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Frauen ab 40: Das Montagsinterview mit Dorothee Köhler.

Es gibt Frauen, die behalten ihr Leben lang ihre mädchenhafte Ausstrahlung. Meine Kollegin Dorothee Köhler mit ihren beneidenswerten Locken, ihrer zierlichen Figur, ihrem strahlenden Lächeln ist eine davon. Hätte ich ihr Alter nicht gekannt – ich hätte nie gewagt, sie in Sachen Montagsinterviews anzusprechen ...

Drei Leidenschaften prägen Dorothees Leben: Die Liebe zu Buchstaben, die sie als Texterin und Ghostwriterin zu ihrem Beruf gemacht hat. Die Liebe zur Musik, die sie fast zu ihrem Beruf gemacht hätte – und immer noch ein ganz wesentlicher Bestandteil ihres Lebens ist. Und die Liebe zur Bewegung, die sie jedes Wochenende hinaus in die Natur, in die Berge zum Wandern treibt. Gemeinsam mit einer Kollegin hat sie ihren Bewegungsdrang kürzlich in ein berufliches Projekt umgemünzt. wandernundschreiben.de verbindet genau dieses: Wandern und Schreiben. Genial!

Dorothee Köhler, 46.

„Ich will Ehrlichkeit, Offenheit, Eingeständnisse, Intensität, hinter die Fassade schauen – keine flachen, seichten Begegnungen mit Menschen“, sagt Dorothee auf die Frage danach, was ihr wichtig ist. „Und ich will die nächsten 20 Jahre nicht mehr so ausgiebig am Schreibtisch sitzen wie in den letzten 20 Jahren.“ Nun, da sind die ersten Schritte – im wahrsten Sinne des Wortes – ja getan.

Und Mode und Schönheit? Lies selbst, was Dorothee dazu sagt ...

Wie würdest du deine Einstellung zu Mode bezeichnen oder beschreiben? Hat sie sich im Laufe deines Lebens verändert?

Ganz ehrlich: Mode ist ein Thema, das mich immer noch oft stresst. Zwar nicht mehr so sehr wie früher, als ich noch ein Teenager war, und grundsätzlich dachte: Ich muss dieses oder jenes unbedingt anziehen, damit ich von anderen akzeptiert werde. Aber trotzdem kann ich damit nicht so entspannt und locker umgehen, wie ich das gerne hätte. Ich wünsche mir mehr Gespür für das, was mir steht, jenseits irgendwelcher Trends, und bewundere Frauen, die die unscheinbarsten Kleidungsstücke in der letzten Ladenecke ausfindig machen, sie anziehen und aussehen wie ein Filmstar. Diese Gabe besitze ich in meinen Augen nicht. Kann man das irgendwo lernen?

Brille mit Frau. (1989)

Welche Stilrichtung bevorzugst du? Wie hat sich dein Geschmack im Laufe deines Lebens verändert – und warum?

Lässig-elegant daherkommen – das wäre was. Das wollte ich schon immer. In meinem Kopf habe ich eine bestimmte Vorstellung davon, wie das aussehen könnte und welche Kleidungsstücke dafür geeignet wären. Stehe ich dann im Laden, verzweifle ich auch schon. Viel zu viele Sachen! Wie sehen die bloß aus? Und was sind das für unmögliche Schnitte? Fledermausärmel! Röhrenhosen! Die konnte ich doch schon mit 14 nicht leiden! Wieso sind die jetzt alle wieder da? Und gibt’s keine anderen Farben außer Lila und Rosa?

Finde ich dann doch etwas, das meiner Vorstellung von lässig-elegant entspricht, folgt der nächste Verzweiflungsanfall: Es steht mir einfach nicht. Ich will aber, dass es mir steht! So ein Hemdblusenkleid, zum Beispiel. Aber ich kann machen, was ich will, es sieht an mir einfach immer aus wie ein Oma-Kittel, selbst wenn ich mich auf den Kopf stelle.

Dass es viele Sachen, die mir gefallen, nicht in meiner kleinen Größe gibt, verdrießt mich dann als nächstes. Stiefel sind so ein Thema. So gerne hätte ich ein Paar Stiefel, deren Schäfte an meine (sehr dünnen) Waden passen! Neulich habe ich mir sogar von einem Spezialversand Stiefel mit der maßgeschneiderten Schaftweite bestellt. Die Schäfte passten prima. Dafür legte sich das Leder in der Knöchelregion in unzählige Falten, weil die Hersteller die Stiefel dort offensichtlich in der Standardweite belassen und nur das obere Ende des Schaftes angepasst hatten. Ich glaube, ich werde das Thema Stiefel endgültig begraben müssen.

