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Das Mathilden-Hamam im München. Oder: Wie ich lernte die Entspannung zu lieben.

Entspannen ist nicht unbedingt meine Stärke. Während andere Frauen bei der Aussicht auf Spa-Behandlungen oder gar einem Wellness-Wochenende ins Juchzen kommen, werde ich eher ... nervös. Vermeintlich relaxtes Rumliegen halte ich höchstens eine Stunde aus, die Vorstellung, stunden- gar tagelang nichts tun zu sollen, erfüllt mich Unruhe. Sobald Entspannung angesagt ist, bin ich erst recht angespannt. Druck erzeugt schließlich auch Gegendruck, ne? ;-)

Und dann kam die Einladung von momondo: Ob ich in München im Rahmen von momondo experiences nicht mal was ganz besonderes unternehmen und erleben wollen würde? Ein kleines Alltagsabenteuer: eine Ferrarifahrt etwa, ein Hubschrauber-Rundflug oder vielleicht mit einem Heißluftballon ...?

Pah, wenn schon Nervenkitzel, dann aber richtig: Ich ging aufs Ganze, und entschied mich auf Empfehlung einer Kollegin für das umfangreichste Entspannungspaket im Münchner Mathilden-Hamam. Bäm! Als dann der Gutschein samt Flyer und Programm kam, wurden mir die Konsequenzen erst richtig bewusst: 3,5 bis 4 Stunden Entspannung pur! Mit diversen Massagen, Dampfbehandlungen und exzessiven Rumliegen im Relax-Bereich. Ich spürte, wie mein Blutdruck stieg ...

Nein, ich habe den Aufenthalt nicht gleich wieder gecancelt.

Sondern mich am Freitagmorgen nach München aufgemacht. Mit dem Auto, durchs Innenstadt-Gewühl. Das gab noch mal extra Blutdruck, für so eine Landpomeranze wie mich.

Doch kaum hatte ich das Hamam betreten, überfiel mich eine seltsame Ruhe. Lag’s am wunderbaren Rosenduft? Lag’s an der orientalischen Anmutung? Lag’s am leckeren Tee, den man mir zu Begrüßung kredenzte? Ich weiß es nicht.

Nach einer kurzen Einweisung wurde ich auch schon von Somya abgeholt: Sie sollte mich in den nächsten 3,5 bis 4 Stunden durch die einzelnen Behandlungen begleiten. Als erstes überreichte sie mir das Pestemal, das traditionelle karierte Baumwolltuch, das man im Hamam trägt. Denn anders als in der Sauna geht man im Hamam nicht nackt. Auch bei den Anwendungen werden Busen und Genitalbereich bedeckt.

Zum Warmwerden – im wahrsten Sinne des Wortes – ging es als erstes ins Hamam. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und einer Raumtemperatur von 40 bis 50 Grad durfte ich erstmal eine Runde auf dem (hamam-typischen) heißen Stein entspannen (sic!), bevor es dann mit einer Kopf- und Fußmassage losging. Nun bin ich als Entspannungsphobikerin natürlich auch mit Massagen nicht sonderlich bewandert ... ich kann mich eigentlich nur an eine einzige Massage vor ein paar Jahren erinnern, bei der mein Körper, nunja, eher sanft durchgestreichelt wurde.

Türkische Massagen sind anders.

Schon bei der Einweisung wurde ich quasi „vorgewarnt“: Türkische Massagen seien härter als andere Massagen. Und ich kann dies bestätigen: Ich wurde durchgewalkt bis an die Schmerzgrenze. „An“ wohlgemerkt – nicht darüber. Bescheid geben, wenn es aber tatsächlich zu viel wird, ist natürlich ausdrücklich erwünscht! Andererseits wusste ich mich bei Somya, einer erfahrenen medizinischen Masseurin, in den besten Händen. Und hab sie einfach machen lassen.

Und so wurde ich gefühlt stundenlang durchgeknetet: Nach der Kopf- und Fußmassage folgte die Seifenmassage (der Hammer! – ich fühlte mich angesicht des Geblubbers als wäre ich in einen Seifenlaugenquirl geraten!) und später noch das eigentliche Highlight: die Rosenölmassage. Dazwischen eine Behandlung mit Rhassoul (weißer und brauner Tonerde), Dampfbaden im Hamam, Relaxen auf der Liege, Teetrinken, noch mehr Dampfbaden und auf dem heißen Stein liegen, noch mehr Relaxen in zeltartigen Betten wie aus Tausend und einer Nacht. Dazu eine leckere Obstplatte. Handy aus, Nichtstun an. Und ja, du liest richtig: entspannen! Ich war tatsächlich absolut relaxed, lies mich durch mein Nichtstun und Nichtsdenken treiben ... hach, was für ein geglücktes Wagnis, dieser Entspannungstag! ;-)

Nach fast vier Stunden wurde ich dann wieder ins Stadtleben entlassen. Natürlich war auf dem Heimweg Stau. Natürlich hatte ich jenseits des Staus eine Telco, zu der ich fast zu spät kam. Aber hey, ich war so ... entspannt!

