finde ich auch immer wieder hilfreich…
Ich wünsche Dir schöne Urlaubstage und das tolle Gefühl, einfach-Sein-zu-dürfen und nichts zu müssen!
LG, Birgit

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limone
am Montag, 25. August 2014 um 19:08 Uhr

ist die erkenntnis, dass man nie alles auf der liste abgehakt haben wird, der schlüssel zur entspannung? mich erinnert das an gewisse facebook-spiele (die farm z. b.), die davon leben, dass man nie fertig wird, dass einer challenge gleich die nächste folgt - da lernt man dann irgendwann, aufgaben einfach an sich vorbeiziehen zu lassen und zu akzeptieren, dass es ein “fertig” nicht gibt. ich bewundere immer leute, die so viele bälle gleichzeitig in der luft halten, danke für den blick hinter die kulissen. ich denke, wenn du das abschalten wirklich brauchst, kannst du es auch. vielleicht brauchst du die action? aber es geht entspannter, wenn man einfach akzeptiert, dass man nie fertig sein wird. irgendwas ist immer, das gehört zum leben. wenn irgendwann nichts mehr zu erledigen ist, sollte man sich sorgen machen. ;-) aber es kann nicht schaden, ab und zu das tempo rauszunehmen oder wie ein kind einfach mal vor sich hin zu machen, nur aus spaß an der freud.

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Janne Partikel
am Dienstag, 26. August 2014 um 10:20 Uhr

Liebe Susanne, das geht uns doch allen so. Und es gibt ja auch Jahre im Leben einer Frau, da geht es nicht anders. Wenn die Kinder klein sind, der Beruf geliebt ist und frau darauf besteht, dass es außer Kindern, Küche, Karriere auch noch Auszeiten mit Freundinnen und ein bisschen Sport geben muss. Meine Güte, ich bin oft in den Keller gegangen in diesen Jahren, weil ich nicht wusste, ob ich die Wäsche tatsächlich aufgehängt oder nur daran gedacht habe, es zu tun. Weil ich ein Telefon am Ohr hatte, während ich kochte und ein Kleinkind dabei auf meinen Füßen saß, das jedes Mal quengelte, wenn ich einen Schritt zur Seite gemacht habe. Aber das brauche ich jetzt zum Glück nicht mehr, denn die Kinder sind größer. Und ich habe daher viel Zeit. Finde ich. Und die nutze ich jetzt auch mal viel für mich. Ich meditiere, ich döse, ich mache Yoga und bin für den erweiterten Kreis meiner Nächsten da. Zu anderen Dingen sage ich auch mal und immer öfter Nein. Das hilft…

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Astrid
am Dienstag, 26. August 2014 um 10:41 Uhr

Liebe Susi,

ich war gerade für zwei Wochen in Malawi und kann dir nur sagen: Die Menschen dort sind total entschleunigt. Das liegt natürlich vor allem daran, dass die Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben, sehr begrenzt sind. Kein Kino, keine Restaurants, keine Zeitschriften, keine Vereine, keine 50 Veranstaltungen an einem einzigen Wochenende. Ich habe das Gefühl, dass man bei uns immer damit beschäftigt ist Schritt zu halten, damit man “in” ist und bleibt und keinen Trend verpasst. Das kostet Zeit und Kraft. Manchmal ist weniger halt mehr.

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Tanja H. Finke-Schürmann
am Dienstag, 26. August 2014 um 14:15 Uhr

Liebe Susi,

das ist ein Thema für viele. Aber besonders für diejenigen, die neugierig sind, sich für viele verschiedene Dinge interessieren und ständig Ideen haben und viele Dinge tun und ausprobieren möchten. Es gibt Menschen, die besser mit ihrer Zeit auskommen. Nicht, weil sie besser organisiert sind, sondern weil sie sich aus dem Riesenangebot an möglichen Aufgaben und Aktivitäten so viel aussuchen, dass es passt. Das ist für mich leider keine Option, weil ich immer noch mehr will. Oder weil ihnen der Zugang zu all diesen Möglichkeiten aus irgendwelchen Gründen versperrt ist. Das ist für mich glücklicherweise nicht der Fall. Also ist das für mich immer schon Thema gewesen, wie ich die 24 h pro Tag verwende. Im Moment allerdings denke ich darüber wieder mehr nach und ich finde langsam heraus, wie es für mich persönlich einfacher ist. 1) Wenn ich mir hin und wieder einen Moment Zeit nehme, um zu spüren, was mir gerade für die nächste Zeit am Wichtigsten ist. Dann kann ich im Notfall schneller und kurzfristig Prioritäten setzen und habe nicht das Gefühl, Dinge wegzulassen, sondern den Fokus auf etwas zu legen. 2)Mich auf das konzentrieren, was ich gerade tue. In der Gegenwart leben. Sonst habe ich am Ende nur Listen abgearbeitet, die nicht kürzer werden. Beim Tun möchte ich auch leben. Ohne zu große Anspannung. Und nicht hektisch dabei die nächsten drei Stationen planen.
3)Mir ab und zu die Frage stellen, warum ich etwas möchte und ob ich das nicht vielleicht weglassen kann.
4)Ganz wichtig für mich im Moment: wiederkehrende Alltagsaufgaben möglichst automatisieren und in regelmäßige Abläufe verpacken. Ich lerne gerade, dass die flexible Zeit für den Rest dann wertvoller ist.
5) Dinge, die mir wirklich wichtig sind, einfach machen. Die To-Do-Listen werden sowieso nicht kürzer.
6)Nicht so viel mit sich selbst schimpfen :-) Nicht auf die endlosen unerledigten Listen schauen, sondern auf das, was läuft und was entsteht und auf angenehm verbrachte Zeit schauen. Was hast Du z.B. im Urlaub Wunderschönes gemacht, so dass Du gar keine Lust hattest, die mitgebrachten Bücher zu lesen? Vielleicht brauchtest Du einfach kein Yoga im Urlaub.

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Patricia
am Dienstag, 26. August 2014 um 14:50 Uhr

Ich bin entspannter, seitdem ich irgendwo gelesen habe, wenn man 80 Prozent seiner To-Do-Liste abgearbeitet hat, ist das ein voller Erfolg. 60 Prozent sind schon super.

Es beruhigt, zu wissen, dass es anderen ähnlich ergeht.

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