Süße 16. :-) (1984)

Wie auch immer: Zielgerichtetes Shoppen („Ich will ein Kleid! Jetzt!“) stresst mich. Stehe ich in einem Laden voller Kleider, vergesse ich innerhalb von zwanzig Minuten, was ich wollte, was mir gefällt und was mir steht. Die verschiedenen Eindrücke sind einfach zu intensiv. Der Unterschied zu früher ist, dass ich heute rechtzeitig die Flucht ergreife. Rechtzeitig heißt, bevor ich Dinge gekauft habe, die ich dann nie mehr anziehe. Angenehme Nebenwirkung: Der Inhalt meines Kleiderschranks ist sehr übersichtlich.

Grundsätzlich bevorzuge ich eher sportliche Kleidung, trage meistens Jeans und Shirts, kombiniert mit (Strick-)Jacken, dazu flache, sportliche Schuhe oder Stiefeletten. Ich liebe aber auch Marlene-Hosen, und Röcke sowieso. Im Sommer trage ich sehr oft Röcke, im Winter eher nicht, weil ich dazu Strumpfhosen tragen muss, in denen ich mich schnell eingezwängt fühle. Figurnahe Schnitte sind mir aber immer sehr wichtig, ich mag es, wenn ich Kleidung eng an meinem Körper spüre.

Hattest du modische Vorbilder? Personen oder Persönlichkeiten, die deinen Stil geprägt haben – oder eine modische Ära?

Ich denke an drei Kolleginnen, die eine wunderbare, faszinierende Ausstrahlung haben. Sie schaffen es, mit ihrer Kleidung die eigene Persönlichkeit besonders gut zum Leuchten zu bringen. Sie spielen mit Farben, Schnitten, Stilen und wissen einfach immer, was ihnen steht. Wer das kann, ist stilsicher und unabhängig von jeder modischen Ära. Dafür bewundere ich diese Frauen! Weil es mir aber gar nichts nützen würde, den Stil anderer einfach zu kopieren – schließlich sehe ich ganz anders aus, habe eine ganz andere Figur, ganz andere Ausstrahlung –, kann ich jetzt nicht sagen, dass ich konkrete modische Vorbilder habe.

Der Vamp. ;-) (1992)

Ansonsten staune ich immer auch ein bisschen darüber, wie stark mein modisches Empfinden Gewöhnungssache ist. Als Teenager hatte ich etliche bunte Baumwoll-Chinos in leicht karottiger Form, Hosenbeine auf 7/8-Länge hochgekrempelt. Als die neulich wieder in Mode kamen, war ich hell entsetzt. Niemals würde ich diese Dinger wieder anziehen, niemals! Inzwischen fühle ich mich von den vielen Chinos auf den Straßen und in den Läden völlig zermürbt und liebäugele schon wieder damit. Unglaublich!

Hast oder hattest du ein Lieblingskleidungsstück?

Mein rotes Schottenjäckchen – das liebe ich sehr! Es kommt meiner Vorstellung von lässig-elegant schon ziemlich nahe. Wobei es auch ein typisches Beispiel für mein Shopping-Dilemma ist: Es hing da an dem Kleiderständer und ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es mir stehen könnte. Außerdem ist kariert doch spießig! Zum Glück bestand mein Begleiter darauf, dass ich reinschlüpfe, und siehe da: perfekt. Ich fühle mich darin in allen Lebenslagen gut und angemessen angezogen. Jeans passen super dazu, meine roten Turnschuhe auch.

Überhaupt Rot: Das ist definitiv meine Farbe. Rot ist Energie, ist Lebensfreude, ist Aktion. Deswegen taucht diese Farbe sehr oft in meinem Kleider- und Schuhschrank auf.

