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Die neuen Triumphbögen. (Eine ziemlich haarige Kolumne.)

Während wir unsere Körper größtenteils zur quasi haarfreien Zone erklärt haben und jedem noch so zarten Flaum erbarmungslos den Garaus machen, darf es an anderer Stelle umso üppiger sprießen. Dort, wo noch vor wenigen Jahren schmale Bögen die Brauen markierten – und Frauen den Ausdruck ständigen Staunens verliehen –, hat der Zeitgeist den Wildwuchs zum neuen Schönheitsideal erkoren. Wurden Frieda Kahlo und Brooke Shields noch als kühne Brauen-Avantgardistinnen bestaunt, so trägt heute selbst das sonst so zurückhaltende britische Königshaus auffällige „Bold Brows“, Models landen mit Theo-Waigel-Brauen auf dem VOGUE-Titel und Hollywood-Stars lassen sich ihre ausgedünnten, weil überzupften Brauen mit Haarimplantaten renaturieren.

Also einfach wachsen lassen und das Keratin-Gestrüpp der Natur überlassen? Ich bitte Sie: Wann war Schönsein denn je so einfach! Genügten früher allerdings Augenbrauenstift und Pinzette, so steht der weiblichen Braue heute eine ganze Armada an Hilfsmitteln zur Verfügung. Wenn Brauenpuder, Gel und Wachsstifte nicht reichen, dann verhelfen Zupfschablonen zu Starlet-Schwüngen, zum Beispiel à la Katie Holmes.  Selbst der Besuch einer „Brow Bar“ gehört mittlerweile zur regelmäßigen Selbstoptimierungsroutine. Für rund 20 Euro werden die Brauen dort gewachst, gefärbt, geschnitten und in Form gebracht. Alles im Zeichen unbändiger Natürlichkeit! 

Auch ich habe kürzlich bei Macy’s in New York erstmals meine Brauen machen, ach, was sage ich: zu wahren Triumphbögen formen lassen! Meine New Yorker Freundin Katja war von meiner Brauen-Coiffure dermaßen begeistert, dass sie gleich selbst zur Schere griff und widerspenstige Härchen beherzt zurück in die Reihe verwies. Dass nun aber auch Männer auf den neuen Trend aufspringen und sich beim Frisör die Brauen zupfen lassen, geht zu weit. Eine Welt voller Vollbärte ist Männer-Haarmode genug.

(Die Kolumne erschien heute in der Print- und in der Online-Ausgabe der WELT kompakt.)

6628 5 Beauty & Fashion, Column 25.04.2014   augenbrauen, bold brows, buschige brauen, kolumne, modekolumne, welt

5 Kommentare

Annette
am Freitag, 25. April 2014 um 13:06 Uhr

Ich mochte schon immer volle, eher markante Augenbrauen sehr gern - damit meine ich keinen Wildwuchs, sondern natürliche Brauen wie z.B. bei meiner Bloggerfreundin Catherine von http://www.notdressedaslamb.com
Ich habe meine auch noch nie gezupft! Ein bisschen mit einem braunen Brauenstift verdichten, mit einem kleinen Bürstchen drüber und fertig. Ich wüßte gar nicht, was man in einem Studio mit meinen Brauen machen sollte…?!

LG
Annette | Lady of Style

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Susi
am Freitag, 25. April 2014 um 13:20 Uhr

Ich habe ja auch volle Brauen - und mochte sie auch schon immer. Wie oft musste ich mich bei der Kosmetikerin gegen das Ausdünnen wehren! Wobei ich den Bogen schon immer “sauber zupfe”, damit die Brauen nicht bis zu den Augen reichen ... ;-))

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Conny
am Freitag, 25. April 2014 um 19:45 Uhr

Also meine Brauen werden schon gezupft… aber in Maßen… in Form halt und trotzdem macht es einen Unterschied. Irgendwie ist der Blick wacher. Den seltsamen Trend, sich die Brauen fast komplett auszuzupfen, habe ich ohnehin nie verstanden.
Deinen Text finde ich sehr unterhaltsam - tolle Kolumne. Lieber Gruß Conny

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Farbenfreundin
am Samstag, 26. April 2014 um 10:10 Uhr

Wunderbar geschrieben!
Ja, in Wiesbaden gibt es neuerdings auch eine Brow Bar. Ein Augenbrauen Frisör… hm, also mir geht das dann doch zu weit. Außerdem wird meine Kosmetikerin ja dann arbeitslos oder woran soll die dann noch rumzippeln?! Auch, und eigentlich mag ich meine Augenbrauen und habe sie noch nie schmal gezupft und das bisschen Wildwuchs ist schnell eingedämmt.

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ichhebgleichab
am Samstag, 26. April 2014 um 13:28 Uhr

Also ich hab mir noch nie Gedanken über meine Augenbrauen gemacht.
Und jetzt mal ehrlich: wie viele Baustellen wollen wir Frauen uns eigentlich noch aufzwingen lassen?

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