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Frauen ab 40: Das Montagsinterview mit Silke R. Plagge.

Silke R. Plagge ist ein paar Jährchen jünger als ich und stammt vom anderen anderen Ende der Republik – und doch ähneln sich unsere Biographien erstaunlich: Als Jugendliche hat sie wie ich ein Jahr als Austauschschülerin in den USA verbracht, als Teenie haben wir gemeinsam mit einer wenig modekonformen Figur gekämpft und als Erwachsene immer mit den paar Kilos zu viel auf den Rippen. Und dann teilen wir natürlich die Liebe zum Schreiben und zur Sprache! (Und die zum Label Boden! ;-))

Bereits als Schülerin gründete Silke eine Zeitung – und wusste ab da: Das will ich zu meinem Beruf machen! Nach einem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften startete sie erst in einer PR-Agentur in Düsseldorf, allein: „Mir fehlte das Meer – ohnehin wollte ich lieber journalistisch schreiben“, und so zog sie nach Hamburg, wo Silke bis heute mit ihren zwei Kindern lebt und arbeitet. In Hamburg absolvierte sie eine Journalistenschule (lustigerweise zusammen mit der wunderbaren Christine Finke, die auch schon bei mir im Interview war ... wie klein diese Interwelt doch ist!), arbeitete im Anschluss bei einer Frauenzeitschrift und machte sich mit der Familiengründung selbstständig (noch eine Parallele!). Übers Mutterwerden hat sie auch einen Ratgeber veröffentlicht: „Mami to go“, der bei Gräfe & Unzer mittlerweile in der 4. Auflage erschienen ist … Daneben schreibt sie heute für die diverse Print- und Online-Medien und seit kurzem mit zwei Freundinnen auch ein Blog für Frauen ab 40. :-)

Silke R. Plagge, Journalistin und Redakteurin.

Silke R. Plagge, 45. (Foto: Isadora Tast)

Und heute ist sie hier, bei mir … ich freue mich, liebe Silke!

Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?

Ich war früher eher unsicher, was mir steht.. Vor allem aber war es immer schwierig, Kleidung zu finden, die zu mir und meiner Figur passte. Die Karottenhosen der 80er und „angeshoppte“ Blusen mit Gürtel waren beispielsweise so gar nicht glücklich für jemanden mit viel Oberweite und eher nicht sooo langen Beinen. Auch in den 90er Jahren war die Mode nicht unbedingt optimal für mich – so bevorzugte ich Jeans, schwarze Oberteile. Das gewagteste Teil war eine schwarze Lederhose. Ausgefallene Schuhe mochte und mag ich bis heute gern. Lieber wenige, dafür aber gute. Das gilt auch sonst für meine Garderobe. Vor allem weiß ich heute viel besser einzuschätzen, was mir steht und was ich mag.

Welche Stilrichtung bevorzugst du? Und wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert?

Schwarz und blau sind meine Farben. Jeans und schwarzes Shirt sind etwas, dass ich praktisch immer anhabe. Mal eher mit einer Bluse kombiniert, mal mit einem Blazer oder langer Jacke. Kleider und Röcke habe ich erst in den letzten Jahren wirklich für mich entdeckt. Halstücher trage ich auch gern.

Bezaubernd: Im Abendkleid für den "Prom"! (1986)

Klamotten zu finden, die wirklich passen war oft eine ziemliche Herausforderung. Mit 16 bin ich beim Einkaufsbummel mit meiner US-Gastmutter – wir waren auf der Suche nach einem Abendkleid für den Highschool-Abschlussball – in Tränen ausgebrochen. Denn wegen der Oberweite mussten die Kleider oben Größe 44 haben. Und das waren alles solche Zelte! Die Idee meiner Gastmutter: Eine Schneider fertigte extra ein Kleid für mich an. Oben eben in Größe 44, unten Größe 38 Ich fand mich an diesem Abend auf dem „Prom“ wirklich schön. Mittlerweile finde ich Mode, die zum mir passt, besonders gern im Katalog von Boden. Oder im Urlaub in Schweden.

Hast du ein Lieblingskleidungsstück?

Ich habe zwei Lieblingsteile. Ein schwarzes Jerseykleid in Wickeloptik von Boden. Ein treuer Begleiter, kann sowohl leger als auch wirklich schick aussehen. Das Kleid hätte ich gern noch einmal. Ich fühle mich darin wirklich wohl. Egal ob auf Party oder auf der Buchmesse.

Im Lieblingsmantel vom Label "Jackpot" (2001)

Das andere Lieblingsstück habe ich in Kopenhagen erstanden. Ein Mantel vom Label Jackpot. Es gab auch noch einen passenden Rollkragenpullover aus ganz weicher Schurwolle in einem ganz interessantem warmen Orange. Der Mantel dürfte so in etwa die teuerste Klamotte sein, die ich je erstanden habe. Aber damals war festangestellte Redakteurin, das BaföG-Darlehen endlich abbezahlt. Das passte. Der Mantel ist nun fast 14 Jahre alt aber immer noch zeitlos schön. Gerade im Herbst liebe ich die Farbe sehr!

Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?

Da hat sich eigentlich nicht viel verändert. Ich bin vielleicht mir selbst gegenüber nicht mehr ganz so kritisch und weiß Vorzüge zu schätzen. Schönheit hat für mich weniger mit dem Alter, mehr mit der Ausstrahlung zu tun.

Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?


Hm. Ich nutze vor allem Wasser. Wenig Seife, da reagiere ich allergisch. Als Jugendliche hatte ich sehr starke Akne, ich achte auch heute sehr auf meine Haut, nutze selten Make-up. Tages- und Nachtcreme habe ich aber schon. Die Mischhaut ist immer noch da und mittlerweile mag ich sie. Darum wird sie auch gepflegt.

Silke auf der Buchmesse

Im Lieblingskleid auf der Buchmesse (2014)

Du bist auf Reisen und hast deine Waschbeutel vergessen. Zahnpasta und Seife gibt es im Hotel. Auf welche drei (Kosmetik-)Produkte kannst du keinesfalls verzichten und kaufst sie sofort ein?

Deo, Tagespflegecreme, Mascara.

Würdest du dich für die Schönheit unters Messer legen? Oder Botox, Filler etc. nutzen?

Botox – eher nicht. Sollte die Nasolabial-Falte irgendwann so ausgeprägt sein, wie bei der Bundeskanzlerin, dann kann ich nicht ausschließen, dass mich Filler reizen könnten. Aber nur theoretisch. Unters Messer? Nur dann, wenn es eine medizinische Indikation gäbe. Ich hätte viel zu viel Angst und denke, dass ich dann doch lieber in Würde altere.

Hast du ein Schönheitsgeheimnis?

Viel Schlaf, genug trinken, ausgewogen essen und viel Lachen – das ist die beste Schönheitskur. Müsste mal wieder so eine Kur einlegen ...

Was ist für dich die größte Herausforderung am Älterwerden? Und die schönste Überraschung?

Ich merke mit Mitte 40, dass ich mich mehr bewegen muss und Kummerkilos noch schneller auf der Hüfte landen. Dagegen hilft sicher wieder mehr Glück und Lachen. Da bin ich zuversichtlich. Dass ich ernsthaft aber jetzt eine Lesebrille brauche, kann ich selbst kaum glauben.

Lady in Black! (1997)

Wenn ich bedenke, wie unglücklich ich einst über meine Haut war, dann kann ich sagen, dass ich heute zufrieden damit bin und erst wenig Falten bemerke. Als ich als verpickelte 14-Jährige bei der Kosmetikerin war sagte die zu mir: „So eine Haut bleibt lange frisch, da kannst du dich später freuen.“ Sie hatte recht. Ich habe immer gedacht, dass ich relativ früh graue Haare bekomme, aber merkwürdigerweise werden meine Haare gerade immer dunkler. In der dunklen Jahreszeit bekomme ich da jährlich einen Strähnenrappel und lasse da ein wenig vom Frisör nachhelfen.

Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?

"Wer ins kalte Wasser springt, taucht ins Meer der Möglichkeiten."

Danke für deine Antworten, liebe Silke! Und für dein wunderbares Mantra ... das müsste man sich glatt ausdrucken und aufhängen!

***

Mehr spannende Interviews mit spannenden Frauen jenseits der 40 gibt es übrigens hinter diesem Klick.

5 Kommentare

christine.finke
am Montag, 09. November 2015 um 09:04 Uhr

Oh, wie schön! Gerne gelesen, und ja, die Welt ist manchmal klein! :)

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Anke | Wohlfühlglück
am Dienstag, 10. November 2015 um 09:17 Uhr

Sehr interessant, wie immer! Vielen Dank euch beiden. Ich kann bestens verstehen, dass es Silke von Düsseldorf zurück Richtung Meer gezogen hat. Das würde mir auch fehlen. Ich liebe die Nähe zum Meer.
Liebe Grüße Anke

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Susi
am Dienstag, 10. November 2015 um 10:32 Uhr
Liebe Anke, ich glaube, du hast nur die oberen Hälfte lesen können ... ich hatte gestern noch eine kleine Korrektur und habe dabei wohl einen Teil weggelöscht! ;-PPP Jetzt ist alles da ...

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Valérie von Life40up!
am Dienstag, 10. November 2015 um 10:51 Uhr

Ach Mensch, die Silke! Wir versuchen ja schon seit Langem, uns mal persönlich zu treffen, aber Esther war schneller ;-)
Nächstes Mal in Hamburg klappts bestimmt. Versprochen! ;-)

Liebste Grüße,
Valérie

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Nessa
am Dienstag, 10. November 2015 um 12:00 Uhr

Tolles Mantra, ja, finde ich auch. Zergeht auf der Zunge…und ich finde ja diesen Moment des Eintauchens einen der allerköstlichsten, die es gibt! Dank dafür!

Nessa

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