Das Lieblings-Schottenjäckchen! (2012)

Zum Thema Lieblingsklamotten fallen mir auch noch meine Outdoor-Sachen ein. Ich liebe meine Wanderhosen, und wenn ich die Bergstiefel anziehen darf, bin ich sowieso glücklich! Es gibt wunderschöne Funktionsbekleidung, ganz jenseits der karierten Hemden und beigen Zip-off-Hosen. Komischerweise habe ich bei Outdoor-Sachen nie ein Stilproblem und weiß auch immer, was ich will. Vielleicht ist es deshalb auch nur folgerichtig, dass ich in den letzten drei Jahren mein Klamotten-Budget zum weitaus größten Teil bei den Outdoor-Ausrüstern gelassen habe.

Wie hat sich deine Einstellung zu Schönheit und Aussehen in den letzten Jahren verändert? Inwieweit hat das Älterwerden damit zu tun?

Ich sah lange sehr viel jünger aus, als ich war, auch heute noch werde ich oft jünger geschätzt. Das gefällt mir, keine Frage. Aber ich mag auch meine Falten. Fast alle. Dennoch gib es welche, die bräuchte ich definitiv nicht, und die Vorstellung, dass die nicht weniger werden, macht mich hin und wieder auch unfroh. Aber ich weiß auch, dass das im Grunde Zeitverschwendung ist.

Wenn ich in andere Gesichter schaue, ist es mir völlig egal, ob darin Falten sind oder nicht. Im Gegenteil: Wenn ich alte Bilder meines Liebsten sehe, auf denen er noch keine Falten hatte, dann denke ich immer: Wie gut, dass ich ihn erst kennengelernt habe, als er Falten hatte – so gefällt er mir viel besser. Es ist der Ausdruck, die Energie eines Menschen, auf die es ankommt und die ihn attraktiv machen. Dass ich Falten einmal anziehend finden würde, hätte ich als 20-Jährige sicherlich nicht geglaubt – insofern hat diese Haltung natürlich ganz direkt etwas mit meinem eigenen Älterwerden zu tun. Im Angesicht meines eigenen Alterns kann ich auch das alternde Äußere anderer Menschen als schön empfinden.

Zur Kosmetik: Bist du eher der Wasser-und-Seife-Typ oder glaubst du an die Möglichkeiten moderner Produkte?

Wasser und Seife wäre mir ein bisschen wenig, aber High-Tech-Kosmetik sucht man bei mir auch vergebens. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Geldmacherei ist. Keine Creme kann das ins Gesicht zaubern, was der eigene Lebenswandel nicht hergibt. Ich benutze keine speziellen Reinigungspräparate fürs Gesicht, da reicht mir tatsächlich Wasser – es sei denn, ich habe Make-up oder Wimperntusche benutzt, dann nehme ich Mandelöl.

Glücklich! (1989)

Wichtig ist mir eine gut verträgliche Gesichtscreme (zum Beispiel von Weleda), Körperlotion und Handcreme (zum Beispiel von L'Occitane). Bis ich übrigens das passende Shampoo für meine störrischen Haare (Glanz-Shampoo Bio-Orange & Coco plus Glanz-Haarspülung Bio-Birkenblatt-Extrakt, beides von Sante) gefunden hatte, musste ich tatsächlich 43 Jahre alt werden. Was mache ich bloß, wenn das mal vom Markt genommen wird?

Du bist auf Reisen und hast deinen Waschbeutel vergessen. Welche drei (Kosmetik-)Produkte kaufst du sofort?

Ohne Handcreme und Fettstift für die Lippen geht gar nichts. Deshalb schnell zu DM und das entsprechende Alverde-Regal leergeräumt. Und dann 'rüber zu Weleda für die Gesichtscreme.

Hast du ein Schönheitsgeheimnis?

Viel schlafen und Berge hochsteigen. Gut essen. Auch Schokolade. Immerzu küssen. Keinesfalls rauchen, Alkohol nur in Maßen und in die Sonne nur mit Lichtschutzfaktor 30–50!

Ganz oben! (2013)

Gibt es ein Mantra, das dich durch dein Leben begleitet?

Ich sag ja immer in ermahnendem Tonfall und mit hochgezogenen Augenbrauen: „Wir sind nicht zum Spaß unterwegs!“ – meine aber natürlich genau das Gegenteil. :-)

Liebe Dorothee, danke für deine Antworten! Und weißt du was: Beim Wandern und Schreiben möchte ich tatsächlich gerne mal dabei sein!

***

Mehr spannende Interview mit spannenden Frauen jenseits der 40 gibt es übrigens hinter diesem Klick!