Als meine Tochter am Spätnachmittag zu mir ins Büro kam, sagte sie: „Mama, hier riecht es so gut!“ – das war das Rosenöl von der Rosenölmassage, das mich noch über die Dusche am nächsten Morgen hinaus wohlig begleitete ...

Und du? Wie entspannst du dich denn am liebsten? Auf der Couch, in der Sauna, im Spa, beim Sport? Oder ganz anders?

13823 10 50+ Lifestyle 28.05.2014   entspannung, hamam, massage, mathilden-hamam, relaxen, rosenölmassage, seifenmassage

10 Kommentare

Yvonne
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 14:42 Uhr

Du Held!!!!! Ich konnte richtig mit dir mitbibbern und dann mit entspannen :) Hach ja!

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Susi
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 14:54 Uhr

ja, ne! Entspannungsheldin! :-) Es war wirklich toll, danke dir noch mal!

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Martina
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 15:11 Uhr

Klingt spannend, die Entspannung unter Hochdruck! Und was besonders lustig ist: Nach genau diesem Portal für Flüge hatte ich gestern gefragt, mit was mit Momo gemerkt. Jetzt hab ich einen Bookmark drauf, mal sehen, wann was gebucht wird.

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Susi
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 17:17 Uhr

Deine Frage hatte ich gestern auch gelesen, aber nur den Betreff und nur auf dem Fönchen - sonst hätte ich es dir selbstverständlich sofort sagen können! ;-)

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Café Clia
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 17:33 Uhr

tja, ich wohne ja in WiesBADEN. und tatsächlich ist das Beste was man hier mit seiner Freizeit anfangen kann, neben wandern im schönen Taunus, in einer der zahlreichen städtischen oder hoteleigenen Thermen ´rumlümmeln.

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Susi
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 18:44 Uhr

Und was genau machst du da, Clia? Du siehst, ich habe Blut geleckt! :-D

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schon ausprobiert !?
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 20:48 Uhr

Liest sich fantastisch!

Ich kann auch schwer entspannen, bei Wellnessbehandlungen werde ich auch mal schnell nervös, ich kann mich schwer in fremde Hände begeben und loslassen…arghhh! Das einzigste wo es zu 100% funktioniert, sind in Thailand die Fußreflexzonenmassagen…da kann es passieren, dass ich sogar wegdussel :-)

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Bianca
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 21:17 Uhr

Oh, da entspanne ich mich ja schon beim Lesen…
Im Alltag entspanne ich am besten beim Hörbuch Hören. Da denke ich an nichts, sondern lasse mich einfach in die Geschichte einsaugen. Auch praktisch beim nächtlichen Aufwachen wenn das Grübeln kommen will.

Bei besonderen Gelegenheiten gehe ich gerne in die Sauna (Hamam möchte ich unbedingt probieren!) oder zu einem Wellness-Tag in einem schönen Hotel.
Hält die Entspannung eigentlich noch an?
Liebe und entspannte Grüße von Bianca

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Conny
am Mittwoch, 28. Mai 2014 um 23:54 Uhr

Ohhhh das klingt wunderbar… Aber ich kann auch Deine gemischten Gefühle nachvollziehen. Zu Anfang mache ich mich auch nicht so gut beim “Nichtstun”. Ich muss mich auch immer drauf einlassen können und auf dieses Erlebnis würde ich mich auch gerne einlassen wollen… :-) Ich hatte einmal das große Vergnügen in der Türkei auch so eine Massage zu genießen und kann mich noch sooo gut daran erinnern, wie toll es gewesen ist.
Danke für den Tipp und einen schönen Feiertag, lieber Gruß Conny

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Susi
am Samstag, 31. Mai 2014 um 11:06 Uhr

Na, das ist ja lustig, dass hier lauter Nicht-Entspannerinnen eintrudeln! :-) Wir sollten vielleicht mal gemeinsam hin ... ;-)

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