9 Kommentare

Birgit
am Montag, 05. Mai 2014 um 10:43 Uhr

Es ist immer wieder schön, neue Facetten an lieben und kompetenten Menschen zu entdecken. Vor allem die Metamorphose von den süßen 16 zum Vamp - faszinierend. Und das Mantra, ja, so isses:-)

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Jutta
am Montag, 05. Mai 2014 um 13:40 Uhr

Hach, schön! Und was für Wahnsinns-Fotos! (Vor allem “Glücklich”!!)
Dorothee: Ich empfehle Stiefel mit dicken Woll-Kniestrümpfen drin. :-) Und ich bin dafür, dass wir mal zusammen in Monnem shoppen gehen. Das Problem “Vor der Vielfalt stehen und nicht wissen, was”, das kenne ich eher umgekehrt… Da würde ich Dir allzu gerne mal assistieren. ;-*

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Martina
am Montag, 05. Mai 2014 um 16:33 Uhr

Mensch Dorothee - dafür, dass Du mit Mode nicht so viel anfangen kannst, siehst Du ziemlich toll aus! ;-) Bei den faltigen, zu weiten Stiefeln musste ich lachen: Du musst wohl mal in Spanien oder Italien schauen, wo die Waden dünner sind als hier im LAnd der Weitschaftstiefel. Gib’s nicht auf, die Suche, es kommt der perfekte Stiefel auf einem weißen Schimmel dahergeritten, oder fällt vom Baum, und er wird passen! ;-)

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Michaela
am Dienstag, 06. Mai 2014 um 11:06 Uhr

Ohhhhhhhhhhhhhhhhhhhh - und ich hatte das große Glück schon schreibend wandern zu dürfen (oder war es “wandernd schreiben”? ;-)) - egal, es war total großartig!!! und eine der erstaunlichsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe (während Mini-Regenschauer in Notizbuch unter dem Jackenkragen kritzelnd inklusive *g*

Ansonsten denke ich ja, dass das “Vamp”-Bild maximal eine 13jährige zeigt (allerdings eine sehr hübsche und aussdrucksstarke 13jährige! ;-))) - das ist doch garantiert bearbeitet! ;-)

Ansonsten sind die Bilder unglaublich aussagekräftig, der Text dazu ausgesprochen aufschlussreich ... - und doch ist das Gesamtpaket Dorothee nochmal eine Klasse für sich!

Wer also Gelegenheit zum literarisch “betreuten Wandern” hat: Unbedingt ergreifen!

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Dorothee
am Mittwoch, 07. Mai 2014 um 16:09 Uhr

Ihr Lieben, Ihr seid hinreißend! Alle!

@Jutta: Wollstrümpfe im Stiefel habe ich auch viele Jahre getragen, aber irgendwann mal will ich auch enganliegende Stiefel, menno. Hoffentlich hat Martina Recht, und die kommen irgendwann tatsächlich vom Himmel geflogen. :-)

@Michaela: Danke noch mal für das schöne Feedback, Du bist spitze! ?

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Farbenfreundin
am Donnerstag, 08. Mai 2014 um 00:16 Uhr

Like it.
Wunderbar, wie unterschiedlich die Biografien sind. Und wie toll sich jede Frau ihren Weg sucht und das Leben gestaltet.
Danke für die schönen Berichte!

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Sabine
am Donnerstag, 08. Mai 2014 um 12:50 Uhr

Wie toll, hier von so vielen unterschiedlichen Frauen zu lesen - auch von einer, die mein modisches Dilemma (“weiß nicht, was mir steht; einkaufen nervt; Auswahl macht mich ganz fertig”) teilt! Ein wunderschönes Interview mit wunderschönen Fotos. Danke dafür!

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Nessa Altura
am Sonntag, 11. Mai 2014 um 20:02 Uhr

Was für schöne Bilder! Immer wieder anders und immer wieder Dorothee! Supergut ausgewählt! Heidelinde Koelbl könnte es nicht besser…
Nessa

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Maria
am Dienstag, 29. Juli 2014 um 20:03 Uhr

Hallo Silke,sind wieder wbohhelalten aus Spanien zurfcck.Leider haben wir ffcr den 14.10. schon die Kastanienwanderung in Niederwfcrzbach zugesagt. Leider.LGHelga

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